Deutscher Kochbuchpreis 2025

 

Meine Juryarbeit 2025 – ein Blick hinter die Kulissen

In diesem Jahr durfte ich wieder Teil der Jury des Deutschen Kochbuchpreises sein – eine Aufgabe, die mir große Freude gemacht hat und zugleich höchste Konzentration verlangt. Denn jenseits von persönlichem Geschmack geht es hier um Einordnung, Vergleichbarkeit und Qualität: Wie gut ist ein Kochbuch in dem, was es sein will? Wie klar ist sein Konzept? Wie überzeugend seine Umsetzung?

Der Deutsche Kochbuchpreis zeichnet jährlich herausragende Kochbücher in unterschiedlichen Kategorien aus und bietet Orientierung in einem immer vielfältigeren Kochbuchmarkt. Die Nominierten werden jedes Jahr im November bekannt gegeben – und ab diesem Moment beginnt für die Jury eine sehr intensive, zugleich recht kurze Arbeitsphase.

In dieser Zeit werden alle Bücher gründlich gelesen, analysiert und miteinander verglichen. Bewertet wird anhand klar definierter Kriterien wie Konzept, Inhalt, Handwerk, Gestaltung und Gesamtwirkung. Jeder Jurorin vergibt am Ende bis zu 10 Punkte pro Buch. Aus der Gesamtwertung aller Jurystimmen ergeben sich schließlich die Sieger der jeweiligen Kategorien. Die Preisverleihung findet traditionell Ende November in Hamburg statt.

Ich durfte Bücher aus drei Kategorien bewerten:

  • Indien
  • International
  • Saisonale Küche

Alle nominierten Titel habe ich intensiv gelesen, verglichen und beurteilt. Ergänzend habe ich sie hier auf dem Blog in meinem Kochbuch-Check Espresso noch einmal aus Leserinnenperspektive vorgestellt.

In Einzelfällen kommt es vor, dass ich ein Buch bereits vorab für meinen Blog besprochen habe – etwa in einer anderen Sprachfassung. So hatte ich „Happy“ von Meera Sodha bereits im vergangenen Jahr bewertet, als das Buch auf Englisch erschienen ist. In solchen Fällen nehme ich die entsprechende Rezension für die Dauer der Juryarbeit vorübergehend vom Blog, um die notwendige Distanz zu wahren, und begegne selbstverständlich auch den konkurrierenden Titeln weiterhin unvoreingenommen und fair.

Meine Juryurteile

Im Rahmen der Juryarbeit habe ich zu jedem Buch ein formales Juryurteil verfasst. Diese Texte folgen eigenen Kriterien und unterscheiden sich bewusst von meinen ausführlicheren Blog-Rezensionen. Im Folgenden liste ich meine Juryurteile nach Kategorien geordnet auf. Zu jedem Buch verlinke ich zusätzlich die jeweilige Besprechung hier auf dem Blog, in der ich die Titel noch einmal ausführlicher einordne. Eine kurze Einführung zu jeder Kategorie dient dabei als inhaltliche Klammer und erleichtert die Orientierung.

🪔 KATEGORIE  INDIEN

Die Kategorie Indien vereint Kochbücher, die sich einem der vielfältigsten und komplexesten kulinarischen Räume der Welt widmen. Bewertet wurde nicht die „Authentizität“ im engen Sinn, sondern wie überzeugend ein Buch seinen eigenen Ansatz verfolgt: als Alltagskochbuch, als kulturelle Annäherung oder als persönliche Erzählung über Küche, Menschen und Aromen.

Diese  Kategorie macht besonders deutlich, wie unterschiedlich ein Länderkochbuch funktionieren kann: als konsequent rezeptorientierter Alltagsbegleiter, als warmherzige Küche mit persönlicher Handschrift – oder als tiefes, lehrreiches Werk, das Techniken, Aromen und kulturelle Zusammenhänge sichtbar macht. Gemeinsam ist allen Titeln der Anspruch, indische Küche zugänglich zu machen; die Unterschiede liegen in Tiefe, Erzählton und didaktischer Anlage. Genau diese Spannweite macht die Kategorie so reizvoll – und fordert zugleich eine Bewertung, die nicht ein Ideal voraussetzt, sondern die Qualität im jeweiligen Anspruch misst.

„Deftig vegetarisch: Indien“ – Anne-Katrin Weber und Wolfgang Schardt

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 7,9 – BRONZE 🥉 

Mein Juryurteil: 8,7 (Bronze)

„Deftig vegetarisch: Indien“ setzt die Reihe von Anne-Katrin Weber und Wolfgang Schardt verlässlich fort: klare Rezeptführung, präzise Angaben, hohe Alltagstauglichkeit. Der Markt für vegetarische Indien-Kochbücher ist groß, dennoch gelingt es diesem Band, eigene Akzente zu setzen. Weber schildert in der kurzen Einleitung Eindrücke ihrer Indienreise, im Buch selbst kommentiert sie die Gerichte fachlich – wie sie im Land verortet sind oder was ihre Besonderheit ausmacht.
Die Kapitel folgen einer klassischen Struktur mit Currys, Gemüsegerichten, Streetfood, Desserts und hilfreichen Basics wie Pickles, Raitas oder Gewürzmischungen. Trotz der Fülle an Konkurrenz bietet das Buch spürbar neue Impulse, etwa gefüllte Eier-Fladenbrote aus Kolkata, einen Grünen-Bohnen-Salat mit Kokos, Chili und Cashews oder ein Eier-Kokos-Curry. Die Foodfotografie von Wolfgang Schardt ist sorgfältig und appetitanregend; die ergänzenden Reisebilder stammen von Weber selbst. „Deftig vegetarisch: Indien“ ist ein verlässliches, vielseitiges und angenehm frisches Indienkochbuch für alle, die klare, gut umsetzbare Rezepte schätzen.

👉 Kochbuch-Check Espresso: Deftig vegetarisch – Indien


„Köstliches Indien“ – Chetna Makan

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 8,2 – SILBER 🥈

Mein Juryurteil: 8,9 (Silber)

„Köstliches Indien“ von Chetna Makan ist ein zugängliches, vielseitiges Kochbuch, das indische Aromen mit moderner, alltagstauglicher Handschrift verbindet. Die 80 Rezepte sind nach Anlässen gegliedert – von „Freitagabend Takeaway“ bis „Sonntagsbrunch“ – ein intuitiver, zeitgemäßer Ansatz, der den Einstieg erleichtert.
Makan betont die Bedeutung gemeinsamer Mahlzeiten und erklärt den überwiegend vegetarischen Fokus aus ihrer Familienküche heraus, was dem Buch Glaubwürdigkeit und eine klare Ausrichtung gibt. Neben aromatischen Alltagsgerichten zeigt sie erneut ihre Stärke im Dessertbereich, etwa mit einer Schoko-Karamell-Torte mit Kardamom. Die Fotografie von Nassima Rothacker ist stimmungsvoll und appetitanregend, die meisten Gerichte sind bebildert. Das Layout ist übersichtlich, ein doppelt geführtes Register erleichtert die Orientierung.
„Köstliches Indien“ bietet vertraute und neue Impulse, bleibt authentisch und macht Lust aufs Nachkochen – ein verlässliches, sympathisches Buch für alle, die indische Küche zeitgemäß erleben möchten.

👉 Kochbuch-Check Espresso: Köstliches Indien

„Monsoon“ – Asma Khan

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 8,6 – GOLD 🏅

Mein Juryurteil: 9,0 (Gold)

„Monsoon“ von Asma Khan ist ein außergewöhnlich strukturiertes und zugleich warmes indisches Kochbuch, das Einsteiger*innen wie Fortgeschrittene gleichermaßen abholt. Khan ordnet ihre Rezepte nach den sechs indischen Jahreszeiten und bezieht die sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen ein, die bei jedem Gericht ausgewiesen sind – ein konzeptionell starker und selten so konsequent umgesetzter Ansatz.
Die einleitenden Kapitel vermitteln in großer Detailtiefe authentische Grundlagen: von der Herstellung von Ingwer-Knoblauch-Paste, Ghee oder Chutneys bis zum richtigen Rösten von Gewürzen oder Anbraten von Zwiebeln. Zwei Varianten von Garam Masala und präzise Hinweise zu Hitze, Reihenfolgen und Basiszubereitungen zeigen Khans Anspruch, Leser*innen wirklich zu befähigen. Die Rezepte sind klar geführt, die meisten bebildert, ergänzt durch einzelne atmosphärische Indienfotos.
„Monsoon“ ist ein tiefes, authentisches und lehrreiches Kochbuch, das Technik, Kultur und Aromatik elegant verbindet und mit neuen Ideen wie saisonalen Menüs einen hohen Mehrwert bietet.

👉 Kochbuch-Check Espresso: Monsoon

🌍 KATEGORIE  INTERNATIONAL

Die Kategorie International versammelt Kochbücher, die nicht über ein einzelnes Land definiert sind, sondern über Haltung, Handschrift und kulinarischen Ansatz. Bewertet wurde, wie klar ein Buch seine Idee verfolgt, wie überzeugend es Wissen vermittelt, inspiriert oder den Kochalltag begleitet – unabhängig von Herkunft oder Küchenstil.

Diese Kategorie zeigt, dass gutes Kochen heute nicht mehr an nationale Küchen gebunden ist. Die hier nominierten Bücher reichen vom zutiefst persönlichen Alltagskochbuch über didaktische Denkmodelle bis hin zu handwerklich orientierten Technikbüchern – und machen deutlich, wie vielfältig zeitgenössische Kochbuchkonzepte sein können.

„Cooking Fast and Slow“ – Natalia Rudin

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 7,6 

Mein Juryurteil: 7,0

„Cooking Fast and Slow“ ordnet über 100 überwiegend vegetarisch-veganen Rezepte nach Zubereitungszeit und verspricht alltagstaugliche Wohlfühlküche. Das Konzept wirkt zunächst plausibel, doch in der Umsetzung bleibt das Buch eher konzeptarm. Die Rezepte setzen stark auf vertraute, unkomplizierte Gerichte – Pasta, Bowls, schnelle Pfannenideen, Meal-Prep, einfache Snacks – teils unter Einsatz von Dosen- und Fertigprodukten.
Einzelne Einflüsse aus Indien oder Italien bringen Abwechslung, aber kaum echte Originalität. Die Struktur mit Frühstückskapiteln, Zeitkategorien und weiteren Unterteilungen wirkt unruhig und erzielt keine klare dramaturgische Linie. Positiv sind die zugänglichen Zutatenlisten, die ansprechende Fotografie und die solide Gelingsicherheit. Dennoch entsteht der Eindruck einer Rezeptsammlung ohne prägende Handschrift. „Cooking Fast and Slow“ bietet niederschwellige Anregungen für ein junges, social-media-affines Publikum, entfaltet jedoch kein starkes konzeptionelles Profil und bleibt kulinarisch eher schmal.

👉 Kochbuch-Check Espresso: „Cooking Fast and Slow“

Thomas Straker – „Rezepte, die du lieben wirst“

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 8,2 – BRONZE 🥉

Mein Juryurteil: 8,4

„Rezepte, die du lieben wirst“ wirkt auf den ersten Blick vom Konzept eher schillernd: einfache Basics stehen neben ambitionierten Gerichten mit Hummer oder Krabben, und die sehr klein gesetzten Einleitungstexte erschweren zunächst den Zugang. Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch ein klarer Gedanke. Thomas Straker verbindet alltagstaugliche, unkomplizierte Küche mit punktuell anspruchsvolleren Rezepten und vermittelt dabei konsequent Techniken, die das eigenständige Kochen stärken. Er arbeitet ohne Fertigprodukte, erklärt Handgriffe präzise und nutzt bebilderte Schrittfolgen, etwa bei Pasta- oder Krabbenzubereitung, die echten didaktischen Mehrwert bieten.
Die klare Kapitelstruktur – von Butter und Brot bis Fleisch, Gemüse und Dessert – schafft Orientierung, ohne den Anspruch eines klassischen Grundlagenwerks zu erheben. Die Fotografie ist ansprechend, nahbar und authentisch. „Rezepte, die du lieben wirst“ ist ein vielseitiges, technisch solides Kochbuch, das sowohl Einsteiger*innen als auch Fortgeschrittene erreicht und auf gelungene Weise Einfachheit mit Ambition verbindet.

👉 Kochbuch-Check Espresso „Rezepte, die du lieben wirst“

Molly Baz – „More is More“

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 8,2 – BRONZE 🥉

Mein Juryurteil: 9,4

„More is More“ von Molly Baz ist ein lebensfrohes, technisch präzises und konzeptionell starkes Kochbuch, das Baz’ mutige, aromenreiche Küche konsequent fortführt. Die retro-inspirierte Gestaltung mag polarisieren, ist aber als bewusstes Stilmittel klar gesetzt und lenkt nicht vom Inhalt ab. Baz zeigt, wie man mit Hitze, Salz, Texturen und wenigen, clever eingesetzten Zutaten maximale Wirkung erzielt.
Tabellen, Skalen und QR-Codes zu Technikvideos bieten einen ungewöhnlich hohen didaktischen Mehrwert. Ihr Blick auf Organisation – vom Vorrat bis zur Küchenstruktur – ist praxisnah und originell. Die Rezepte sind vielfältig und überraschend: etwa eine Lasagne mit Miso und Walnüssen oder würzige Gerichte mit Salsiccia, Gochujang und viel Röstaromatik; dazu starke Desserts wie Mohnkuchen mit Schmand und Orange. „More is More“ ist ein inspiriertes, modernes Kochbuch, das Kreativität fördert und Lust macht, mutiger zu kochen.

👉 Kochbuch-Check Espresso – „More is More“

Samin Nosrat – „Etwas Gutes“ 

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 8,9 – SILBER 🥈

Mein Juryurteil: 8,3

„Etwas Gutes“ von Samin Nosrat entzieht sich der einfachen Einordnung – und genau darin liegt seine Stärke. Wer nach dem wegweisenden „Salz, Fett, Säure, Hitze“ ein weiteres Grundlagenwerk erwartet, wird irritiert sein. Dieses Buch ist aus einer Phase persönlicher Erschöpfung entstanden und trägt die Spuren von Nosrats Skepsis gegenüber „bloßen Rezeptbüchern“.
Tatsächlich liegt sein Wert weniger in der Rezeptliste als in Nosrats Stimme und ihrer didaktischen Präzision. Viele Titel wirken vertraut, doch die begleitenden Texte öffnen Techniken, Varianten und Denkweisen, die weit über das jeweilige Gericht hinausreichen. Besonders prägend sind die Matrixen und Flussdiagramme, die das modulare Arbeiten mit Zutaten und Strukturen anschaulich machen und Leser*innen befähigen, eigenständig kreativ zu kochen – ein Ansatz, den Nosrat außergewöhnlich konsequent verfolgt.
„Etwas Gutes“ ist kein spektakuläres, aber ein kluges, nützliches Buch: weniger Innovation, mehr Orientierung. Ideal für Einsteiger*innen und für alle, die von Nosrats analytischer, warmherziger Art zu denken profitieren möchten.

👉 Kochbuch-Check Espresso „Etwas Gutes“ 

Meera Sodha – „Happy – Weil diese Rezepte glücklich machen“

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 9,0 – GOLD 🏅

Mein Juryurteil: 9,5

„Happy – Weil diese Rezepte glücklich machen“ von Meera Sodha verbindet emotionale Tiefe mit handwerklicher Präzision. Ihre vegetarische, oft vegane Küche vereint indische Wurzeln, britische Alltagstauglichkeit und internationale Leichtigkeit. Drei Inhaltsverzeichnisse – nach Zutaten, Jahreszeiten und Zubereitungsarten – machen das Buch zu einem außergewöhnlich funktionalen Begleiter.
Gestaltung und Fotografie spiegeln die Haltung wider: ruhig, klar, authentisch. Sodhas Ton ist nahbar, präzise und ermutigend, ihre Rezepte sind zuverlässig und intuitiv. „Happy“ zeigt, wie Kochen zu Achtsamkeit und Lebensfreude führen kann – ein kluges, empathisches und inspirierendes Buch, das Maßstäbe in seiner Kategorie setzt.

👉 Kochbuch-Check: „Happy – Weil diese Rezepte glücklich machen“ 

🌱 KATEGORIE  SAISONALE KÜCHE

Die Kategorie Saisonale Küche stellt nicht nur Rezepte in den Mittelpunkt, sondern eine Haltung zum Kochen: den bewussten Umgang mit Produkten, Jahreszeiten und Verfügbarkeit. Bewertet wurde, wie konsequent ein Buch Saisonalität umsetzt, wie alltagstauglich oder ambitioniert es gedacht ist – und wie überzeugend Konzept, Inhalt und Gestaltung zusammenspielen.

Diese Kategorie zeigt besonders deutlich, wie breit das Spektrum jahreszeitlichen Kochens heute ist: vom alltagstauglichen Begleiter über persönlich geprägte Handschriften bis hin zum monumentalen Kompendium. Gemeinsam ist allen Titeln der Anspruch, bewusst mit Zutaten umzugehen – die Wege dorthin könnten unterschiedlicher kaum sein.

„Flosse, Speck und Grünzeug“ – Christian Ruß und Jule Felice Frommelt

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 7,4 

Mein Juryurteil: 7,2

„Flosse, Speck und Grünzeug“ möchte moderne Naturküche zeigen – mit regionalen Produkten aus Wald, Wasser und Feld und traditionellen Techniken wie Räuchern, Pökeln oder Beizen. Der Anspruch ist hoch, die Umsetzung gelingt jedoch nur teilweise. Viele Rezepte sind bodenständig und nachvollziehbar, es fehlt ihnen aber oft an Raffinesse und wirklich neuen Impulsen.
Ungewöhnlichere Ideen – etwa Brennnesselpfannkuchen oder Desserts mit gesammelten Haselkätzchen – wirken eher additiv als überzeugend weitergedacht und stellen Anfängerinnen zudem vor praktische und ökologische Fragen. Die visuelle Gestaltung von Jule Felice Frommelt ist hingegen eine klare Stärke: atmosphärisch, ruhig und nah an der Natur. Die Rezeptführung ist übersichtlich, jedoch ohne Zutatenregister, was bei saisonaler Küche den Zugang unnötig erschwert.

👉 Kochbuch-Check Espresso: „Flosse, Speck und Grünzeug“ 

„Wochenmarkt – Mit Freude genießen“ – Elisabeth Raether:

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 8,1

Mein Juryurteil: 8,9

„Mit Freude genießen“ von Elisabeth Raether denkt konsequent aus dem Alltag heraus und besitzt eine Leichtigkeit, die man im Kochbuchbereich selten findet. Raether gelingt es wie in ihrer „Zeit-Magazin“-Kolumne, mit wenigen Sätzen Atmosphäre zu schaffen, Neugier zu wecken und Rezepte in einen Zusammenhang zu stellen, der natürlich wirkt und nie überstilisiert.
Ihre Küche ist schnörkellos, produktnah und klar geführt: wenige Zutaten, präzise Anleitung, verlässliche Ergebnisse. Besonders stark ist ihre Fähigkeit, kulinarisches Erzählen mit journalistischer Präzision und menschlicher Wärme zu verbinden. Die Texte wirken persönlich, ohne privat zu werden – wie eine vertraute Stimme, die ermutigt und Orientierung gibt.
Gestaltung und Fotografie bleiben ruhig, übersichtlich und funktional; ein Rezept pro Doppelseite, klare Typografie, gute Auffindbarkeit durch Register und Gliederung. Wer große kulinarische Experimente sucht, wird hier nicht fündig – doch gerade darin liegt die Stärke: „Mit Freude genießen“ ist ein warmes, klug komponiertes Jahreszeitenkochbuch, das Alltagstauglichkeit mit erzählerischer Tiefe verbindet und Leser*innen durchs Jahr begleitet.

👉 Kochbuch-Check Espresso: „Mit Freude genießen“

„Held & Herd“ – Christoph „Krauli“ Held

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 8,2 BRONZE 🥉

Mein Juryurteil: 9,0

„Held & Herd“ von Christoph „Krauli“ Held ist ein zugängliches und zugleich charakterstarkes Jahreszeitenkochbuch, das seine Leitidee des „grenzenlos verwurzelt Kochens“ konsequent verfolgt. Verwurzelt in der österreichischen Küche seiner Großmutter und zugleich offen für nordische, französische und internationale Einflüsse, versteht Held Tradition als Ausgangspunkt für kreatives, freies Kochen.
Sein saisonaler Aufbau verbindet persönliche Eindrücke mit einer Bandbreite von klassischen bis originellen Gerichten, stets getragen von Gespür für Aromatik, Balance und handwerkliche Klarheit. Eine unprätentiöse Einführung zu Kochmethoden und Food Pairing schafft Orientierung. Die Fotografie setzt auf klare, appetitanregende Draufsichten ohne Überinszenierung, die Rezeptführung ist sauber gegliedert und für Einsteiger*innen wie Fortgeschrittene gut nachvollziehbar.
Das Vorratskammer-Kapitel mit Techniken wie Fermentieren und Trocknen stärkt den nachhaltigen Ansatz; einzig ein Zutatenregister fehlt. „Held & Herd“ ist ein sympathisches, bodenständiges und zugleich raffiniert gedachtes Kochbuch, das Persönlichkeit, Kompetenz und echte Kochfreude verbindet.

👉 Kochbuch-Check Espresso „Held & Herd“ 

„Saison“ – Andreas und Mathias Neubauer

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis: 8,4 SILBER 🥈

Mein Juryurteil: 8,8

„Saison“ von Andreas und Mathias Neubauer bündelt die Essenz der „Saisonküche“ des „Feinschmecker“ und zeigt mit 140 Rezepte, warum die Rubrik so geschätzt ist: klare Ideen, eine erkennbare Handschrift und zuverlässig funktionierende Gerichte. Das Buch ist keine Enyklopädie, sondern bewusst als kuratierte Rezeptsammlung angelegt – mit Fokus auf saisonale, gut umsetzbare und zugleich inspirierende Küche.
Andreas Neubauers Rezepte verbinden Klassiker mit neuen Ideen und bieten eine Bandbreite, die sowohl alltagstauglich als auch überraschend ist. Ebenso prägend ist die Bildsprache von Mathias Neubauer: sinnlich, präzise und farbfein, mit einer redaktionellen Klarheit, die Essen und Zutaten ohne künstliche Effekte inszeniert und das Saisonale in den Mittelpunkt stellt. Dieses Zusammenspiel hebt „Saison“ deutlich aus der Vielzahl vergleichbarer Jahreszeitenbücher heraus.

👉 Kochbuch-Check Espresso „Saison“ 

„Almanak“ – Claus Meyer

Ergebnis Deutscher Kochbuchpreis:  9,1 GOLD 🏅

Mein Juryurteil: 9,2

„Almanak“ von Claus Meyer ist ein kraftvolles Jahreszeitenkochbuch, das Anspruch und Haltung weit über das Genre hinaus vereint. Meyer, eine prägende Figur der modernen nordischen Küche, versteht das Buch als Kompendium: ein Fundus an Ideen, Techniken und Anregungen aus der Logik der nordischen Jahreszeiten. Er betont selbst, dass „Almanak“ kein Familienkochbuch ist, sondern ein Werk, das Kochen als bewusste Auseinandersetzung mit Produkten versteht – mit Herkunft, Beschaffenheit und Saison.
Viele Rezepte sind unkompliziert, andere bewusst ambitionierter und als Inspiration gedacht – ein Wechsel, der zum Konzept gehört. Zentral ist Meyers produktnahe Haltung. Er arbeitet mit dem, was der Norden hergibt – von Moosbeeren bis Kliesche – und macht transparent, dass nicht alles überall verfügbar ist. Daraus entsteht keine Exklusivität, sondern eine Einladung, regional zu denken und eigene Lösungen zu finden. Globale Einflüsse integriert er dennoch, ohne den nordischen Kern zu verlieren.
Gestalterisch ist „Almanak“ bewusst zurückhaltend; statt Tellerfotografie erzählen Landschaften, Produkte und eine ruhige Typografie vom Wesen des Nordens. Klare Rezeptstruktur und ein vorbildliches Register machen das Buch zu einem zuverlässigen Nachschlagewerk. „Almanak“ ist ein beeindruckendes Kompendium nordischer Saisonalität – ein substanzreiches, inspirierendes Standardwerk.

👉 Kochbuch-Check Espresso „Almanak“ 

Die Juryarbeit für den Deutschen Kochbuchpreis 2025 hat mir in diesem Jahr ganz besonders viel Freude gemacht. Nicht nur, weil die Aufgabe anspruchsvoll und bereichernd ist, sondern vor allem, weil ich die nominierten Bücher durchweg als herausragend stark empfunden habe. Die Vielfalt der Konzepte, die Qualität der Inhalte und die Sorgfalt in der Umsetzung haben einmal mehr gezeigt, wie lebendig und differenziert der aktuelle Kochbuchmarkt ist.

Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung meiner Jury-Tätigkeit im kommenden Jahr und blicke mit großer Zuversicht auf 2026. Die Neuerscheinungen, die uns dort erwarten, versprechen schon jetzt spannende Impulse – und lassen sich das ganze Jahr über auf kaisergranat.com verfolgen. Dort besteht auch die Möglichkeit, sich für den Newsletter anzumelden und über Entwicklungen rund um den Deutschen Kochbuchpreis und den Kochbuchmarkt informiert zu bleiben.

Mein Dank gilt Benjamin Cordes und seinen Mitstreitern, die mit großem Engagement die Plattform Kaisergranat und den Deutschen Kochbuchpreis ins Leben gerufen haben und kontinuierlich betreuen. Ohne diesen Einsatz gäbe es diese wichtige Orientierungshilfe für Leser*innen, Verlage und Autor*innen nicht.

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