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1. Eckdaten
Titel: „Die Dinner-Bibel – 200 unwiderstehliche Abendessen. Von Feierabendküche bis Festtagsbraten.“
(Originaltitel: „Dinner – Changing the Game“)
Autorin: Melissa Clark
Verlag: Christian Verlag
Erscheinungsjahr: 2025 (Originalausgabe USA 2017)
2. Inhalt und Konzept
Melissa Clark ist in den USA eine feste kulinarische Größe – seit vielen Jahren schreibt sie für die
New York Times und hat dort mit ihren Rezeptkolumnen unzählige Menschen zum Kochen gebracht. Umso erstaunlicher ist es, dass sie im deutschsprachigen Raum bislang kaum bekannt ist. „Die Dinner-Bibel“, im Original bereits 2017 unter dem Titel Dinner – Changing the Game erschienen, bringt nun endlich eines ihrer wichtigsten Werke in einer sehr gelungenen Übersetzung nach Europa.
Was dieses Buch so besonders macht, ist der Spagat, den Melissa Clark scheinbar mühelos schafft: Sie bringt das Beste der internationalen Küchen – von Levante über Südostasien und Südamerika bis Italien – auf den Teller und macht daraus dennoch keine abgehobene Gourmetreise, sondern eine Feierabend-freundliche Einladung zum Genießen. Es wird nicht reduziert, sondern intelligent vereinfacht: Die Gerichte sind aromatisch komplex, aber in ihrer Zubereitung klar, machbar und oft überraschend unkompliziert.
Dabei zeigt Clark, dass man sich nicht zwischen „alltagstauglich“ und „spannend“ entscheiden muss. Sie gibt uns Rezepte an die Hand, die mit wenig Aufwand begeistern und dabei ganz selbstverständlich über den Tellerrand blicken. Ihr erklärtes Ziel: Selbst an stressigen Feierabenden soll man nicht ins kulinarische Einerlei zurückfallen, sondern mit Lust und Neugier etwas Neues ausprobieren – ohne daran zu scheitern. Und diesem Anspruch wird sie mit ihren Rezepten in beeindruckender Konsequenz gerecht.
Wer gerne mit Sumach, Miso, Harissa, Sojasauce oder Granatapfelsirup kocht (oder sich rantasten möchte), wird hier auf seine Kosten kommen. Und wer Klassiker mag, findet sie hier neu interpretiert – mit kleinen, raffinierten Drehungen.
Struktur des Buches
Die Struktur von „Die Dinner-Bibel“ ist ebenso umfassend wie pragmatisch durchdacht. Das Buch ist in 20 thematische Hauptkapitel gegliedert, die sich an Zutaten und Kategorien orientieren – von Geflügel, Hackfleisch und Fisch über Pasta und Tofu bis hin zu Pizzas, Salaten, Dips und Suppen. Auch vegetarische und vegane Optionen, Hülsenfrüchte, Eiergerichte sowie „Pies“ und One-Pot-Bowls sind integriert – ein echtes Kompendium für den Küchenalltag.
Ein kurzer Blick auf die Kapitel:
- Huhn
Schon das erste Kapitel zeigt exemplarisch, was Melissa Clark unter internationaler Alltagsküche versteht: Einmal rund um die Welt – aber immer machbar. Das klassische Zitronenhuhn kommt karamellisiert daher, daneben stehen Gerichte mit Anklängen aus Thailand, Vietnam, Indien, Kolumbien oder dem Nahen Osten. Mal trifft Harissa auf Huhn, mal sorgt Granatapfel mit Walnussbutter für orientalische Tiefe. Und auch das augenzwinkernde „Pizza-Huhn“ mit Pancetta, Mozzarella und pikanter Tomatensauce bringt Abwechslung auf den Tisch.
Praktisch: Clark gibt zu Beginn des Kapitels hilfreiche Hinweise zur Zubereitung des perfekten Brathähnchens – inklusive Tipps zu Garzeit, Haut und Saftigkeit. Die Warenkunde fließt ganz selbstverständlich ein – nicht belehrend, sondern hilfreich.
- Fleisch (Schwein, Rind, Kalb, Lamm, Ente, Pute) und Hackfleisch & Co.
In den Fleisch-Kapiteln zeigt Melissa Clark einmal mehr, wie gekonnt sie internationale Aromen mit vertrauten Zubereitungsformen kombiniert. Die Palette reicht von türkischen Lammkoteletts mit Sumach über georgische Lammspieße mit Dill bis hin zu einem Schweinekotelett mit vietnamesischer Fischsauce – mutige Kombinationen, die Lust aufs Ausprobieren machen.
Klassiker wie Rindfleisch nach koreanischer Art (Bulgogi), geschmorte Putenkeulen (mit Cranberries und Sternanis) oder Bratwurst mit Blumenkohl (mit Kreuzkümmel und türkischem Pfeffer bekommen hier eine neue Wendung. Immer mit dabei: spannende Würzungen, durchdachte Garzeiten und das typische Clark’sche „Machbarkeitstalent“. Auch weniger gängige Kombinationen wie Rhabarber zu Bratwurst oder Lammbällchen mit Kräuter-Joghurt-Sauce zeigen: Hier wird Fleisch nicht nur als Zutat, sondern als Träger überraschender Aromenspiele behandelt.
- Fisch und Meeresfrüchte
Im Kapitel „Fisch & Meeresfrüchte“ wird klar: Wer gerne mit Lachs, Garnelen oder weißen Fischsorten kocht, bekommt hier eine Weltreise in Rezeptform – ohne abzuheben. Da trifft Lachs auf vietnamesische Marinade, Thunfisch auf Harissa, Muscheln auf Kokosnuss und Zitronengrass, und Calamari werden mit Chilis und Limette in Szene gesetzt.
Auffällig ist die Vielfalt an Garmethoden – vom Braten über Backofen bis Grill – und die durchgehende Lust an aromatischen Kontrasten: scharf und süß, sauer und umami. Clark zeigt auch hier wieder, wie viel kulinarische Spannung mit wenig Aufwand möglich ist.Neben aromatischen Highlights gibt es auch einfache, aber besondere Varianten wie gebackenen Lachs mit Miso-Glasur – immer mit dem Versprechen: Das bekommst du auch an einem Mittwochabend hin.
- Eier
Eier sind bei Melissa Clark kein Lückenfüller – sie sind kulinarisches Hauptmotiv und dürfen in diesem Kapitel glänzen. Statt Frühstücks-Klassikern gibt es volle Aromenladung auf Abendessenniveau: Da treffen pochierte Eier auf eine scharfe Tomatensauce, gebratene Eier auf grünes Gemüse oder Salsa, und im Ofen gebackene Eier auf Feta und Koriander. Melissa Clark beweist hier, dass Eiergerichte viel mehr sein können als Notlösung: Sie sind schnell, sättigend, wandelbar und überraschend vielseitig.
- Pasta & Co.
Wer Pasta liebt, wird dieses Kapitel mit einem breiten Grinsen durchblättern – denn Melissa Clark übersetzt Pasta-Lust in globales Alltagskochen. Hier gibt es nicht nur italienische Klassiker mit Twist, sondern auch asiatische Nudeln, gebratene Nudelpfannen und aromatische Ofengerichte.
Zwischen Cacio e Pepe mit Spargel und Erbsen, Kokosnuss-Reisnudeln mit Ingwer und Aubergine oder Kalten Sesamnudeln mit Staudensellerie-Salat zeigt sich Clarks kreative Handschrift: Wenig Zutaten, viel Geschmack – und immer die Einladung, selbst zu variieren. - Tofu (und ein Hauch von Seitan)
Tofu gehört hierzulande immer noch zu den Lebensmitteln, mit denen viele etwas fremdeln – zu neutral, zu schwammig, zu langweilig, heißt es oft. Melissa Clark tritt in diesem Kapitel den Gegenbeweis an und zeigt: Tofu kann richtig gut schmecken – wenn man ihm die Bühne gibt, die er verdient. Mit Rezepten wie „Gebratener Tofu mit Granatapfel, Aubergine und geröstetem Kreuzkümmel“, „Rotes Curry und Kokosnuss-Tofu mit Kirschtomaten und grünen Bohnen“ oder gar „Tofu-Spätzle und Gruyère Gratin“ zeigt sie eindrucksvoll, wie sich die unscheinbare Sojamasse in ein aromatisches Highlight verwandeln lässt. Der „Hauch von Seitan“ bleibt in der Minderheit, aber das Kapitel insgesamt ist ein echter Appetitanreger für alle, die mehr aus pflanzlichem Eiweiß machen wollen – auch (oder gerade) unter der Woche.
- Hülsenfrüchte, Gemüse und Getreide
Die beiden Kapitel rund um Hülsenfrüchte, Gemüse und Getreide zeigen, wie Melissa Clark gekonnt mit pflanzlichen Hauptzutaten arbeitet – ohne dogmatisch vegetarisch zu kochen. Im Gegenteil: Viele der Gerichte spielen mit Gegensätzen, verbinden z. B. cremige Curry-Linsen mit Joghurt und pochierten Eiern oder bringen thailändisch gebratenen Reis mit Chorizo, grünem Blattgemüse und Jalapeño zusammen.Gerichte wie geröstete Karotten mit Walnüssen, Feta und Dill oder ein wunderbar herzhafter gebratener Halloumi mit pikantem Rosenkohl zeigen, dass Genuss hier vor allem durch Textur, Würze und Aromenvielfalt entsteht – und nicht durch ein „Entweder-Oder“ bei Fleisch. Im Kapitel zu Reis und Körnern finden sich einige besonders schöne Bowl-Gerichte, darunter eine Kimchi-Getreide-Bowl mit Grünkohl und weichgekochtem Ei, ein türkisch inspirierter Bulgur-Pilaf mit Kürbis und Joghurt oder der bereits erwähnte scharf gebratene Thai-Reis. Melissa Clark denkt in Komponenten und Geschmacksschichten – das macht diese Kapitel besonders abwechslungsreich und ideal für alle, die mit pflanzlichen Zutaten kreativ kochen wollen, ohne auf kleine, geschmacksstarke Fleischanteile zu verzichten.
- Pizza & Pies, Suppen und Salate, die es in sich haben
Im Pizza- & Pie-Kapitel steht zunächst ein wunderbar einfacher, aber aromatischer Pizzateig mit Trockenhefe im Mittelpunkt – unkompliziert, aber mit langer Gehzeit für besonders gute Ergebnisse. Die Beläge sind fantasievoll und fernab von Standard: Etwa Butternut, Salbei und geröstete Zitrone oder eine überraschend würzige Lamm-Pita mit Dill, Minze und Oliven. Der Umfang des Kapitels ist überschaubar – die Ideen dafür umso kreativer.
Bei den Suppen reicht die Spannweite von kräftigen Eintöpfen bis zu feinen Brühen. Klassiker wie die griechische Zitronen-Ei-Suppe stehen neben einer asiatisch angehauchten roten Linsen-Kürbis-Suppe mit Kokos und Spinat oder einer leichten Sommer-Gazpacho mit Wassermelone. Besonders charmant: eine kalte Gurken-Mais-Suppe mit Avocado-Toast und eine Pho mit knuspriger Hähnchenhaut, die zeigt, dass Clark auch in der Suppenküche kreativ denkt.
Die Salate schließlich sind alles andere als Beiwerk – Clark legt Wert auf sättigende, aromatisch aufgebaute Hauptgericht-Salate, die sich auch solo behaupten. Ob sommerlicher Gemüsesalat mit Tapenade und neuen Kartoffeln, gerösteter Blumenkohl mit Kichererbsen, Tahin und Avocado oder ein würziger Thai-Salat mit knusprigem Tofu und Kokosnuss – jeder Salat bringt eine neue Idee mit. Und auch der Winter kommt nicht zu kurz: Gebratenes Wintergemüse mit Buttermilch-Kräuter-Dressing macht Salat zur Ganzjahreskategorie. Kurzum: Auch hier bleibt Clark ihrem Konzept treu – aus simplen Zutaten werden charakterstarke, internationale Feierabendgerichte, die immer wieder überraschen.
- Dips, Aufstriche und Beilagen
Auch das letzte Kapitel zeigt, dass Melissa Clark nichts dem Zufall überlässt – selbst Beilagen, Dips und Aufstriche bekommen hier ihren großen Auftritt. Und wie so oft bei ihr, verschwimmen die Grenzen: Was als Begleiter gedacht ist, kann auch zum Star auf dem Teller werden. Neben Klassikern wie einer Erbsen-Guacamole, einem cremigen roten Linsenaufstrich mit Zitrone oder einem mediterranen Thunfisch-Oliven-Dip überrascht Clark mit charmanten Ideen wie einem Cheddar-Fondue mit irischem Whiskey oder einem Wintergemüsesalat mit Grünkohl, Kohl und Thai-Limettendressing. Auch herzhafte Kleinigkeiten wie Roggen-Cheddar-Kekse, gerösteter Brokkoli oder Blumenkohl oder ein Pfannen-Maisbrot mit brauner Butter zeigen: Diese „Extras“ sind alles andere als Nebensache. Melissa Clark bleibt bis zum Schluss ihrem Prinzip treu – viel Geschmack, wenig Aufwand, maximaler Genuss.
Dazu kommt ein umfangreicher Vorrats- und Zutaten-Guide („Zutaten, die man vorrätig haben sollte“) – fast ein kleines Lexikon für die moderne Speisekammer – und eine persönlich gehaltene Einleitung. Insgesamt umfasst das Buch somit rund 200 abwechslungsreiche Rezepte.
Besonderheiten
Besonders gelungen ist der Mix aus Alltagstauglichkeit und Raffinesse: Jedes Gericht ist so konzipiert, dass es entweder schnell zubereitet oder gut planbar ist – dabei aber nie langweilig wirkt. Melissa Clark denkt für die Leser*innen mit: mit Tipps zu Substitutionen, Garzeiten, Lagerung und Vorratshaltung. Ein weiteres Highlight ist der Vorratskammer-Exkurs: Clark empfiehlt hier bewusst Produkte, die kreativ einsetzbar sind – von Sumach über Granatapfelsirup bis Fischsauce und Szechuanpfeffer. Es wird nicht dogmatisch gekocht, sondern mit Neugierde und Freude an Aromen. Dieser Abschnitt hilft, eigene Kochroutinen zu reflektieren und sich nach und nach ein geschmackvolles Basisrepertoire aufzubauen.
3. Zielgruppe
„Die Dinner-Bibel“ ist ein echtes Geschenk für alle, die viel arbeiten, gut essen wollen und dabei Wert auf Selbstgekochtes legen. Wer abends oft müde nach Hause kommt, aber trotzdem nicht schon wieder Spiegelei oder Nudeln mit Tomatensauce aufwärmen will, findet hier eine Schatzkiste an unkomplizierten, aromatisch aufregenden Dinner-Ideen. Voraussetzung ist allerdings ein bisschen kulinarische Neugier: Wer offen für neue Geschmackskombinationen ist, gerne mal mit Sumach, Harissa oder asiatischen Saucen experimentiert und nicht gleich zurückschreckt, wenn Limette auf Zimt trifft, wird mit diesem Buch glücklich werden. Der weltoffene Esser wird begeistert sein – und ganz nebenbei zum routinierten Kombinierer internationaler Aromen.
Wer dagegen bislang eher klassisch-deutsch gekocht hat und mit vertrauten Zutaten arbeitet, wird ein wenig Mut brauchen – aber genau dieser sanfte Schubs in Richtung Neues ist es, der Melissa Clarks Rezepte so spannend macht. Sie lädt ein, nicht belehrend, sondern inspirierend. Vorkenntnisse braucht man dabei kaum: Melissa Clark erklärt ihre Rezepte klar, nachvollziehbar und mit viel Sinn für Alltagstauglichkeit. Sie nimmt ihre Leser*innen an die Hand – das macht dieses Buch auch für ambitionierte Anfänger*innen absolut geeignet. Kurzum: Dieses Buch richtet sich an alle, die mehr aus dem Feierabendessen machen wollen – ohne ins Überfordernde abzurutschen.
4. Rezepte und Vielfalt
Anzahl der Rezepte
Mit rund 200 Rezepten ist „Die Dinner-Bibel“ ein kulinarisches Schwergewicht, das seinem Titel absolut gerecht wird. Die Bandbreite reicht dabei von vollständigen Hauptgerichten über sättigende Salate, Suppen und Bowls bis hin zu Dips, Teigen und Beilagen – also genau dem, was man für ein flexibles und abwechslungsreiches Abendessen braucht. Dabei ist alles auf eine Zutat oder eine zentrale Idee fokussiert – was die Orientierung im Buch erleichtert und das Kochen nach Stimmung oder Vorratsschrank ermöglicht.
Vielfalt der Rezepte
Die Vielfalt ist beeindruckend – nicht nur thematisch, sondern auch geografisch: Melissa Clark nimmt ihre Leser*innen mit auf eine geschmackliche Weltreise, ohne dass man dafür in den Feinkostladen muss oder ein Kochdiplom braucht. Von asiatischen Reisgerichten bis levantinischen Salaten, von italienisch inspirierten One-Pots bis hin zu amerikanischen Klassikern mit Twist ist alles dabei. Und: Auch innerhalb der Kategorien wird viel variiert – mal mit Fleisch, mal vegetarisch, mal vegan, aber immer mit klarem Fokus auf Alltagstauglichkeit und Genuss.
Originalität und Kreativität
Was dieses Buch wirklich besonders macht, ist die Kombination aus kreativen Ideen und echter Machbarkeit. Melissa Clark gelingt es, aus einfachen Zutaten neue, spannende Geschmackskombinationen zu entwickeln – oft überraschend, aber nie abgehoben. Ob Linsen mit pochierten Eiern und Joghurt, Thai-Reis mit Wurst, Pizza mit gerösteter Zitrone oder Dips mit Erbsen und Guacamole-Charakter: Die Gerichte haben Ecken, Kanten – und Charakter.
5. Schwierigkeitsgrad
Auch wenn „Die Dinner-Bibel“ auf den ersten Blick imposant wirkt – mit über 200 Rezepten und einer beeindruckenden Bandbreite – ist das Buch überraschend zugänglich und alltagsnah. Melissa Clark versteht es, ihre Leser*innen durch die Rezepte zu führen, ohne sie mit Informationen zu überfordern. Die Anleitungen sind klar strukturiert, verständlich formuliert und verzichten auf unnötige Längen – alles, was man wissen muss, steht drin, aber eben genau in der richtigen Dosis. Wer keine Lust hat, sich vor dem Kochen erstmal durch seitenlange Technik-Einführungen zu kämpfen, wird hier bestens abgeholt.
Trotz ihrer kulinarischen Kreativität bleibt Clark immer praxisorientiert: Sie nennt Zutaten, die verfügbar sind, erklärt Zubereitungsschritte nachvollziehbar und gibt kleine Hinweise, wo es auf Feinheiten ankommt. Auch Einsteiger*innen können sich mit gutem Gefühl an viele Gerichte wagen, während Fortgeschrittene genügend Spielraum für Varianten und eigene Ideen finden. Kurz: Der Schwierigkeitsgrad liegt zwischen einfach und moderat, mit einem starken Fokus auf gelingsichere Umsetzung – ideal für alle, die entspannt kochen, aber dabei Neues entdecken wollen.
6. Fotografie und Design
Bildqualität
Die stimmungsvollen Fotos stammen von Erik Wolfinger, der nicht nur das Essen inszeniert, sondern auch das Lebensgefühl rund ums Abendessen wunderbar einfängt. Schon der Auftakt mit einer Familienszene im Garten – Melissa Clark mit Tochter und Mann – setzt den Ton: warm, lebendig, echt. Neben einem sympathischen Porträt der Autorin stehen vor allem die Gerichte im Fokus – und die sind knallig, leuchtend, zum Anbeißen schön fotografiert. Meist aus der Vogelperspektive, oft vor dunklem Hintergrund, mit reichlich Grün und wenigen Ablenkungen. Geschirr, Tischdeko oder Kulisse treten zurück – das Essen hat die Hauptrolle.
Layout
Das Layout stammt von Marysarah Quinn und ist klassisch, klar und funktional. Es dominieren klassische Serifenschriften, wobei die Zutaten in einer gut lesbaren, fett gesetzten Typografie abgesetzt sind. Jedes Rezept beginnt mit einer kurzen Einleitung, die inhaltlich einordnet, worum es geht. Überschriften sind deutlich hervorgehoben, in Kapitelchen gesetzt, was beim Blättern Orientierung bietet. Die Kapitelseiten starten jeweils mit einer atmosphärischen Doppelseite, auf der zentrale Zutaten fotografisch eingefangen visuell vorgestellt werden – ein schöner Auftakt für jede Rubrik.
Nutzung der Bilder
Fast jedes Rezept ist bebildert, was die Orientierung enorm erleichtert: Man sieht sofort, worauf man sich einlässt – und bekommt Appetit. Es gibt keine eingeschobenen Bildstrecken, keine erzählenden Zwischentexte, keine atmosphärischen Lifestyle-Strecken. Das unterstreicht den Anspruch der „Dinner-Bibel“ ganz klar: Es geht ums Kochen. Es geht ums Essen. Und das steht im Zentrum.
7. Sprache und Anleitungen
Melissa Clark beherrscht eine Kunst, die viele unterschätzen: Sie schreibt Rezeptanleitungen, die kurz, präzise und absolut verlässlich sind. Mit wenigen Worten vermittelt sie, worauf es ankommt – keine unnötigen Ausschweifungen, kein Geschwafel, kein Rätselraten. Ihre Sprache gibt Sicherheit, gerade weil sie so klar und schnörkellos ist.
Was andere auf einer halben Seite erklären, bringt sie oft in drei Zeilen auf den Punkt – und trotzdem fehlt nichts. Das ist keine Nachlässigkeit, sondern Handwerk – und zwar auf sehr hohem Niveau. Die Anleitungen führen Schritt für Schritt durchs Rezept, dabei freundlich im Ton, aber immer mit dem Fokus auf dem, was zählt: dem Kochen.
Wer eine sehr persönliche Tonspur erwartet – kleine Anekdoten, Küchengeschichten oder familiäre Erinnerungen – wird hier eher nicht fündig. Melissa Clark bleibt nahbar, aber sachlich, sie kommentiert punktuell, aber nie ausschweifend. Das Essen steht im Mittelpunkt, nicht die Autorin.
Gerade dadurch wirkt das Buch so angenehm klar und strukturiert: Es geht darum, dir zu zeigen, wie du gut isst – und zwar heute Abend noch.
8. Besonderheiten
„Die Dinner-Bibel“ ist weit mehr als nur eine Sammlung guter Rezepte – sie ist ein echter Baukasten für den kulinarischen Feierabend, durchdacht von A bis Z. Melissa Clark hat ein Buch geschrieben, das nicht um sich selbst kreist, sondern dir als Leser*in echten Mehrwert bietet: Ideen, die funktionieren, Zutaten, die man bekommt, und Gerichte, die Lust auf mehr machen. Besonders hilfreich ist dabei der Vorratskammer-Teil, der nicht nur Basics wie Tomatenmark oder Brühe abdeckt, sondern auch bewusst internationale Zutaten einführt: Sumach, Szechuanpfeffer, Granatapfelsirup oder Harissa sind hier keine Showelemente, sondern werden selbstverständlich erklärt – ein sanfter Einstieg in die Welt aromatischer Vielfalt.
Auffällig auch: die kluge Struktur, die sich nicht an klassischen Menüplänen abarbeitet, sondern das Buch entlang von Zutaten und Zubereitungsarten gliedert – mal nach Proteinquelle, mal nach Zubereitungsmethode, mal nach Anlass. So lässt es sich intuitiv nutzen, durchstöbern oder auch gezielt nachkochen. Und dann wäre da noch die Konsistenz des Konzepts: Keine großen Einschübe, keine Food-Fotografie zur Selbstinszenierung, keine „Seite für Seite-Story“ – hier geht es um das Wesentliche: das Abendessen. Und darum, es immer wieder neu zu denken. Kurz: Wer ein Kochbuch sucht, das inspiriert, ohne zu überfordern, das vertraute Alltagsküche auf links dreht, ohne sie zu verraten – der wird mit der „Dinner-Bibel“ lange Freude haben.
9. Preis-Leistungsverhältnis
Preis: 39,99 Euro
Dieser Preis ist angesichts des Umfangs und der inhaltlichen Substanz absolut gerechtfertigt. Man bekommt hier über 200 Rezepte, zahlreiche ganzseitige Fotos, ein durchdachtes Layout und vor allem: kulinarisches Know-how auf höchstem Niveau, verpackt in alltagstaugliche Form. Die Kombination aus internationaler Aromenküche und machbarer Umsetzung ist selten so gut gelungen – und macht das Buch zu einem echten Langzeitbegleiter für alle, die regelmäßig kochen.
Auch in Sachen Ausstattung, Papierqualität und Druck ist die Ausgabe hochwertig produziert – keine Spielereien, aber alles solide, funktional und klar gestaltet, ganz im Geist des Buches. Kurz gesagt: Ein rundum faires Preis-Leistungs-Verhältnis, das sich besonders für Vielkocher*innen lohnt, die immer wieder neue Impulse für den Feierabend suchen.
10. Gesamteindruck und Empfehlung
Melissa Clark ist mit der „Dinner-Bibel“ ein echtes Alltagswunder gelungen: Ein Kochbuch, das inspirierend und alltagstauglich zugleich ist – das gibt’s nicht oft. Die Vielfalt der Rezepte, die aromatische Bandbreite und der Fokus auf das, was wir wirklich brauchen – nämlich gute Ideen fürs Abendessen – machen dieses Buch zu einem wahren Schatz im Kochbuchregal.
Wer gerne kocht, aber nicht jeden Abend Zeit und Nerven für aufwändige Menüs hat, wird dieses Buch lieben. Es richtet sich an Menschen mit Geschmack, aber ohne Allüren. An alle, die offen sind für neue Kombinationen, Lust auf Aromenvielfalt haben und trotzdem nicht stundenlang in der Küche stehen wollen. Klar: Es ist kein erzählendes Kochbuch. Keine kulinarischen Lebensgeschichten, keine verspielten Einschübe. Aber es ist ehrlich, durchdacht und zuverlässig. Und genau das macht es so besonders. 6 von 6 Löffeln – ein ganz klarer LeseLust&Löffel-Liebling 2025!
11. Bewertung
Gesamtbewertung: 🥄🥄🥄🥄🥄 🥄
Bewertung nach Kategorien:
• Inhalt und Konzept: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Zielgruppe: 🥄🥄🥄🥄🥄
• Rezepte und Vielfalt: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Schwierigkeitsgrad: 🥄 🥄
• Fotografie und Design: 🥄🥄🥄🥄🥄
• Sprache und Anleitungen: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
• Besonderheiten: 🥄🥄🥄🥄🥄
• Preis-Leistungs-Verhältnis: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
12. Nachgekocht

Das ist das beste Tofugericht, das ich je gegessen habe:
Der Tofu wird grob geraspelt und trockengetupft. Der Rosenkohl wird halbiert und in Scheiben geschnitten und dann mit Chili und Knoblauch angebraten. Dann kommt der Tofu dazu und eine Sauce aus Limettensaft und -schale, Fischsauce, Sojasauce und braunem Zucker. Zum Schluss werden noch Frühlingszwiebeln, gehackte Erdnüsse und Thaibasilikum untergehoben – wirklich superlecker. Der Rosenkohl und auch das Tofu entwickeln eine ganz neue geschmackliche Tiefe, die ich so noch nicht gegessen habe. Wirklich richtig gut und ist zufällig vegan (wenn man No-Fish-Sauce benutzt).

Gut, Blutorangen hatte ich nicht, aber das geht auch mit „normalen“, so steht es auch im Rezept. Die grünen Oliven, die am Ende noch kurz mitgegart werden sollen, habe ich einfach vergessen.
Und statt eines ganzen Huhns in Teilen zerlegt, gab es hier nur Filets, die verarbeitet werden wollten. Deswegen musste ich das Rezept etwas anpassen und z.B. Zwiebeln und Fenchel, die übrigens mit mariniert werden, deutlich dünner schneiden. Die Marinade besteht aus Whisky, Zitronensaft, Fenchelsaat, Thymian, grobem Senf, Orangenschale, etwas Chili, Zucker, Salz und Pfeffer. Sie ist wirklich sehr gut und Gemüse und Huhn dürfen über für einige Stunde darin ruhen.Dann wird das Ganze aus der Marinade genommen und auf einem Backbleck verteilt und im Ofen geschmort, später unter dem Grill (was bei Verwendung eines ganzen Huhns sicherlich Sinn macht) und die Orangenscheiben dürfen im Originalrezept separat im Ofen mit einer Zuckerauflage karamellisiert. Ich habe die Orangen gleich mit auf Fleischstücke gegeben und das hat mit den Filets auch gut geklappt.
Hier gab es Polenta aus dem Thermomix dazu (mit Lorbeer, Muskatnuss und Parmesan).


Das Hühnchen wird flachgeklopft und mit einer Mischung aus grobem Senf, Mandarinensaft und -abrieb, Knoblauch, Ingwer, Thymian und Salz und Pfeffer mariniert. Idealerweise 1-2 Stunden im Kühlschrank, wenn es schnell gehen soll, dann reichen auch 10-30 Minuten in der Wärme.M.C. brät es dann unter dem Grill im Ofen. Ich habe es der Einfachheit halber in der Grillpfanne auf dem Herd gemacht. Am Ende kommt noch Petersilie und etwas abgeriebene Mandarinenschale hinzu.
Dazu gab es Kartoffelspalten aus dem Airfryer und Feldsalat mit Honig-Knoblauch-Dressing. Ratzfatz auf dem Tisch, megazart und wirklich sehr, sehr schmackhaft.

Melissa Clark empfiehlt es auch als Familienessen mit Kindern, weil es wirklich ganz mild ist. Kokosmilch wird mit Limettensaft, Fischsauce, Zitronengras und Knoblauch aufgekocht und darin darf dann erst die Hühnerbrust kurz angaren, bevor Shitakepilze und Frühlingszwiebeln dazu kommen. Insgesamt dauert das alles keine Viertelstunde. Ich habe noch mit einem Hauch Palmzucker und etwas Chili abgeschmeckt.