
1. Eckdaten
Titel: Das Gemüsekisten-Kochbuch
Autorin: Stefanie Hieckmann
Verlag: DK Verlag
Erscheinungsjahr: 2024
2. Inhalt und Konzept
• Beschreibung des Konzepts:
Der Ernährungstrend geht weg vom Fleisch, hin zu mehr Gemüse. Und viele Verbraucher*innen legen inzwischen Wert auf Bio-Lebensmittel und beziehen einen Teil ihrer Einkäufe wieder stärker regional, z.B. über Gemüsekisten, die bis an die Haustür geliefert werden oder über die Beteiligung an solchen Projekten wie SoLaWi. Und auch wenn diese Angebote als Service oft Rezepte gleich mitliefern, stellt sich oft die Frage: Was mache ich Schönes aus den tollen und z.T. ungewohnten Gemüsen. Das Buch von Stefanie Hiekmann bietet darauf eine Antwort. Es bietet über 100 feierabendtaugliche Gemüserezepte nach Monaten geordnet und mit zahlreichen Tausch-Optionen, um das ganze Jahr über saisonal und abwechslungsreich zu kochen. Damit holt es auch die ab, die sich nicht an eine Belieferung binden wollen, aber die Wert auf nachhaltige und gesunde Ernährung legen. Das Buch ist also keineswegs nur etwas für Gemüsekisten-Abonnent*innen.
• Besonderheiten des Buches:
Neben den Rezepten zur saisonalen Gemüsen durch das Jahr enthält das Buch Informationen zu über 60 bekannten und weniger bekannten Gemüsesorten, Tipps zum Säubern der Gemüse, Resteverwertung, Haltbarmachung und No-Waste-Ideen. Zudem werden clevere Gemüse-Tauschmöglichkeiten vorgestellt und Ideen für Toppings und andere kleine Hacks präsentiert, die die Gemüseküche vielfältig und kreativ gestalten.
• Struktur des Buches:
Das Buch ist nach Monaten gegliedert, wobei für jeden Monat fünf „Ernte-Lieblinge“ vorgestellt werden. Jedes Kapitel enthält passende Rezepte sowie Tauschoptionen für die Hauptzutaten. Zusätzlich gibt es in jedem Monat auf mindestens einer Doppelseite, der sogenannten „Magazinseite“, vertiefende Informationen zu den Gemüsesorten, den passenden Gewürzen, weitere Rezeptideen für Begleiter, die man das ganze Jahr gebrauchen kann (z.B. Saucen oder Kuchen zum Dessert), Basics und Tipps zur Konservierung und Verwertung von Gemüseresten bzw. auch den Teilen, die gerne sonst im Abfall landen. Im Mittelpunkt steht immer das regionale Gemüse, darunter auch die „kantigen“ Sorten – so bezeichnet Stefanie Hiekmann Chicorée, Rosenkohl, Topinambur und die Kohlsorten, die bei einigen erst noch (am besten mit dem richtigen Rezept) für Begeisterung sorgen müssen.
Das Buch beginnt mit einer kurzen Einleitung, die das Konzept des Buches kurz erläutert und Hinweise zum Gemüsetausch gibt (wie z.B. Garzeiten anpassen, etc.). In diesem Teil ermutigt die Autorin dazu, sich auszuprobieren und kreativ zu werden und die Rezepte durchaus auch nur als Anregung wahrzunehmen.
Auch gut gefällt, dass sie ausdrücklich auf den Wert des Registers hinweist – neben den 60 Rezepten finden sich eben noch mehr Ideen zu weiteren Gemüsen auf den „Magazinseiten“ und diese lassen sich gut über den Index finden. Obligatorisch in einem Buch zur saisonalen Küche ist der vierseitige Saisonkalender, hier nach den Kategorien Gemüse, Obst, Salate und Kräuter geordnet. Folgende Gemüsesorten sind den Monaten zugeordnet:
Januar: Lauch, Chicorée, Rotkohl, Schwarzer Rettich und Topinambur
Februar: Rote Zwiebeln, Meerrettichwurzel, Urkarotten, Austernpilze, Weißkohl
März: Gelbe Bete, Champignons, Pak Choi, Pastinaken, Radieschen
April: Rhabarber, Grüner Spargel, Weißer Spargel, Rucola, Kopfsalat
Mai: Spinat, Fenchel, Frühlingszwiebeln, Spitzkohl, Mairübchen
Juni: Ackerbohnen, Mangold, Bundkarotten, Kohlrabi, Brokkoli
Juli: Blumenkohl, Erbsen, Gurken, Zucchini, Zuckerschoten
August: Tomaten, Kartoffeln, Auberginen, Paprika, Bohnen
September: Süßkartoffeln, Mais, Rote Bete, Romanasalatherzen, Staudensellerie
Oktober: Hokkaidokürbis, Shiitakepilze, Wirsing, Petersilienwurzeln, Zwiebeln
November: Rosenkohl, Steckrüben, Chinakohl, Butternutkürbis, Schwarzwurzeln
Dezember: Knollensellerie, Grünkohl, Radicchio, Feldsalat, Kräuterseitlinge
Einhundertprozentige Saisonköchinnen und -köche könnten hier kritisieren, dass die Zuordnung zu den Monaten etwas willkürlich erscheint und einiges aufgrund der Kultur (insbesondere bei den Pilzen) und der modernen Lagerhaltung ganzjährig erhältlich ist. Auch macht die Autorin bei einigen Rezepte Zugeständnisse im Hinblick auf die passende Jahreszeit und verwendet z.B. im Dezember Trauben oder im Februar Pflaumen. Dasselbe gilt für die Regionalität. Diese „Ausrutscher“ kommen aber selten vor und nur in kleinen Mengen. Sie passen aber immer hervorragend zu den saisonalen Gemüsen, die immer die Hauptrolle spielen.
Von den 60 (Haupt-)Rezepten enthalten fünfzehn Rezepte Fleisch (Hähnchen, Rinderhack, Speck, Mettwurst und Salami) und drei Fisch (Räucherfisch, Kabeljau, Lachs). Dabei lassen sich allerdings die Fleischanteile in vielen Rezepten entweder gut ersetzen oder auch einfach weglassen. Daneben finden sich umgekehrt auch typische Fleischrezepte in einer Veggie-Variante, z.B. ein Austernpilz-Döner oder sogar Kräuterseitlinge als perfekte Jakobsmuscheln-Imitate. Selten kommen auch Fertigprodukte zum Einsatz (Teige, Backwaren), um schneller zum Ziel zu gelagen, was im stressigen Alltag durchaus erlaubt ist.
3. Zielgruppe
Das Buch richtet sich an alle, die saisonal und regional kochen möchten, einschließlich Gemüsekisten-Abonnenten, Hobbyköchen und Menschen, die ihre Alltagsküche abwechslungsreicher gestalten wollen. Sowohl Vegetarier als auch Fleisch- und Fischliebhaber finden passende Rezepte, die schnell und einfach zuzubereiten sind, aber dennoch oft eine raffinierte Note haben.
4. Rezepte und Vielfalt
• Anzahl der Rezepte: 60 ausführliche Rezepte, plus ca. 40 kurze, mit Tauschoptionen die mehr als 300 Varianten ermöglichen.
• Vielfalt der Gerichte:
Die Rezepte decken eine breite Palette von Gerichten ab, darunter vegetarische und vegane Optionen sowie Gerichte mit Fleisch oder Fisch. Es werden verschiedene Zubereitungsmethoden vorgestellt, um die Vielfalt der Gemüseküche zu betonen.
• Originalität und Kreativität:
Die Autorin präsentiert sowohl Küchen- und Gemüseklassiker (wie z.B. Carbonara, Rührei, Ofengemüse) als auch ungewöhnlichere Ideen (z.B. Gebratenen Rhabarber mit Quinoa, Rucola und Hirtenkäse). Manchmal sind es auch ungewöhnliche Kombinationen (wie eine Pasta mit Wirsing) oder kleine Twists, die Bekanntes aufpeppen, wie z.B. unterschiedliche Aromen an Mayonnaise oder ein raffiniertes Topping, das Crunch und Geschmack bringt.
5. Schwierigkeitsgrad
Die Rezepte sind unkompliziert und mit überschaubarem Zeitaufwand realisierbar. Die Zutaten sind in Bioläden oder Supermärkten erhältlich, sodass sowohl Anfänger als auch erfahrene Köche die Gerichte problemlos nachkochen können. Alle Gerichte sind somit absolut alltags- und feierabendtauglich.
6. Fotografie und Design
• Bildqualität:
Das Buch enthält zu jedem Gericht ein Foto und darüber hinaus zahlreiche Gemüse und Ernte-Fotos, die die Gerichte und Zutaten ansprechend präsentieren und zum Nachkochen animieren. Stefanie Hiekmann zeichnet sich auch für die Fotografie verantwortlich und ebenso mitverantwortlich für das Foodstyling, das sehr gelungen ist. Im Mittelpunkt steht das Gericht, viele Requisiten werden nicht benötigt. Geschmackssache ist die Farbgestaltung oder vielmehr die Fotobearbeitung – alles ist etwas pastellfarben gehalten und wirkt wie durch einen Retrofilter gesehen, was die Gerichte trotz der Farben manchmal etwas „blaß“ wirken lässt.
• Layout und Gestaltung:
Die Gestaltung ist übersichtlich, mit klar strukturierten Rezepten und informativen Zusatzseiten. Die Monatsgliederung erleichtert die Orientierung und Auswahl der saisonalen Rezepte. Die Rezepte finden sich immer auf einer Doppelseite mit einem ganzseitigen Foto und klar gegliedertem Layout nach Zutaten, Zubereitung und Tauschoptionen. Die gewählten Schriftarten sind ansprechend und gut lesbar. Die Farbgestaltung orientiert sich passend zum Thema an natürlichen Farbtönen: es dominieren Grün, Braun und Orange-Rot in unterschiedlichen, abgetönten Schattierungen und weil mit Komplementärkontrasten gearbeitet wird, wirkt alles dennoch sehr lebendig und ansprechend.
• Nutzung der Bilder:
Jedes Rezept wird von einem passenden Foto begleitet, das die Präsentation des Gerichts zeigt und als visuelle Anleitung dient. Die Gemüse- und Ernte haben rein ästhetischen Charakter, weitere Hilfestellungen (z.B. zum Gemüseputzen o.ä.) sind damit nicht verbunden.
7. Sprache und Anleitungen
Die Rezepte sind verständlich und präzise formuliert, mit klaren Zubereitungsschritten und hilfreichen Tipps. Dies ermöglicht ein problemloses Nachkochen und fördert das Verständnis für die Verarbeitung verschiedener Gemüsesorten. Die Rezeptangaben sind stimmig und die Gerichten gelingen somit problemlos.
8. Besonderheiten
Das Buch bietet neben Rezepten auch Wissenswertes über verschiedene Gemüsesorten, Tipps zur Resteverwertung, Haltbarmachung und kreative Tauschoptionen. Es fördert eine nachhaltige und abwechslungsreiche Küche und inspiriert dazu, neue Gemüsesorten auszuprobieren.
9. Preis-Leistungs-Verhältnis
• Preis des Buches: 24,95 €
Angesichts der Vielzahl an Rezepten, Ideen, Tipps und der hochwertigen Gestaltung bietet das Buch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
10. Gesamteindruck und Empfehlung
„Das Gemüsekisten-Kochbuch“ ist ein inspirierendes Werk für alle, die saisonal und nachhaltig kochen möchten. Die Vielfalt und Originalität der Rezepte, die kreativen Tauschoptionen und die informativen Zusatzinhalte machen es zu einer wertvollen Ergänzung in jeder Küche. Selten passiert es mir, dass ich am liebsten nahezu alle Rezepte in einem Kochbuch nachkochen möchte – hier ist das so. Eine Schatzkiste für Personen, die regelmäßig Gemüsekisten beziehen und eine Fundgrube für alle, die einfach ihren Gemüseverbrauch steigern möchten. Ein Buch, das jede Kochbuchsammlung bereichert. Es hat zurecht beim Deutschen Kochbuchpreis 2024 Gold in der Kategorie „Saisonale Küche“ gewonnen.
12. Bewertung
• Gesamtbewertung: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Bewertung nach Kategorien:
• Inhalt und Konzept: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Zielgruppe: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Rezepte und Vielfalt: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Schwierigkeitsgrad: 🥄 🥄🥄
• Fotografie und Design: 🥄🥄🥄🥄🥄
• Sprache und Anleitungen: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Besonderheiten: 🥄🥄🥄🥄🥄
• Preis-Leistungs-Verhältnis: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
12. Nachgekocht

Karamellisierte Cashewkerne sorgen für den Crunch und süßsaure Cranberrys für das gewisse Etwas – das begeistert auch Rosenkohl-Hasser.

Eine tolle Wintersuppe, die durch einen Apfel und Apfel-Balsamico eine fruchtige Würze bekommt. Die Mettenden habe ich hier durch eine angebratene vegane Chorizo ersetzt – das passte auch wunderbar.

Eine schöne, schnelle und einfache Suppe, die besonderes Aroma durch Kaffirlimettenblätter und helle Misopaste erhält.

Comfort food at its best – Kokosmilch bringt die Cremigkeit, Chili den Pep, Kürbiskerne den Crunch. Köstlich!

und Feta, karamellisierten Walnüssen und einer Baharat-Granatapfel-Marinade. Enough said. Hammer!

Ein herrliches Butter-Chicken mit Kokos, Tomate und roter Currypaste und on top buttrig-gebratene Schwarzwurzelstreifen… mmmmhhhhmmm…

Fertiggekaufte Tortilla Wraps werden hier mit einer Parmesan-Creme zum schnellen Essen. Topp Idee, die super funktioniert.

Sehen aus wie Jakobsmuscheln und sind von der Konsistenz auch sehr ähnlich: die Stiele von Kräuterseitlingen! Auf einem „Graupotto“ und mit dem bitter-frischen Radicchio die ideale Kombi!

Die ideale Winterpasta: Vollkornnudeln gehen hier mit einem köstlichen Rahmwirsing mit viel Parmesan eine wunderbare Verbindung ein. Der Clou aber sind die Nussbrösel aus Cashewkernen, Panko und Butter. Ein wunderbarer Geschmacksbooster.

Ein asiatisch angehauchter Rotkohlsalat, dem die Orangen eine schöne Frucht und Süße verleihen. Dazu Rinderhackbällchen, ebenfalls asiatisch angehaucht durch die Würze mit Sojasauce und als Knüller dazu: eine Miso-Orangen-Mayonnaise. Im Zusammenspiel wird es dann ganz perfekt.

Ein schnelles Feierabend-Essen, das ich so oder so ähnlich häufiger mache: mit Shiitake- und Austernpilzen und Champignons. Hier ist es an das Zürcher Geschnetzelte angelehnt, die Austernpilze sollen das Fleisch vom Mundgefühl her ersetzen. Damit das auch gelingt werden die Pilze portionsweise angebraten, damit sie nicht unnötig Wasser ziehen und schön Farbe bekommen. Immer lecker.

Schnell gemacht zum Feierabend – Schwarzer Rettich und Kartoffeln (zu gleichen Teilen) grob raspeln und mit Eiern, Mehl und Salz vermengen und in der Pfanne braten. Dazu gibt es einen frischen Quark, laut Rezept mit Frühlingszwiebeln – hier habe ich ihn mit Schnittlauch angerührt. Sehr lecker!

MEGA!
Tolle Kombi aus im Ofen auf einem Salzbett gebackenen Gelben Beten, karamellisierten Walnusskernen (hier Pekannüssen) mit einem Hauch Rauchsalz, roten Zwiebeln, Birnen und Ziegenfrischkäse sowie einer Orangen-Senf-Vinaigrette aus Orangen- und Zitronensaft, Olivenöl, Weißweinessig, Ahornsirup und körnigem Senf. 

„Ein ganz simples Gericht, das doch überraschende Aromen auf den Tisch bringt“, schreibt die Autorin dazu – stimmt! Besonderer Clou: die ersten deutschen Frühkartoffeln wurden dazu zubereitet. Die werden erst gekocht, die Mairübchen hingegen kommen roh in die Pfanne mit Olivenöl und später kommen die gekochten und halbierten Kartoffeln noch dazu. Alles wird mit Butter glasiert und zuletzt wird die Petersilie untergehoben. Sehr, sehr lecker!