Angela Hemm – Angie Thai Kitchen

1. Eckdaten

Titel: Angie Thai Kitchen – Thailands beliebteste Rezepte

Autorin: Angela Hemm

Verlag: Selbstverlag

Erscheinungsjahr: 2025

2.Inhalt und Konzept

Angela Hemm, auf Instagram bekannt als Angie Thai Kitchen, hat mit „Thailands beliebteste Rezepte“ ein Herzensprojekt realisiert – und zwar in Eigenregie. Das Buch ist eine Liebeserklärung an ihre zweite Heimat, ihre Wurzeln und die Küche ihrer Kindheit. Entstanden ist ein authentisches, persönliches Kochbuch, das nicht nur Rezepte liefert, sondern auch Identität, Erinnerung und kulturelle Verbundenheit sichtbar macht.

Im Vorwort beschreibt Angela offen, wie es für sie war, in Deutschland als „asiatisch gelesene“ Person (S. 5) aufzuwachsen – und wie sie erst über das Kochen ihre Wurzeln wiederentdeckt und angenommen hat. Thai-Küche wurde für sie zur Brücke zwischen Herkunft und Zuhause, zwischen Tradition und Moderne – und das spiegelt sich auch im Buch wider.

Sie betont, dass es ihr nicht darum ging, Haute Cuisine aus Thailand zu präsentieren, sondern die beliebtesten Alltagsgerichte aus der Familienküche – insbesondere aus dem Nordosten Thailands (Isaan). Dabei geht es sowohl um schnelle Gerichte mit wenigen Zutaten als auch um aufwändigere Klassiker, die sie über die Jahre in authentischer Form gesammelt und für westliche Küchen zugänglich gemacht hat.

Ein großer Fokus liegt auf dem praktischen Zugang: Angela gibt viele Tipps, wie man improvisieren kann, wenn Zutaten schwer erhältlich sind, welche Küchenausstattung nötig ist – oder auch nicht – und wie man selbst Würzbasen und Fischsaucen herstellen kann. Damit möchte sie Berührungsängste abbauen und zeigen: Thai-Küche ist zugänglicher, als man denkt.

Struktur des Buches

Das Buch ist klar gegliedert und bietet sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen Orientierung:

  • Grundlagenkapitel: Aromen, Zutaten, Würzpasten, Reis, Küchenausstattung

Angela Hemm eröffnet ihr Kochbuch mit einem umfangreichen Grundlagenkapitel, das mehr ist als reine Warenkunde. Es ist eine niedrigschwellige, sehr persönlich gefärbte Einladung in die Welt der thailändischen Küche – immer mit dem Ziel: „Thailändisch kochen ist nicht kompliziert, nur fremd.“

Aromen & Basiswissen – die fünf Geschmacksrichtungen
Angela stellt auf je einer Doppelseite die zentralen Geschmacksrichtungen der Thai-Küche vor und verknüpft diese mit praxisnaher Zutatenkunde:

  • Salzig: Fischsauce, Sojasaucen (hell, dunkel, japanisch, chinesisch), Austernsauce, vegane Alternativen
  • Umami: Tiefgehender Exkurs zu Glutamat (MSG), inkl. wissenschaftlicher Quellen & rassismuskritischer Kontextualisierung
  • Sauer: Tamarindenpaste (inkl. Anleitung zur Zubereitung), Limetten
  • Süß: Palmzucker und Alternativen, inkl. Tipps zur Anwendung
  • Scharf: Chilis (frisch & getrocknet), Dosierung & Sortenwahl

Besonders hervorzuheben ist der differenzierte und sehr reflektierte Umgang mit MSG – inklusive Aufklärung über Mythen, gesundheitliche Einordnung und kolonial-rassistische Narrative. Für ein Selfpublishing-Kochbuch ist das außergewöhnlich fundiert.

Kräuter, Gewürze & Hauptzutaten
Angela gibt einen detaillierten Überblick über die wichtigsten Zutaten, die in der Thai-Küche (und in ihren Rezepten) eine Rolle spielen. Dazu gehören:

  • Kräuter & Aromen: Thai-Basilikum (drei Sorten), Kaffirlimettenblätter, Zitronengras, Galgant, Pandanus, Koriander (inkl. Wurzel), weißer Pfeffer
  • Currypasten: Beschreibung und Unterschiede zwischen roter, gelber, grüner, Massaman- und Panang-Currypaste
  • Kokosmilch: Verwendung in Currys, Desserts, Getränken – inkl. Erklärung zur Auswahl im Supermarkt
  • Reis & Nudeln: Zubereitung, Sortenkunde (Jasminreis, Klebreis), Eiernudeln, Glasnudeln, Reismehlnudeln
  • Starterset: Auflistung aller Vorratszutaten & frischen Komponenten – ein Thai-Basisküchen-Setup für Anfänger*innen

Alltagspraktikabilität & Ermutigung zum Improvisieren
Angela legt großen Wert darauf, dass Thai-Küche auch in deutschen Küchen funktioniert – und das mit Freude und Leichtigkeit. Sie liefert:

  • Einkaufstipps: Unterschiede zwischen Asia-Shop, Supermarkt und TK-Abteilung
  • Zutaten-Alternativen: z. B. Miso für Shrimp Paste, brauner Zucker für Palmzucker, Limettenschale statt Kaffirblättern
  • Küchenutensilien erklärt: Mörser, Reiskocher, Wok, Klebreisdämpfer – plus alltagstaugliche Ersatzlösungen
  • Küchenhelfer: vom Bambuskorb über Julienne-Schneider bis zum Kochlöffel – und was man nicht zwingend braucht
  • Mut zur Lücke: Angela ermutigt ausdrücklich dazu, auch mit unvollständiger Ausstattung zu kochen – Hauptsache, man hat Lust!

Das Grundlagenkapitel ist ein echtes Highlight des Buchs. Es bietet weit mehr als oberflächliches Thai-Wissen: Es vereint fundierte Erklärungen, kulturelle Hintergründe, persönliche Erfahrungen und ganz praktische Alltagstipps. Besonders hervorzuheben ist der respektvolle, aufklärende Ton, mit dem Angela sowohl Insiderwissen teilt als auch Anfänger*innen die Hand reicht. Es ist diese Kombination aus Wissensvermittlung, kultureller Kontextualisierung und Küchenalltag, die das Kapitel so wertvoll macht.

  • Rezeptkapitel

Ohne großen Aufwand kochen
Selfmade-Würze & einfache Basics für mehr Geschmack:
Angela startet dieses Rezeptkapitel mit einer motivierenden Prämisse – viele Komponenten der Thai-Küche lassen sich einfach vorbereiten, lange lagern und im Alltag griffbereit halten. So wird Thai-Küche auch unter der Woche möglich. Ohne viel Aufwand, aber mit vollem Geschmack.

Die thailändische Küche basiert auf vielen kleinen Komponenten, die Gerichte am Ende abrunden oder verfeinern. Angela zeigt, welche davon sich besonders gut selber machen lassen – nicht nur aus Kostengründen, sondern auch, weil der Geschmack besser und intensiver ist als bei gekauften Produkten. Gleichzeitig betont sie: Es ist völlig okay, bei Bedarf auch auf Fertigprodukte zurückzugreifen – Hauptsache, man kocht überhaupt. Der Unterschied liegt für sie nicht im Anspruch, sondern in der Alltagstauglichkeit.

Was Angela selbst macht – und warum:

  • Fried Garlic (Knoblauchöl): aromatischer als gekaufte Produkte, perfekt als knuspriges Topping
  • Prik Pon (Thai-Chilipulver): schärfer & intensiver als die Varianten im Handel
  • Pepperoni-Essig (Nam Prik Som): verfeinert Suppen & Nudelgerichte – mit wenigen Zutaten angesetzt
  • Khao Kua (geröstetes Reispulver): aus geröstetem Klebreis, verleiht Laab & anderen Gerichten nussigen Crunch
  • Tamarindenpaste: selbst angesetzt aus Blöcken, weil Fertigprodukte geschmacklich zu schwanken
  • Vegane Fischsauce: als DIY-Alternative zu industrieller Fischsauce – aus Pilzen, Algen, Sojasauce & Umami-Komponenten

Angela liefert konkrete Rezepte für alle diese Komponenten – in kleinen Portionen und mit Zutaten, die meist gut verfügbar sind.

Was sie kauft – und warum:

  • Currypasten (rot, grün, gelb): Für sie sind die fertigen Pasten aus dem Asia-Shop geschmacklich überzeugend und ideal für Vielbeschäftigte.
  • Nam Prik Pao (geröstete Chili-Paste): Angela sagt: Eine Dose hält ewig – und die Qualität im Shop stimmt.
  • Five Spice Powder: wird bei ihr nur selten verwendet – daher kauft sie es bei Bedarf

Angela betont, wie sinnvoll es ist, sich eine kleine Thai-Vorratsküche aufzubauen – mit selbstgemachten Gewürzen und vorbereiteten Zutaten, die schnell einsatzbereit sind. Das spart Zeit, gibt Flexibilität und macht Thai-Küche alltagstauglich, auch ohne großen Aufwand oder exotische Küchenausstattung.Dieses Kapitel ist ein echtes Plädoyer fürs Selbermachen – ohne Dogma. Angela gibt praktische, nachvollziehbare Anleitungen für Würzpasten und Aromenbausteine, die sich gut vorbereiten und lange lagern lassen. Damit zeigt sie: Authentische Thai-Küche beginnt nicht mit stundenlangem Einkauf, sondern mit ein paar guten Basics im Vorratsschrank.

Snacks & Appetizer

Streetfood-Flair für zuhause
Das dritte Rezeptkapitel von Angela Hemms Buch bringt das auf den Tisch (oder besser: in die Hand), was Thai-Küche im Alltag so beliebt macht – Snacks, kleine Gerichte und Appetizer mit Streetfood-Charakter. Angela stellt gleich zu Beginn klar: Was wir hierzulande gerne als „Vorspeise“ deklarieren, wird in Thailand eher als Snack für zwischendurch, als Beilage oder als Teil einer größeren Mahlzeit verstanden – häufig serviert auf der Straße, zum Mitnehmen, ohne Besteck, aber mit viel Aroma.

Die Rezepte in diesem Kapitel sind herzhaft, knusprig, würzig oder erfrischend scharf, teils aus der Fritteuse, teils vom Grill oder aus dem Suppentopf. Die Palette reicht von bekannten Favoriten bis hin zu spannenden Neuentdeckungen:

•Wan Tan-Varianten:
Wan Tan – frittierte Teigtaschen
Giao Nam  – Wan Tan-Suppe, klassisch und comforting

•Fleischhaltige Klassiker:
See Krong Moo – knusprige Schweinerippchen mit viel Knoblauch
Gai Toad – frittierte Hähnchenteile
Saté Spieße – u. a. mit Curry-Kurkuma-Marinade, vom Grill

•Dips & Beilagen:
Nam Jim Mamuang Bla Wan – süß-scharfer Garnelendip mit Mango
Prik Gua – aromatisches Chilisalz
Fischsaucen-Dip und Erdnusssauce – die unverzichtbaren Begleiter

•Vegetarisch & vegan:
Tofu- und Tempeh-Varianten, z. B. als Saté oder gebacken
Khao Yee – Klebreis mit Ei

Angela bleibt auch in diesem Kapitel ihrer Linie treu: alltagstauglich, aber authentisch, mit vielen selbstgemachten Würzen (die z. T. im vorherigen Kapitel vorbereitet wurden), vielseitig einsetzbar: Einige Rezepte eignen sich auch als Komponenten für Bowls, Salate oder Buffets. Ihre Rezeptauswahl bringt die Vielfalt der thailändischen Snack-Kultur auf den Punkt – und macht sie durch präzise Anleitungen und nachvollziehbare Zutatenlisten auch für deutsche Küchen zugänglich.

Ein Kapitel, das Spaß macht – sowohl beim Nachkochen als auch beim Servieren. Ob Fingerfood, Beilage oder Streetfood auf dem Sofa: Hier ist für jede*n etwas dabei. Angela gelingt es, die berühmte Aromendichte der Thai-Küche in kleinen Portionen einzufangen – und das mit einem Mix aus bekannten Klassikern und kreativen Neuentdeckungen.

Hauptspeisen

Thailands Klassiker in voller Bandbreite
Dieses Kapitel ist das kulinarische Herzstück des Buches – Angela Hemm schöpft hier wirklich aus dem Vollen. Was man aus dem Thai-Restaurant kennt oder vielleicht aus dem Urlaub in Bangkok oder Chiang Mai mitgebracht hat, findet man in diesem Kapitel wieder – und zwar authentisch, zugänglich und alltagstauglich. Die Auswahl ist beeindruckend umfangreich und reicht von aromatischen Suppen über knackige Wokgerichte bis hin zu cremigen Currys und gebratenen Reis- und Nudelgerichten.

Angela versammelt hier die „Greatest Hits“ der thailändischen Küche – mit klarem Fokus auf beliebte Klassiker, die den meisten geläufig sind, aber auch ergänzt durch ein paar geerdete Neuentdeckungen:

  • Suppen & Salate
    • Tom Yum Goong – scharfe Garnelensuppe
    • Tom Kha Gai – pikante Kokossuppe mit Hähnchen
    • Som Tam Thai – thailändischer Papaya-Salat
    • Yum Wunsen – Glasnudelsalat
  • Currys
    • Geang Massaman Gai – Massaman-Curry mit Hähnchen
    • Geang Pad Gai Gung – Rotes Curry mit Hähnchen & Garnelen
    • Geang Kiew Waan Nur – Grünes Curry mit Rind
    • Geang Panang Nua – Panang-Curry mit Rind
  • Reis- & Nudelgerichte
    • Pad Thai Gung – mit Garnelen
    • Pad Thai Vegan – ohne tierische Produkte
    • Khao Pad Sappalot – gebratener Ananasreis
    • Khao Pad Gung – gebratener Reis mit Garnelen
    • Khao Man Gai – Hähnchen mit Reis in Brühe
  • Wokgerichte & Gemüsegerichte
    • Pad Krapao Gai – Basilikum-Hähnchen
    • Pad Broccoli Nuea – Broccoli mit Rind (Beef & Broccoli auf Thai-Art)
    • Pad Faktong – Kürbispfanne mit asiatischem Twist
    • Pad Pak Bung –  Spiegelei und Morning Glory (Wasserspinat) – schwer erhältlich, aber schön, dass es drin ist!

Angela bleibt auch in diesem Kapitel ihrer Linie treu:

  • Authentizität ohne Dogma: Zutaten werden erklärt, Alternativen genannt, aufwendig wird’s nur, wenn es sich lohnt
  • Breite statt Nische: Sie denkt nicht elitär, sondern breitenwirksam – die Rezepte sind so aufbereitet, dass man sie auch ohne Bangkok-Wochenmarkt nachkochen kann
  • Klassiker & Komfortfood: Vom scharfen Klassiker bis zum milden Allrounder ist alles dabei

Besonders schön: Auch vegetarische und vegane Optionen sind vertreten – etwa beim Pad Thai oder durch clevere Zutatenwechsel.

Ein rundum gelungenes Kapitel, das zeigt: Thai-Küche ist nicht nur aromatisch, sondern auch unglaublich vielfältig und flexibel. Wer „nur“ Pad Thai kennt, entdeckt hier das ganze Spektrum – wer sich schon auskennt, findet hier die Lieblingsgerichte endlich in gut nachkochbarer Form. Für alle, die Thai-Küche lieben oder kennenlernen möchten, ist dieses Kapitel ein echtes Geschenk.

Thai Isaan – im Nordosten Thailands

Mit diesem Kapitel taucht Angela Hemm in eine Region ein, die touristisch weniger bekannt, kulinarisch aber von großer Bedeutung ist: den Isaan im Nordosten Thailands. Die Gerichte dieser Region sind kräftiger, rustikaler und oft überraschend anders als die bekannteren Speisen aus Zentral- oder Südthailand. Angela gelingt es, die Isaan-Küche nicht als folkloristische Fußnote, sondern als eigenständige kulinarische Kraft darzustellen – mit all ihren laotischen und vietnamesischen Einflüssen, fermentierten Aromen und dem Fokus auf Reis, Kräuter, Dips und Texturkontraste.

Die Region Isaan grenzt an Laos – das prägt die Küche deutlich: viele Gerichte wie Som Tam, Khao Piak oder Laab Gai haben laotische Wurzeln. Nach dem Vietnamkrieg ließen sich viele vietnamesische Familien in der Region nieder – auch ihre Esskultur hat Spuren hinterlassen. Isaan-Küche ist bekannt für:

    • kräftige Aromen, z. B. durch fermentierte Fischsaucen
    • ungewöhnliche Fleischstücke, wie Innereien oder knuspriger Schweinebauch
    • aromatische Dips
    • Klebreis statt Jasminreis – meist mit der Hand gegessen

Angela fängt diese Besonderheiten gut ein – informativ und zugleich alltagstauglich vermittelt. Die Rezeptauswahl ist vielseitig, mutig und dabei gut zugänglich erklärt:

  • Salate & Dips:
    • Laab Gai – würziger Hähnchensalat
    • Nam Tok Nuea – aromatischer Rindfleischsalat
    • Som Tam Isaan – Papayasalat im Isaan-Style
    • Tam Tua – klassischer Bohnensalat
    • Nam Jim Jaew – Isaan-Dip mit geröstetem Reis
    • Tamarindendip, Meeresfrüchtedip
  • Herzhafte Hauptgerichte:
    • Neam Kluk – Knuspriger Reissalat mit Thai-Wurst
    • Pad Moo Krob – knuspriger Schweinebauch
    • Gaeng Normai – Bambuseintopf mit Kürbis, Zucchini & Pilzen
  • Besonderheiten:
    • Anleitung zur Zubereitung von Klebreis ohne Dämpfeinsatz
    • Reisnudeln selbst gemacht – für Khao Piak Sen, eine cremige Suppe mit Huhn

Angela streut überall kleine Tipps ein, die helfen, regionale Zutaten zu ersetzen, ohne das Aroma zu verlieren.

Ein spannendes Kapitel, das bewusst nicht auf Hochglanz-Ästhetik, sondern auf Erdung, Geschmack und kulturelle Tiefe setzt. Angela zeigt mit viel Respekt und Liebe zur Region, wie man die bodenständige, herzhafte Küche des Nordostens auch bei uns umsetzen kann. Wer Thai-Küche abseits der Klassiker entdecken will, wird hier fündig – und glücklich.

Desserts & Drinks

In ihrem letzten Kapitel bringt Angela Hemm noch einmal alles auf den Tisch, was die thailändische Küche an süßen Glücksmomenten und ikonischen Getränken zu bieten hat – von Streetfood bis Familienküche. Und das in einer Breite, die man in deutschsprachigen Thai-Kochbüchern selten findet.

Ob cremig oder gekühlt, mit Pandan, Kokos, Tapioka oder süßem Klebreis – die Dessertwelt Thailands ist exotisch, überraschend vielseitig und herrlich verspielt. Ergänzt wird sie durch eine Auswahl authentischer Drinks, die vielen Asien-Fans aus dem Urlaub oder vom Asia-Markt vertraut sein dürften.

Angela widmet sich mit spürbarer Begeisterung den Getränken Thailands – inklusive ihrer eigenen Lieblingsrezepte. Und es bleibt nicht bei einem Thai Milk Tea:

  •  Cha Nom Yen – der klassische Thai-Milchtee mit süßer Kondensmilch und schwarzen Tapiokaperlen
  • Cha Keow Yen – grüner Thai-Tee mit gesüßter Kondensmilch, herrlich erfrischend und ein echter Geheimtipp („meine Freundin Lizzie ist süchtig!“, S. 214)
  •  Butterfly Pea Ice Tea – farbverändernder Tee mit Zitroneneffekt: von Blau zu Lila
  • Limetten-Eistee & Longan-Eistee – süß-sauer, fruchtig und eiskalt

Die Drinks sind mehr als Beiwerk – sie sind ein integraler Bestandteil des kulinarischen Erlebnisses und machen das Kapitel besonders lebendig.

Desserts – süße Klassiker & Neuentdeckungen
Die süßen Speisen stehen den Drinks in nichts nach – ganz im Gegenteil: Die Vielfalt ist beeindruckend, und die Rezepte sind so aufbereitet, dass man auch ohne exotischen Zutatenstress nachkochen kann. Die meisten Zutaten sind gut erhältlich oder durch Hinweise ersetzbar.

  • Mango Sticky Rice – mit gelben Mungbohnen als Crunch
  • Schwarzer Klebreis mit Kokosmilch
  • Frittierte Bananen – Streetfood-Feeling pur
  • Kokos-Pfannküchlein
  •  Pandan-Chiffon-Kuchen & Pandan-Waffeln – schön grün durch Pandanextrakt
  • Reisbällchen in Kokosmilch
  • Kürbis in Kokosmilch, Tapioka-Perlen mit Kokosmilch, schwarze Bohnen in Kokosmilch
  • Crushed Ice Desserts & Pandan-Pudding-Nudeln

Angela gelingt es, auch europäische Leser*innen für ungewohnte Aromen und Konsistenzen zu öffnen – etwa mit der schwarzen Bohne in Kokosmilch. Alles wird verständlich erklärt und liebevoll kontextualisiert.

Dieses Kapitel rundet das Buch nicht nur ab, sondern hebt es auf eine neue Ebene: Die Drinks machen Spaß, die Desserts verbinden Kindheitsnostalgie mit Tropen-Flair, und die Kombination aus cremig, kalt, chewy und knusprig bietet einen faszinierenden Kontrast zu den herzhaften Kapiteln. Angela zeigt hier nicht nur ihr Können, sondern auch ihre Verbundenheit mit der thailändischen Alltagskultur – und macht Lust, auch mal einen Pandan-Chiffon-Kuchen zu backen.

  • Zusatzteile:

Thai-Wörterbuch mit Redewendungen, Vokabeln und kulturellen Erklärungen
Ein besonders sympathischer Bonus findet sich ganz am Ende des Buches: ein kleines Thai-Wörterbuch, das nicht nur Vokabeln liefert, sondern auch ein echtes Gefühl für die Esskultur und sprachliche Nuancen vermittelt. Angela Hemm hat hier praktische Begriffe und Redewendungen zusammengestellt, die auf Reisen durch Thailand – oder im Gespräch mit thailändischen Köch*innen – wirklich nützlich sind.

Wörter mit Seele

Manchmal sind es nicht die Rezepte, die uns am tiefsten berühren – sondern Worte. Drei kleine Begriffe, wie sie Angela Hemm in ihrem Thai-Wörterbuch vorstellt, erzählen mehr über das Wesen der thailändischen Esskultur als jedes Kochanleitung je könnte. Sie nennt sie „Wörter mit Seele“ – und genau das sind sie.

🌀 Sà-baai sà-baai – das ist mehr als „alles locker“. Es ist das leise Summen eines Ventilators an einem heißen Tag, das zufriedene Lächeln beim ersten Löffel Curry, der Moment, wenn niemand hetzt. Es ist ein Lebensgefühl: gelassen, freundlich, frei von Druck. Ein stilles Ja zum Leben.

💙 Jai yen yen – „kühles Herz“. In einer Welt, die oft laut ist, steht dieser Ausdruck für innere Ruhe und Klarheit. Nicht impulsiv sein, sondern die Dinge mit Weitblick betrachten – selbst wenn’s mal brennt. Es ist die Kunst, im Chaos die Ruhe zu finden. Kochen kann genau das sein.

🌊 Nám jai – das „Wasser des Herzens“. Es beschreibt das stille, tiefe Mitgefühl, das einem im thailändischen Alltag auf Schritt und Tritt begegnet: in der dampfenden Suppe, die geteilt wird. In der helfenden Geste, die ohne Worte auskommt. In der Einladung zum Mitessen. Nám jai ist: Du bist willkommen.

Diese Wörter sind mehr als nur Vokabeln. Sie sind das, was bleibt, wenn das Essen längst vorbei ist.

Und zum Schluss: Persönliche Danksagung mit klarer Verortung
Zwischen den Kulturen, aber mit beiden verwurzelt und besonders  sympathisch: Im letzten Satz ihres Dankes widmet Angela das Buch allen, „die sich manchmal zwischen zwei Welten verloren fühlen“ (S. 253). Sie macht deutlich, dass Thai-Küche für sie mehr ist als Kulinarik – es ist gelebte Erinnerung und ein Stück Heimatgefühl zum Nachkochen, das sie mit den Menschen aus ihrem anderen Kulturkreis teilen und erlebbar machen möchte.

Besonderheiten

„Thailands beliebteste Rezepte“ ist mehr als eine einfache Rezeptsammlung – es ist ein liebevoll gestaltetes Herzensprojekt, das Authentizität mit praktischer Alltagstauglichkeit verbindet. Besonders hervorzuheben ist die übersichtliche und anwenderfreundliche Rezeptstruktur: Jedes Rezept enthält Angaben zu Zubereitungsmethode, Zeitaufwand, Portionsgröße und Schwierigkeitsgrad. Ob Pfanne, Wok oder Mixer – mit einem Blick ist klar, was gebraucht wird und wie aufwendig die Zubereitung ist.

Ein echter Mehrwert ist das bebilderte Zutatenverzeichnis, das nicht nur optisch ansprechend ist, sondern auch enorm hilfreich – gerade bei Spezialzutaten wie Thai-Basilikum. Wer schon einmal im Asia-Supermarkt ratlos vor einem Regal stand, weiß, wie wertvoll es ist, die richtige Sorte visuell zuordnen zu können. Angela Hemm denkt mit: Sie liefert zu seltenen Zutaten Alternativen und gibt konkrete Tipps zur Ersatzwahl.

Die Zutatenlisten sind durchweg praxisnah und gut erhältlich, exotisch, aber nie abgehoben. Das Buch schafft so den Spagat zwischen authentischer Thai-Küche und einer alltagstauglichen Umsetzung – und bleibt dabei immer nahbar, charmant und strukturiert. Dazu trägt auch der Mix aus Grundlagenwissen, persönlichen Anmerkungen und vielen authentischen Rezepten bei, der das Buch nicht nur zu einem Kochbuch, sondern zu einem kleinen kulinarischen Reisebegleiter macht.

3. Zielgruppe

Die erste Zielgruppe liegt auf der Hand: Angela Hemms treue Instagram-Community rund um @angie_thai_kitchen , die den Entstehungsprozess des Buchs mitverfolgt und unterstützt hat. Viele von ihnen werden dieses Buch schon längst in der Küche im Einsatz haben – als erweiterte Sammlung der besten Rezepte aus ihrem Feed, ergänzt durch viele neue und ausführlich erklärte Klassiker.

Doch das Buch verdient weit mehr Sichtbarkeit, denn es richtet sich an alle, die sich für die thailändische und südostasiatische Küche interessieren – ob Anfängerin oder fortgeschrittene Hobbyköchin. Es ist eines der wenigen deutschsprachigen Werke, das Informationstiefe, Authentizität und alltagspraktische Rezepte in so gelungener Form vereint. Wer bislang von oberflächlichen Asien-Kochbüchern enttäuscht war oder sich eine echte Einführung in Zutaten, Küchentechniken und Rezeptklassiker wünscht, wird hier endlich fündig.

Gerade weil das Buch im Selbstverlag erschienen ist, bleibt es unter dem Radar vieler Kochbuchliebhaber*innen – dabei gehört es in jede Sammlung für Fans asiatischer Aromen, Thai-Food-Liebhaberinnen und alle, die sich kulinarisch gerne auf Reisen begeben.

4. Rezepte und Vielfalt

Anzahl der Rezepte
Das Buch enthält über 70 Rezepte, die sich auf verschiedene Kapitel verteilen – von Grundrezepten über Streetfood-Klassiker und herzhaften Hauptgerichten bis hin zu traditionellen Desserts und Getränken. Ergänzt wird die Rezeptvielfalt durch Basics und Würzmittel, die in vielen weiteren Gerichten Anwendung finden.

Vielfalt der Rezepte
Die Bandbreite ist beeindruckend: Vom berühmten Tom Yum Gung bis zur cremigen Khao Piak Sen, vom frittierten Gai Toad bis zu veganen Currys, vom Papaya-Salat in Isaan-Variante bis zu Pandan-Waffeln. Besonders positiv fällt auf, dass alle zentralen Gerichte der thailändischen Küche abgedeckt sind, und zwar nicht nur in ihrer Restaurant-Version, sondern oft in Varianten, wie sie in Thailand wirklich gekocht werden – inklusive Streetfood, Hausmannskost und Regionalgerichten.

Ein zusätzlicher Fokus liegt auf Snacks, Beilagen, Dips und Getränken, die in vielen anderen Thai-Kochbüchern kaum Beachtung finden. Auch Süßspeisen – häufig vernachlässigt – sind hier mit erstaunlicher Breite vertreten. Die Kapitelstruktur orientiert sich klar an der kulinarischen Alltagsrealität Thailands und nicht an einem westlichen Menüaufbau – ein klares Plus für alle, die die thailändische Küche wirklich verstehen wollen.

Vegetarische und vegane Rezepte sind punktuell vorhanden – etwa ein Rezept für vegane Fischsoße oder ein veganes Pad Thai –, bleiben aber eher die Ausnahme. Das ist kein Mangel, sondern spiegelt die thailändische Esskultur authentisch wider, in der rein pflanzliche Gerichte traditionell eine untergeordnete Rolle spielen. Wer vegan kochen möchte, kann sich dennoch einzelne Impulse mitnehmen – ein reines Veggie-Kochbuch war hier aber ganz bewusst nicht das Ziel.

Originalität & Kreativität
Angela Hemm bleibt nah an den authentischen Rezepturen ihrer thailändischen Familie und bringt gleichzeitig viel Persönlichkeit und Küchenpraxis mit ein. Die Gerichte sind nicht neu erfunden – und das ist auch gut so. Statt unnötiger Fusion oder Verfremdung setzt sie auf Originalität im besten Sinne: ehrlich, handwerklich gut, nachvollziehbar und alltagsnah.

Kreativ wird es vor allem dort, wo sie Zutaten-Alternativen nennt oder clevere Methoden zeigt, z. B. wie Klebreis ohne Bambusdämpfer gelingt oder wie man vegane Fischsoße selbst herstellt. Auch die Integration kleiner Erklärboxen, bebilderter Zutaten und ihrer persönlichen Tipps zeugt von einer kreativen Herangehensweise an das Thema – nicht verspielt, sondern nützlich und aus der Praxis für die Praxis.

5. Schwierigkeitsgrad

Angela Hemm hat ihre Rezepte in drei Schwierigkeitsstufen unterteilt – ein äußerst hilfreiches Detail, das man sich in vielen anderen Kochbüchern wünschen würde. Und das Beste: Der Großteil der Gerichte liegt auf Level 1, also absolut einsteigerfreundlich. Wer sich erstmals an Thai-Küche heranwagt, wird nicht überfordert, sondern gut abgeholt.

Rezepte, die in Level 3 eingestuft sind, wirken nicht abschreckend, sondern sind eher etwas zeitintensiver oder komplexer im Ablauf – etwa, wenn mehrere Komponenten parallel zubereitet werden müssen oder verschiedene Zubereitungsmethoden gefragt sind. Angela macht das transparent und erklärt sehr klar, wie man Schritt für Schritt vorgehen kann.

Ein gutes Beispiel ist ihr Lieblingsgericht Khao Man Gai – das berühmte Hähnchen mit Reis und Brühe. Hier muss das Huhn zunächst gegart, die Brühe weiterverwendet, der Reis mit Ingwer und Knoblauch angebraten und anschließend im Reiskocher fertig gegart werden. Dazu kommt eine separate Soße – ein echter thailändischer Klassiker, der mehrere Arbeitsschritte erfordert, aber mit ihrer Anleitung auch für geübte Anfänger machbar bleibt.

Wichtig: Nie liegt die Herausforderung in schwer erhältlichen Zutaten – Angela bietet zu allen Spezialzutaten Alternativen an oder beschreibt genau, wie und wo man sie bekommt. Und wenn ein Zutat nicht wirklich zu ersetzen ist, schreibt sie das auch.

Das Buch richtet sich klar an Anfänger*innen mit Entdeckerfreude, die sich schrittweise an authentische Thai-Küche herantasten möchten. Wer mit einem Pad Thai startet, wird sich schnell an Currys, Dips oder Klebreis wagen – Angela nimmt die Leser*innen an die Hand, ohne sie zu bevormunden.

6. Fotografie und Design

Wer bedenkt, dass dieses Buch im Selbstverlag entstanden ist, wird beeindruckt sein: Angela Hemm hat nicht nur alle Inhalte selbst verfasst, sondern auch Layout und Bildsprache komplett eigenständig umgesetzt – mit Ausnahme des Covershootings. Und genau das verleiht dem Buch einen sehr persönlichen, nahbaren Charakter.

Bildqualität
Die Fotos sind handwerklich solide, teils sogar atmosphärisch sehr gelungen – vor allem die Aufnahmen aus Thailand, etwa von Märkten, Zutaten oder Straßenszenen, transportieren authentisches Flair. Auch die Foodfotos überzeugen durch gut gewählte Bildausschnitte und klare Motive, wenngleich sie natürlich nicht den letzten Schliff einer Profi-Fotoproduktion mitbringen. Aber genau das macht sie auch charmant: Man sieht, dass hier jemand mit Leidenschaft gekocht und fotografiert hat.

Layout
Das Layout ist übersichtlich und durchdacht strukturiert. Jedes Rezept folgt einem festen Aufbau:

  • Eine kurze Einleitung
  • Piktogramme für Methode, Zeit, Portionen und Schwierigkeitsgrad
  • Zutatenliste und Zubereitung klar voneinander getrennt
  • Am Ende oft Tipps, Hinweise oder thailändische Sprichwörter, die das Ganze auflockern

Alles ist gut lesbar, farblich ruhig und funktional – kein überladenes Design, sondern klarer Fokus auf das Wesentliche.

Nutzung der Bilder
Die Rezepte sind überwiegend bebildert, was das Nachkochen erleichtert und motiviert. Einige Fotos dienen auch der Erklärung – etwa bei selbstgemachten Nudeln oder Zutaten – aber der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der stimmungsvollen Präsentation der fertigen Gerichte. Das Bildmaterial schafft Atmosphäre und unterstreicht die Verbindung zur thailändischen Esskultur.

Auch ohne professionelles Fotostudio im Hintergrund ist dieses Buch visuell ansprechend und funktional gestaltet. Angela Hemm zeigt, wie viel man mit Herzblut, Kamera und klarem Blick für Details erreichen kann. Das Ergebnis ist ein liebevoll gestaltetes Kochbuch, das sich in Sachen Übersichtlichkeit und Struktur sehen lassen kann.

7. Sprache und Anleitungen

Angela Hemm schreibt klar, präzise und freundlich – so, wie man es sich in der Küche wünscht. Die Rezepte sind durchweg gut strukturiert, folgen einem wiedererkennbaren Aufbau und führen Schritt für Schritt durch die Zubereitung. Besonders hilfreich: Bei jedem Gericht stehen Symbole für Methode, Zeit, Portionen und Schwierigkeitsgrad vorangestellt – ein echter Pluspunkt für Übersicht und Planbarkeit.

Die Zutatenlisten sind übersichtlich formatiert, Mengenangaben nachvollziehbar, und auch bei asiatischen Spezialzutaten bleibt Angela nie vage: Sie erklärt Herkunft, Geschmack und nennt, wenn nötig, Alternativen oder Ersatzmöglichkeiten. So verliert man auch als Neuling in der Thai-Küche nie die Orientierung. Was ebenfalls auffällt: Angela vermittelt nicht nur was zu tun ist, sondern häufig auch warum. Sie erklärt Zubereitungstechniken, kommentiert Zwischenschritte oder gibt Tipps zur richtigen Konsistenz – und das in einem Ton, der motiviert, nicht belehrt. Die Rezepttexte sind sprachlich zugänglich, ohne zu simplifizieren, und immer von einer persönlichen Note getragen, die das Buch sehr nahbar macht. Kurze Einschübe mit Sprichwörtern oder humorvollen Kommentaren lockern die Anleitungen zusätzlich auf – ohne sie zu stören. Alles wirkt durchdacht und leserfreundlich. 

Allerdings kam es beim Nachkochen einzelner Rezepte auch zu kleinen Unsicherheiten: So fehlte bei einem Gericht der Hinweis, wann eine zuvor angebratene Zutat wieder zurück in die Pfanne gegeben wird – ein Detail, das sich erfahrene Köchinnen zwar meist erschließen können, Anfängerinnen aber ins Straucheln bringen könnte. Auch bei einem Gericht mit Schwierigkeitslevel 3 hätte man sich etwas mehr Erläuterung gewünscht, was genau die Herausforderung ausmacht. Solche kleinen Ergänzungen würden das ohnehin schon hilfreiche Niveau der Anleitungen noch weiter stärken.

Einsteiger*innen wie Fortgeschrittene profitieren gleichermaßen von der klaren, ruhigen und kompetenten Sprache dieses Buches. Man merkt auf jeder Seite: Hier schreibt jemand, der nicht nur kochen kann, sondern auch vermitteln möchte – praktisch, liebevoll und auf Augenhöhe.

8. Besonderheiten

„Thailands beliebteste Rezepte“ ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Buch – und das nicht nur, weil es im Selbstverlag erschienen ist. Angela Hemm bringt mit diesem Werk nicht nur ihr Wissen über die thailändische Küche auf den Punkt, sondern auch ihr Herzblut, ihre Identität und ihre persönliche Geschichte. Genau diese Verbindung macht das Buch so überzeugend.

Besonders hervorzuheben ist der gelungene Spagat zwischen Rezeptteil und Wissensvermittlung: Angela liefert keine halben Sachen. Sie erklärt, sie ordnet ein, sie gibt praktische Tipps – und das mit einer Tiefe, die in vielen verlagseigenen Thai-Kochbüchern oft fehlt. Ein echtes Highlight ist der Einschub „Wörter mit Seele“, in dem sie drei thailändische Begriffe vorstellt, die ein Lebensgefühl transportieren: sà-baai sà-baai, jai yen yen und nám jai. Diese kleinen Exkurse verleihen dem Buch eine kulturelle Tiefe, die weit über das Kulinarische hinausgeht. Auch das kleine Thai-Wörterbuch am Ende ist mehr als ein Extra – es macht das Buch zu einem Reisebegleiter, der nicht nur durch die Küche Thailands führt, sondern auch ein Gefühl für die Menschen und ihren Umgang miteinander vermittelt.

Und nicht zuletzt ist es Angela Hemm gelungen, ein Buch zu gestalten, das trotz fehlender Verlagspower strukturell durchdacht, atmosphärisch fotografiert und handwerklich sauber umgesetzt ist. Es ist persönlich, aber nicht privat. Fundiert, aber nicht belehrend. Und vor allem: Es macht Lust aufs Kochen.

9. Preis-Leistungsverhältnis

Preis: 34,90 Euro (gedrucktes Buch), 16,50 (E-Book)

Mit diesem Preis bewegt sich „Thailands beliebteste Rezepte“ im mittleren bis gehobenen Bereich. Für ein Buch, das im Selbstverlag erschienen ist, ist es sogar relativ günstig. Denn: Hinter dem Buch stehen keine großen Vertriebsstrukturen, keine Marketingkampagnen, keine Verlagsteams – und auch die Druckauflage fällt entsprechend klein aus. Alles wurde von Angela Hemm selbst gestemmt – vom Konzept über Layout und Fotografie bis hin zur Distribution.

Trotzdem (oder gerade deshalb) bekommt man außergewöhnlich viel Inhalt und Qualität für diesen Preis: Über 70 Rezepte, ein umfangreicher Grundlagen- und Warenkundeteil, ein bebildertes Zutatenverzeichnis, ein Thai-Sprachführer sowie kulturelle Einschübe wie „Wörter mit Seele“, die das Buch weit über ein klassisches Kochbuch hinausheben und die dem Buch Tiefe und Authentizität verleihen. Der Inhalt ist so sorgfältig aufgebaut und liebevoll umgesetzt, dass man Angela Hemms Herzblut auf jeder Seite spürt.

Gerade weil keine Verlagseinheit im Hintergrund steht, verdient das Buch besondere Anerkennung: Inhaltlich steht es vielen verlegten Thai-Kochbüchern in nichts nach – im Gegenteil: teils übertrifft es sie sogar durch seine persönliche Note und Informationsdichte. Auch der Zugang zur Thai-Küche ist niedrigschwellig, ohne banalisiert zu werden. Die Rezeptauswahl ist fundiert, die Anleitungen nachvollziehbar, das Layout durchdacht, die Fotos atmosphärisch – handgemacht, aber sehr gelungen.

Wer sich für die thailändische Küche interessiert – sei es als Einsteigerin oder fortgeschrittener Hobbykoch*köchin –, wird mit diesem Buch langfristig Freude haben. Das Buch ist durchdacht, reichhaltig, liebevoll gemacht – und jeden Cent wert und der Preis fair. 

10. Gesamteindruck und Empfehlung

„Thailands beliebteste Rezepte“ ist ein authentisches, durch und durch persönliches Thai-Kochbuch, das weit über das hinausgeht, was man sonst in deutscher Sprache zum Thema findet – insbesondere im Selbstverlag. Angela Hemm hat ein Werk geschaffen, das fundiertes Wissen, Kochfreude und kulturelle Tiefe miteinander vereint – und das in einer Sprache, die sowohl Anfänger*innen als auch erfahrene Thai-Fans abholt.

Besonders beeindruckend ist der Aufbau: von einem hervorragend gegliederten Grundlagenkapitel über praxisnahe Rezeptteile bis hin zu liebevollen Extras wie dem Thai-Wörterbuch oder dem poetischen Einschub „Wörter mit Seele“. Dazu kommt die durchdachte Gestaltung mit Symbolsystem, klarer Struktur und stimmigen Bildern – alles eigenständig umgesetzt, ohne Verlag im Rücken. Und trotzdem (oder gerade deswegen) wirkt das Buch in sich geschlossen, hochwertig und mit viel Herzblut gemacht.

Wer thailändische Küche nicht nur nachkochen, sondern wirklich verstehen möchte, liegt mit diesem Buch goldrichtig. Es ist kein schneller Insta-Abklatsch, sondern ein ernstzunehmender Beitrag zur Thai-Kochbuchlandschaft – mit viel Substanz, Persönlichkeit und Liebe zur Sache.

11. Bewertung

Gesamtbewertung: 🥄🥄🥄🥄🥄 🥄

Bewertung nach Kategorien:
• Inhalt und Konzept: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Zielgruppe: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Rezepte und Vielfalt: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Schwierigkeitsgrad: 🥄 🥄
• Fotografie und Design: 🥄🥄
• Sprache und Anleitungen: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Besonderheiten: 🥄🥄🥄🥄🥄
• Preis-Leistungs-Verhältnis: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄

12. Nachgekocht

Pad Priew Wan Gung – Süß-saures Gemüse mit Garnelen (S.158)
Angela schreibt, dies sei ihr liebstes Essen aus der Kindheit (beim Besuch im Restaurant). Das ging mir in dem Alter nicht anders: süß-sauer geht für Kinder einfach gut.
Hier werden die Garnelen mit Knoblauch gebraten, dann zur Seite gestellt und Zwiebeln, Zuckerschoten, Gurke und Ananas kommen in den Wok. Zum Schluss kommt die Sauce an das Gemüse. Sie besteht aus Sojasauce, Orangensaft, Zucker, Tomatenketchup, Fischsauce und Wasser. Die Garnelen dürfen kurz noch einmal richtig warm darin werden, bevor mit Jasminreis und Frühlingszwiebeln serviert wird. Yummy!!!
Geang Ped Gai Gung – Rotes Curry mit Hähnchen (und Garnelen) (S. 134)
Moment! Das ist doch gar nicht rot?! – Stimmt! 😄 Das lag an der Roten Thai Curry Paste aus dem Bioladen, die zwar rot, aber nicht besonders rot färbend ist – und auch kaum Chili enthält. Das ist bei der Paste aus dem Asialaden ganz anders, aber ich finde die Bio-Variante trotzdem extrem lecker, auch wenn das Curry eher grün als rot dadurch wird. Hier gab es nur Huhn darin, alles schmörgelt in purer Kokosmilch – Bambus, Zucchini, rote Paprika, Kaffir-Limettenblätter und reichlich Horapa-Thaibasilikum kommen hinein und gewürzt wird mit reichlich Austernsauce, Palmzucker und wenig Fischsauce. Echtes comfort food und soooo gut… 😋
Pad Thai Gung – Pad Thai mit Garnelen (S. 145)
Ein Gericht mit dem höchsten Schwierigkeitslevel (3/3) – und leider ist es mir auch nicht gut gelungen. Irgendetwas stimmte mit der Sauce nicht. Ich weiß inzwischen, dass es an der von mir verwendeten Tamarindenpaste aus dem Glas lag. Das war indische und ist viel konzentrierter und saurer als die in Thailand verwendete. Also unbedingt einen Tamarindenblock besorgen und diesen mit Wasser bedarfsweise anrühren. Eine Anleitung findet sich auf S. 21 im Buch.
Mit der indischen Paste dominierte die Sauce am Ende das ganze Gericht, geschmacklich und farblich. Auch die Reisnudeln hätten noch etwas länger als 20 Minuten Einweichzeit gebraucht. Es fehlt in diesem Rezept auch die Angabe, wann der zuerst angebratene Tofu wieder ins Gericht kommt, aber das sind Petitessen. Ich bleibe dran und probiere es bei Gelegenheit noch mal 💪 😃 – Pad Thai soll unglaublich schwer nachzukochen sein, sagte man mir: Und es stimmt! 😊
Gai Pad Med Mamuang – Cashew-Hähnchen (S. 170)
Cashews, Hähnchen und Paprika gehen immer gut zusammen, hier kommen noch Möhre, Frühlingszwiebel und Pilze dazu.  In die Sauce kommt Nam Prik Pao, die thailändische Chilipaste, Austernsauce, Fischsauce und etwas Zucker sowie Hühnerbrühe. Ganz schnell gemacht und einfach lecker, mit angenehmer Schärfe und viel Würze. Köstlich.😋
Cha Anchan – Butterfly Pea Eistee (S. 219)
Für den Tee werden die Tee-Blüten sowie Pandanblätter mit heißem Wasser übergossen. Nach 10 Minuten Ziehzeit wird brauner Zucker hinzugegeben und alles gut gekühlt. 
Mit Eis servieren und Limettensaft hinzugeben – und durch die Zitronensäure verfärbt sich der Tee von blau zu violett. Schöner Effekt – und sehr lecker! 🍋‍🟩
Waffle Bai Toey – Pandanwaffeln (S. 238)
Pandan und Kokos sind das berühmte „match in heaven“ – immer eine tolle Kombi, hier im Waffelteig vereint, der wie auch bei uns üblich mit Mehl, geschmolzener Butter, Eiern, Backpulver, wenig Zucker, aber auch mit viel Kokosmilch und Pandan-Extrakt hergestellt wird. Letzterer war hier schon sehr grün eingefärbt, was optisch ordentlich Eindruck machte. 😃💚 Sehr schöne Waffel-Variante!

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