Stevan Paul – Einfach Urlaub

1. Eckdaten

Titel: Einfach Urlaub – Rezepte, die den Sommer feiern

Autor: Stevan Paul

Verlag: Brandstätter Verlag

Erscheinungsjahr: 2023

2. Inhalt und Konzept

• Beschreibung des Konzepts

„Einfach Urlaub“ – der Titel ist Programm: Dieses Buch bringt die Leichtigkeit des Sommers direkt in die Küche. Stevan Paul, selbst begeisterter Camper und Ferienhauskoch, hat ein Kochbuch geschrieben, das mehr ist als eine Rezeptsammlung. Es ist ein sommerlicher Reisebegleiter für alle, die draußen kochen, drinnen genießen oder einfach nur unkompliziert gut essen wollen.

Ob Tiny House, Ferienwohnung, Zelt oder heimischer Balkon: Gekocht wird mit wenig Equipment, einfachen Zutaten und viel Urlaubsgefühl. Die meisten Rezepte kommen mit einer Pfanne, einem Topf oder einem Grill aus – und manchmal reicht sogar ein bisschen gutes Brot mit einem raffinierten Dip.

Dabei knüpft „Einfach Urlaub“ an ein früheres Projekt des Autors an: Bereits 2016 erschien im Brandstätter Verlag sein erstes Buch zur mobilen Sommerküche – „OpenAir – Das Festival- und Campingkochbuch“. Auch das war schon ein persönlicher Liebling von mir. Nun geht Stevan Paul noch einen Schritt weiter: „Einfach Urlaub“ ist umfassender, alltagstauglicher und richtet sich nicht nur an Festivalgänger, sondern an alle, die mit wenig Aufwand gut und genussvoll kochen wollen – im Urlaub wie zu Hause.

Dazu gibt’s persönliche Tipps aus Pauls eigener Urlaubsküchen-Trickkiste: clevere Vorratshacks, Einkaufsideen, Packlisten, Equipment-Tipps und sogar ein ganzes Kapitel übers Kühlen und Grillen unterwegs. Und für die passende Stimmung sorgt die mitgelieferte Sommer-Playlist – ein QR-Code führt direkt zur musikalischen Begleitung via Spotify, die schon beim Blättern Lust auf laue Abende macht.

• Besonderheiten des Buches

Besonders gelungen finde ich die Verbindung aus sommerlich entspannter Küche und praktischer Alltagstauglichkeit: Die Rezepte lassen sich mit minimaler Ausstattung und einfachen Zutaten umsetzen, oft auch ganz spontan oder improvisiert – genau so, wie man es sich im Urlaub wünscht.

Dass Stevan Paul selbst ein erfahrener Camping- und Ferienwohnungskoch ist, merkt man auf jeder Seite. Seine ganz persönlichen Küchenhacks, von der Wahl des richtigen Messers bis zur Kühltasche mit System, machen das Buch zu einer Fundgrube für alle, die gern draußen oder unterwegs kochen.

Ein echtes Highlight ist die eigens kuratierte Sommer-Playlist – voller Songs, die auch beim Grillen mit Freund*innen im Ferienhaus liefen. Dazu kommt die wunderbar entspannte Tonlage, in der Paul schreibt: charmant, nahbar und mit einem Augenzwinkern. Selbst eine Bachstelze bekommt hier ihre Bühne – „Stelzi“, die neugierige Beobachterin der Buchproduktion, ist zum inoffiziellen Maskottchen geworden.

Was mich besonders begeistert: Der Anspruch ist nie perfektionistisch oder belehrend, sondern lädt ein zum Ausprobieren, Improvisieren und Genießen. Das ist kein Buch für Showküchen, sondern eines fürs echte Leben – oder besser gesagt: fürs echte Urlaubsleben.

• Struktur des Buches

Das Buch ist in drei große Teile gegliedert:

Zunächst widmet sich Paul der Vorbereitung: Hier finden sich praktische Tipps zur Ausstattung der Reiseküche, Packlisten für Grundzutaten, kluge Vorratsstrategien, eine kompakte Kühlanleitung für unterwegs – und sogar ein umfangreicher Grill-Guide.

Dann folgt der große Rezeptteil, gegliedert nach typischen Urlaubsmomenten:
zunächst gibt es ein paar Ideen für Reiseproviant und Snacks unterwegs und dann folgt der eigentliche Hauptteil, der sich den Rezepten am Ziel widmet, gegliedert nach typischen Urlaubsmomenten:

  • Am ersten Abend
  • Frühstück
  • Salate
  • Rezepte ohne Kochen
  • Gut gegen Hitze
  • Die ganz schnelle Nummer
  • Hier kommen alle zusammen
  • Grillen
  • Wenn es doch mal kühl wird …
  • Durstlöscher
  • Süßer Sommer

Die Kapitelüberschriften machen sofort Lust aufs Kochen – und erzählen kleine Geschichten vom Ankommen, vom Zusammensitzen, vom Teilen und Feiern in der entspannten Zeit des Jahres. Im Detail:

„Los geht‘s – Reiseproviant und Snacks“
Dieses erste Kapitel ist der Auftakt für alles, was danach kommt – und startet genau dort, wo Urlaub oft beginnt: in der heimischen Küche, kurz vor der Abfahrt. Mit nur drei Rezepten ist es kompakt, aber keineswegs nebensächlich. Die Gerichte sind ideal, um noch schnell ein paar Vorräte zu verbrauchen und einen leckeren Proviant für unterwegs zu zaubern.

  • Die Coca „mallorquin“ bringt den Süden auf das Blech: ein herzhafter Gemüsekuchen mit Paprika, Tomaten und Zwiebeln, der sich bestens transportieren lässt – und übrigens auch kalt richtig gut schmeckt.
  • Die Last-Minute-Blätterteigtaschen nehmen alles auf, was weg muss – Gemüse, Käsereste, Oliven oder Pesto – und zaubern daraus knusprige kleine Wunderpäckchen.
  • Und der fette Frischkäsedip mit Knäcke und Oliven macht seinem Namen alle Ehre: cremig, würzig und schnell zusammengerührt – perfekt für die Snackbox oder das erste Abendessen auf dem Rastplatz.

Besonders charmant an diesem Kapitel ist die Vielzahl an kleinen Tipps, die zwischen den Zeilen stecken: Wie transportiert man Snacks am besten, ohne dass sie zerdrückt werden? Wie bleibt Blätterteig halbwegs kross? Und welche Knäckesorte eignet sich als bruchsichere Begleitung? All das liefert Stevan Paul ganz nebenbei – genauso wie kleine Wissenshäppchen, die man sich merkt, weil sie so herrlich unnütz wie unterhaltsam sind.
Ein Beispiel: Im Abschnitt zu den Croissants erfährt man, dass in Frankreich seit den 1970er-Jahren Croissants aus Margarine gebogen sind – und die geraden immer mit Butter gebacken werden. Solche Details bringen einen zum Schmunzeln und für diesen Hinweis bin ich sehr dankbar!

„Am ersten Abend“
Die Ankunft am Urlaubsort – sie ist oft geprägt von leichtem Chaos, müden Kindern, auspackwütigen Partner*innen oder einfach dem Wunsch, schnell anzukommen. Essen?  Ja bitte, aber bitte ohne großen Aufwand, ohne Einkaufsmarathon, ohne Stress. Genau dafür ist dieses kleine, feine Kapitel gemacht. Auch hier finden sich wieder ‚nur’ drei Rezepte – reduziert auf das Wesentliche, aber alles andere als langweilig.

  • Die Schnelle Ajvar-Pasta mit Crème fraîche ist ein Paradebeispiel für clevere Ferienküche: ein Glas Paprikapaste, eine Handvoll Nudeln, ein Klecks Crème fraîche – fertig ist ein aromatisches Essen, das wie für den Bettenwechseltag gemacht scheint. Denn wenn samstags in vielen Urlaubsregionen die Supermärkte schon leer oder geschlossen sind, rettet so eine Vorratsidee einfach den Abend.
  • Die Pellkartoffeln mit Schmandcreme, Knack und Knusper sind das Gegenteil von langweilig: ein Klassiker neu gedacht, mit verschiedenen Texturen (durch Lauchzwiebeln und eine geröstete und gesalzene Nussmischung), regional anpassbar und herrlich unkompliziert. Und ganz nebenbei ein Plädoyer dafür, einfach mal zu schauen, ob es am Ferienort nicht vielleicht gerade frische Kartoffeln gibt – denn genau solche Zutaten machen den Unterschied.
  • Und dann ist da noch die Lahmacun-Style-Tortilla-Party – ein wortverspieltes Rezept, das Spaß macht, sättigt und Platz für Kreativität lässt. Vegetarisch gefüllt und  als improvisierte Wrap-Variante – hier ist erlaubt, was schmeckt und vorhanden ist.

Was dieses Kapitel besonders macht, sind einmal mehr die vielen kleinen Hinweise, Tipps und Seitenblicke: Da erfährt man nicht nur, wie man Knoblauchsrauke am Wegesrand erkennt (und verwendet!), sondern auch, wie sehr gute Urlaubsgerichte vom Improvisieren leben – und davon, dass man sich auf das einlässt, was der Ort gerade hergibt. Ob frische Kräuter, kleine Hofläden oder Gemüsestände am Straßenrand – „Einfach Urlaub“ animiert dazu, die Augen offen zu halten und den regionalen Geschmack aufzugreifen. Es sind diese kleinen, beiläufigen Anregungen, die im Buch Spaß machen.

„Frühstück“
Fast jedes neue Kochbuch scheint heute das Bedürfnis zu verspüren, auch ein eigenes Frühstückskapitel zu liefern – und ehrlich gesagt: Ich finde das manchmal ein bisschen übertrieben. Nicht jeder möchte im Urlaub erst mal einen halben Vormittag in der Küche verbringen, um das perfekte Granola zu rösten oder die ideale Egg Benedict-Textur zu treffen.

Stevan Paul geht das Thema immerhin angenehm unprätentiös an – und liefert mit insgesamt vier Rezepten eine ausgewogene Mischung aus süß, herzhaft und praktikabel.

Da wäre zunächst das Granola mit Erdbeermilch – nett, keine Frage, aber ob man im Ferienhaus tatsächlich Lust hat, Haferflocken und Nüsse zu rösten, bleibt Geschmackssache. Wer das gerne macht (oder mit Kindern ein kleines Küchenritual schaffen will), wird damit sicher seine Freude haben. Für alle anderen tut es vermutlich auch das fertige Müsli vom Supermarktregal.

Das Bircher Porridge bietet eine solide Alternative für Müslifans mit einem Hang zur Cremigkeit: sättigend, schnell zusammengerührt und dank knackiger Äpfel  angenehm frisch.

Herzhafter wird es beim Grilled Cheese ‚Croque Madame‘ – einem kleinen Pfannenwunder mit dreierlei Käse, Ei und ordentlich Geschmack. Und nein, man braucht dafür keinen Sandwich-Maker oder ein Waffeleisen: eine beschichtete Pfanne reicht völlig aus, was es für die mobile Ferienküche umso sympathischer macht.

Richtig urlaubspraktisch ist auch der Avocado-Burger mit Sandwich Spread. Die Burger Buns kommen fix und fertig aus der Packung, die Avocado wird nur aufgeschnitten, und der hausgemachte Aufstrich – eine Mischung aus Mayo, Frischkäse, Mixed Pickles, Röstzwiebeln und einem Hauch Senf – ist schnell zusammengerührt und bringt ordentlich Aroma mit.

Insgesamt ist dieses Frühstückskapitel kein Must-have, aber ein durchaus charmantes Nice-to-have. Es liefert ein paar frische Ideen für entspannte Ferienhaus-Morgen und lässt dabei die Entscheidung beim Lesenden: Selber machen oder schnell belegen – beides ist okay. Und das ist ja letztlich auch die Philosophie des ganzen Buches.

„Salate“
Acht Rezepte, viele Ideen – und ein ganzes Kapitel, das sich voll und ganz der Vielfalt von frischen, sommerlichen, manchmal auch sättigenden Salaten widmet. Dabei geht es nicht nur um schnelles Schnippeln und Dressing anrühren, sondern vor allem um das, was gute Urlaubsküche ausmacht: mit einfachen Mitteln das Beste aus der Saison herausholen – und dabei auch noch Lust auf Neues wecken.

Gleich zu Beginn steht das 1-2-3-Dip-Dressing der 1000 Möglichkeiten – ein unkompliziertes Basisrezept, das sich sowohl als Gemüsedip als auch als Dressing für alle möglichen Salatideen eignet. Die Botschaft ist klar: Wer ein gutes Grundrezept hat, kann damit unendlich variieren. Und genau das zieht sich als Philosophie durchs ganze Buch.

Besonders charmant ist die „Klitzekleine Kräuterkunde“, die sich an den Tomatensalat Wilde Wiese anschließt. Hier werden essbare Wildkräuter wie Knoblauchsrauke, Gundermann, Wiesenkerbel, Giersch & Co. nicht nur benannt und bildlich vorgestellt, sondern es gibt auch ganz praktische Tipps: Wann erntet man sie am besten? Wie wäscht man sie richtig? Und wie helfen Pflanzenbestimmungs-Apps dabei, sicher zu erkennen, was da eigentlich am Wegesrand wächst? Es ist dieser kleine Exkurs, der zeigt, wie viel Lust auf Natur, Umgebung und Entschleunigung in diesem Buch steckt – ganz ohne missionarischen Ton.

Auch die übrigen Salate zeigen sich vielseitig und machen satt:

  • Der Linsensalat mit Grillkäse und Trauben bringt eine herzhafte Note und eignet sich wunderbar als Hauptgericht für warme Abende.
  • Der Mozzarella-Konfetti-Salat ist eine farbenfrohe Variante des Klassikers – schnell gemacht, dabei raffiniert im Geschmack.
  • Der Grüne-Bohnen-Kartoffelsalat Picknicker ist ein echter Allrounder – macht satt, lässt sich gut vorbereiten und passt auf jede Sommerdecke.
  • Der Mediterrane Ofengemüsesalat punktet mit Röstaromen und Sättigung, eignet sich aber auch hervorragend als Beilage beim Grillen.
  • Der Nudelsalat  Falafel bringt ein bisschen Orient auf den Tisch – mit herzhaften Aromen und einer schönen Kombination aus Texturen.
  • Und mit dem Birnensalat mit Manchego und Cidre-Vinaigrette sowie dem Griechischen Salat mit Halloumi wird es noch einmal fruchtig-salzig und sommerlich-mediterran.

Was mir besonders gut gefällt: Die Rezepte sind alle variabel gedacht. Sie laden zum Austauschen ein, lassen sich anpassen an das, was gerade da ist oder was man vor Ort bekommt. Auch hier wieder typisch Stevan Paul: kein Dogma, sondern Einladung. Und wer Lust hat, auch mal über den Tellerrand zu schauen – oder über den Wiesenrand – der wird in diesem Kapitel ganz sicher fündig.

„Rezepte ohne Kochen“
Die Idee klingt auf den ersten Blick verlockend: Rezepte, die ganz ohne Herd, Backofen oder Grill auskommen – perfekt für heiße Tage, späte Ankünfte oder Minimal-Küchen. Doch was auf dem Papier gut klingt, entpuppt sich in der Praxis als das vielleicht überflüssigste Kapitel des Buches.

Vier Rezepte werden hier vorgestellt – und zumindest zwei davon erfordern dann doch wieder Hitzezufuhr oder elektrisches Equipment.
Gleich das erste, das Pa amb tomàquet, also geröstete Tapas-Brote, benötigt entweder den Backofengrill oder eine Pfanne – was für ein Kapitel ohne Kochen schon recht ambitioniert ist.

Die Sardellenhochzeit mit Zitrone kommt zwar ohne Garen aus, ist aber letztlich eine sehr einfache Mischung aus Sardellen und Oliven aus dem Glas, angerichtet mit Zitrone. Das ist in Ordnung, aber kulinarisch eher ein Snack als ein Rezept.

Der Labneh mit Gurke und Zitrone ist erfrischend, die Idee charmant – und immerhin gibt es hier einen sympathischen No-Waste-Tipp: Die beim Abtropfen entstehende Molke wird zum Gurkendrink verarbeitet. Allerdings sollte man dafür den Pürierstab im Ferienhaus dabei haben – und das dürfte bei den wenigsten der Fall sein.

Die Wassermelonen-Schnitte „Garniture“ schließlich kombiniert Wassermelone mit einer ganzen Reihe von Zutaten: Ahornsirup, Sojasauce, Feta, Walnüsse, Glas-Peperoni, Sushi-Ingwer, Dill und Basilikum. Das Ergebnis klingt spannend, aber am Ende wird man zum Urlaubsende eine ganze Sammlung angebrochener Gläschen mit nach Hause nehmen – oder entsorgen müssen.

Unterm Strich: Dieses Kapitel wirkt wie ein etwas gezwungener Versuch, dem aktuellen Zeitgeist der „No-Cook-Rezepte“ Rechnung zu tragen – auf Kosten der Alltagstauglichkeit. Für mich persönlich sind die Rezepte entweder zu banal oder schlicht unpraktisch für die Ferienhausküche. Da sind die übrigen Kapitel deutlich stärker und konsistenter – und ich würde dieses hier als verzichtbar einstufen.

„Gut gegen Hitze“
Der Titel dieses Kapitels macht sofort Lust auf Abkühlung – und suggeriert leichte, frische Rezepte für heiße Tage. Doch was sich dahinter verbirgt, ist ein eher bunter, etwas lose zusammengewürfelter Mix aus Snacks, kleinen Imbissen und sommerlichen Salaten. Sieben Rezepte umfasst das Kapitel, und sie alle lassen sich ohne großen Aufwand zubereiten – was sie auf den ersten Blick durchaus urlaubstauglich macht.

Da ist zum Beispiel der Gurkenkracher-Salat, knackig und frisch, mit einem kleinen Twist, der ihn aus der Alltagsroutine heraushebt. Der Spicy Gemüse-Obst-Salat mit Erdnüssen ist eine ungewöhnliche, asiatisch inspirierte Kombination, die mit Frucht, Schärfe und Crunch spielt. Auch die Ingwer-Gewürz-Pflaumen sind spannend – aber eher ein aromatischer Snack als eine richtige Mahlzeit.
Mit der Forelle süß-sauer kommt ein Fischgericht ins Spiel, das kalt serviert wird und sich gut vorbereiten lässt.
Die Mechouia, ein nordafrikanischer Ofengemüse-Salat, bringt zwar herrliche Röstaromen auf den Tisch und eignet sich wunderbar zum Dippen oder als Beilage – allerdings muss dafür der Backofen auf 200 °C für 30 Minuten laufen. Und ob man sich das bei über 30 Grad Außentemperatur in einer kleinen Ferienwohnung unter der Überschrift „Gut gegen Hitze“ wirklich antun möchte, ist zumindest diskussionswürdig.

Die Weiße-Bohnen-Creme „Albariza“ und die Aubergine-Joghurt-Creme mit Gemüsesticks schließen das Kapitel als mediterrane Dips ab, die sich hervorragend für einen lauen Sommerabend mit Brot, Oliven und einem Glas Wein eignen.

Was mir bei all diesen Rezepten auffällt: Sie verlangen – obwohl sie als „leicht und hitzetauglich“ daherkommen – oft eine überraschend lange Liste an Zutaten. Wer den kulinarischen Pfiff aus dem Rezept mitnehmen möchte, braucht meist doch wieder eine ganze Batterie an Gewürzen, Kräutern oder eingelegten Extras. Und nicht selten kommt auch der Pürierstab zum Einsatz – was in der minimalistisch ausgestatteten Ferienhausküche schnell zur Hürde werden kann. Also vielleicht doch eher etwas für den Sommer auf Balkonien. 

Auch fehlt mir bei diesem Kapitel ein klarer roter Faden. Die Rezeptauswahl wirkt etwas beliebig – mal Snack, mal Salat, mal Fischgericht. Alles ist erlaubt, Hauptsache, es schmeckt. Das ist sympathisch frei gedacht, hätte aber mit einer klareren inhaltlichen Linie noch mehr Wirkung entfalten können.

Trotzdem: Für Inspiration ist gesorgt – besonders für alle, die Lust auf kleine Gerichte zum Teilen, auf mediterrane Dips oder frische Aromen mit einem besonderen Dreh haben. Wer allerdings auf der Suche nach wirklich unkomplizierten „Anti-Hitze-Rezepten“ ist, die ohne Aufwand und Küchenarsenal funktionieren, wird hier nur bedingt fündig.

„Die ganz schnelle Nummer“
Dieses Kapitel hält, was es verspricht: Hier geht es um unkomplizierte, alltagstaugliche Rezepte, die mit möglichst wenig Aufwand zubereitet werden können – perfekt für alle, die hungrig, aber nicht kochmotiviert ins Ferienhaus zurückkommen. Mit insgesamt sechs Hauptrezepten und mehreren Varianten liefert Stevan Paul hier ein kleines Ideenbuffet für schnelle Urlaubsgerichte. Und endlich ist es auch mal konsequent einfach.

Die meisten Gerichte arbeiten mit Fertigprodukten aus dem Kühlregal – wie Gnocchi oder Tortellini – und sind tatsächlich in kurzer Zeit auf dem Tisch. Das ist weder ein Stilbruch noch verwerflich, sondern einfach pragmatisch gedacht. Genau solche Rezepte braucht man, wenn die Kinder quengeln, der Kühlschrank noch leer ist und man nur eine Pfanne und zwei Hände zur Verfügung hat.

  • Die Tortellini mit grünem Spargel in Zitronenbutter sind eine frische, elegante Lösung für ein schnelles Abendessen – vorausgesetzt, es ist gerade Spargelzeit.
  • Der Ofenfeta mit gebackenen Bohnen und Zucchinisalat bringt viel Geschmack bei wenig Aufwand – und ist eine schöne Idee für ein leichtes Gericht.
  • Mit Vier gewinnt – Schnelle Sommer-Spaghetti gibt es gleich vier schnelle Pastavariationen: Spaghetti Rosso, Spaghetti Gandalang, Spaghetti Butter-Miso und Spicy Spaghetti. Hier wird schön gespielt mit Aromen, von tomatig über asiatisch bis scharf, wobei einzelne Varianten durchaus ein paar Zutaten mehr erfordern.

Der Ofenkürbis mit Kartoffeln und Sourcream ist wärmend, unkompliziert und wunderbar rustikal – allerdings stellt sich auch hier wieder die Frage, ob man wirklich den Backofen anschmeißen möchte, wenn draußen 30 Grad herrschen.

Die Gnocchi-Variationen – einmal mit Tomaten und Kräuterbutter, einmal mit Zucchini und Basilikum-Pesto – sind genau das, was man sich im Urlaub wünscht: schnell, sättigend, lecker und ohne große Kochkunst umsetzbar.

Und die Zucchini-Tomatenbrote vom Blech mit Ei und Tzatziki sind eine clevere Resteverwertung und gleichzeitig ein frisches Sommergericht, das sich gut vorbereiten und auch kalt essen lässt.

Was man allerdings auch in diesem Kapitel nicht ganz außer Acht lassen darf: So einfach die Rezepte auf den ersten Blick sind, so häufig tauchen dann doch Zutaten oder Würzmittel auf, die man nicht unbedingt standardmäßig im Ferienhaus dabei hat – Sojasauce, Miso, bestimmte Gewürzmischungen, Pesto oder Sourcream gehören oft nicht zur Basisversorgung. Wer also den „besonderen Dreh“ mitnehmen will, muss entweder gut vorsorgen – oder kreativ ersetzen.

Trotzdem: Dieses Kapitel gehört zu den stärkeren des Buches. Es denkt die Ferienhausküche mit – einfache Abläufe, wenig Abwasch, viele Gerichte gelingen mit nur einem Topf und einem Blech oder einer Pfanne. Genau das, was man sich für den kulinarischen Urlaubsalltag wünscht.

„Hier kommen alle zusammen“
Dieses Kapitel ist, ganz ehrlich, das stärkste im ganzen Buch. Sechs Rezepte, die auf den Punkt bringen, was Stevan Paul so gut kann: unkompliziert kochen, aber mit Anspruch. Einfach, aber nicht langweilig. Und vor allem: so, dass man sofort Lust bekommt, den Tisch zu decken – ob im Ferienhaus, auf dem Balkon oder ganz einfach zuhause an einem warmen Sommerabend mit Freund*innen.

Der Titel ist klug gewählt: „Hier kommen alle zusammen“ – das ist nicht nur eine Einladung, sondern auch ein kulinarisches Versprechen. Denn die Gerichte in diesem Kapitel sind gemacht für Gemeinschaft. Für große Schüsseln in der Mitte des Tisches, für nachbarschaftliche Grillabende, für Urlaubsabende mit offenen Fenstern und vielen Gläsern Wein.

  • Das Kapitel beginnt mit Peperoni e Patate, einer italienisch inspirierten Pfanne mit Salsiccia, Kartoffeln und vielen Tomaten. Eigentlich, denn beim genaueren Hinsehen fällt auf: In der Zutatenliste fehlen ausgerechnet die Peperoni – also Paprika – obwohl sie im Namen genannt und in der Zubereitung erwähnt werden. Ein kleiner Rezeptfehler, der nicht dramatisch ist, aber eben auffällt – vor allem, wenn man das Gericht nachkochen möchte und sich fragt, ob man die Paprika nun ergänzen oder die Tomaten streichen soll. Dennoch: Die Kombination mit dem Birnen-Fenchel-Krautsalat funktioniert hervorragend und ist ein schönes Beispiel dafür, wie aus Alltagszutaten ein überraschend gutes Gericht wird.
  • Die Tomaten-Ricotta-Tarte bringt Sommer auf den Teller – knuspriger Boden, cremiger Belag, süße Tomaten – und ist ein Klassiker, der immer funktioniert. Und ein toller Twist: Die Auflage aus knackig frischen Erbsen, Frühlingszwiebeln und Dill. 
  • Das grüne Risotto mit Spiegelei überrascht mit seiner Farbe, seiner Cremigkeit und der Tatsache, dass ein einfaches Spiegelei plötzlich wie die Krönung wirkt.
  • Der Ofenreis „Levante“ spielt mit orientalischen Aromen, duftet nach Sommergewürzen und kommt direkt aus dem Ofen auf den Tisch – so, wie man sich das für entspannte Urlaubsabende wünscht.
  • Das Zitronenhühnchen vom Blech ist ein weiterer Beweis dafür, dass gutes Essen nicht kompliziert sein muss – alles aufs Blech, alles zusammen in den Ofen, fertig ist ein Gericht voller Aroma und Wärme.
  • Und die Polenta „Pizzabetrug“ ist ein augenzwinkernder Abschluss: ein Gericht, das aussieht wie Pizza, aber mit cremiger Polenta und geschmolzenem Käse ganz neue Wege geht – und dabei herrlich unkompliziert bleibt.

Allen Rezepten ist gemein: Sie wirken durchdacht, ausgewogen, einladend. Sie sind einfach, aber dennoch raffiniert – genau die Art von Küche, bei der niemand denkt: „Das hätte ich auch so hinbekommen“, sondern eher: „Wow, das war einfach und trotzdem besonders.“

Natürlich muss man auch hier einschränken: Einige der Gerichte setzen wieder ein wenig Ausstattung voraus – Backofen, große Pfanne, möglicherweise eine Reibe oder ein gutes Messer. Nicht alles davon findet sich automatisch in der Ferienhausküche. Aber man kann dieses Kapitel auch mit einem wohlwollenden Blick lesen – als Sammlung großartiger Sommerrezepte, die ebenso gut für zu Hause taugen wie für die Urlaubswoche mit befreundeten Familien oder der großen Tafel unter freiem Himmel.

Wer „Einfach Urlaub“ nicht als reines Campingkochbuch liest, sondern als Einladung zu einer entspannten, alltagsnahen Sommerküche, wird hier das Herzstück des Buches finden. Für mich persönlich: der kulinarische Höhepunkt.

„Grillen“
Was wäre ein Sommerkochbuch ohne ein eigenes Grillkapitel? Stevan Paul liefert hier gleich neun Rezepte, teils mit Varianten – und zeigt, dass Grillen weit mehr sein kann als Nackensteak und Würstchen. Von herzhaft bis raffiniert, von schnell gemacht bis ambitioniert ist alles dabei – manchmal ein bisschen aufwendig für die klassische Ferienhausküche, aber durchweg inspirierend.

Den Auftakt macht der Smashed-Bratwurst-Cheeseburger mit Spezialgrillsauce und Sauerkraut-Coleslaw – und der hat es in sich. Hier werden nicht nur die Patties aus Bratwurstbrät geformt und auf dem Grill zerdrückt, sondern sogar die Burger-Buns selbst gebacken. Die Spezialgrillsauce mixt süß und würzig mit Aprikosenmarmelade, Garam Masala, Gewürzgurke und Senf. Das klingt großartig – keine Frage. Aber auch hier wieder: Für die volle Aromenpracht braucht es eine gewisse Zutatenlogistik, die nicht jeder auf Reisen im Gepäck hat.

Die Forelle mit Quetschkartoffeln und Rucola-Olivensauce ist da schon deutlich näher an der Urlaubsrealität – einfach, aromatisch und schnell gemacht. Allerdings sollte man für den Fisch idealerweise einen Grillrost oder Fischhalter dabei haben, sonst wird das Wenden zur sportlichen Herausforderung.

Richtig unkompliziert wird’s beim gegrillten Mais mit Paprika-Salsa „Esteban Pablo“. Dieses Rezept gelingt sogar auf dem kleinen Picknickgrill – und die Salsa bringt durch geröstete Paprika und frische Kräuter ordentlich Sommer auf den Teller.

Der Bulgur-Curry-Salat mit gefüllter Grillpaprika zeigt wieder die typische Handschrift des Autors: einfache Basis, aromatisch gedacht, und mit einem kleinen Extra. Hier kommt gelbe Currypaste zum Einsatz – es gibt aber auch gleich einen hilfreichen Hinweis, wie man sie notfalls durch Currypulver und Gewürze ersetzt. Solche Alltagstipps machen das Buch sympathisch – und praktikabel.

Die Chorizo-Tacos mit schwarzen Bohnen sind ein weiteres Highlight: Hier darf mit fertigen Tortilla-Fladen gearbeitet werden, was das Rezept deutlich ferienhaustauglicher macht. Geschmacklich kommt das Ganze mit Chilisauce und Chorizo ganz ohne große Kochkunst aus – und ist perfekt für ein unkompliziertes Urlaubsessen mit Freunden.

Mit „Vier gewinnt“ kommt dann der Wunderhefeteig ins Spiel – ein schneller Teig mit Ei und Milch, der gleich vier Rezeptvarianten möglich macht: Focaccia, Sgabei (frittierte Teigstücke), Ajvar-Feta-Schnecken „Vulcano“ und Stockbrot. Die Idee ist klasse – aber das Frittieren in der Ferienhausküche? Muss man wollen. Wer’s einfach hält, greift zu Focaccia oder Stockbrot und hat damit zwei wunderbar entspannte Grillbegleiter.

Auch der gegrillte Spargel mit Ferienhaus-Sauce und Zitronenkartoffeln ist nicht ohne: Der Spargel will gut vorbereitet sein (Paul gibt hier einen hilfreichen Tipp zum Vorbereiten), und auf dem Grill ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt, damit er nicht verbrennt. Für alle, die’s einfacher mögen, gibt’s zum Glück auch eine Ofenvariante.

Ein bisschen verspielter wird’s mit dem Nektarinensalat-Sprizz-Aperitif zum Piken – eine schöne Idee für eine Bowle oder einen Aperitif mit Sommerfrüchten, Aperol oder Orangensirup und einem Spritzer Prickelndem. Die Früchte machen optisch was her und lassen sich wunderbar vorbereiten.

Zum Schluss folgt mit dem Antipasti-Salat „Resthitze“ ein echtes Highlight für clevere Ferienhausköch*innen: Hier wird die glimmende Restkohle genutzt, um Gemüse zu rösten, das am nächsten Tag als Antipasti-Salat serviert wird. Eine nachhaltige Idee – und ein Plädoyer für entspanntes Vorkochen.

Insgesamt ist das Grillkapitel vielfältig, kreativ und zeigt, wie abwechslungsreich sommerliches Kochen mit dem Grill sein kann. Nicht alles ist wirklich ferienhaustauglich – dafür sind manche Zutaten zu speziell und die Zubereitungen manchmal etwas anspruchsvoll. Aber gerade, wenn man „Einfach Urlaub“ auch als Inspirationsquelle für die Sommerküche zu Hause liest, ist dieses Kapitel ein Volltreffer.

„Wenn es doch mal kühler wird“ 
Eigentlich hoffen wir ja alle, dass der Sommerurlaub sonnig, warm und regenfrei bleibt. Aber falls es doch mal einen kühlen Abend gibt – oder einen dieser grauen Regentage, an denen man sich nach einem dampfenden Teller voller Trost sehnt –, dann ist dieses kleine Kapitel genau richtig. Es umfasst gerade einmal drei Rezepte, aber die haben es in sich: deftig, herzerwärmend, familiär – und mit kleinen Geschichten gespickt, die dieses Buch an vielen Stellen so besonders machen.

Den Anfang macht das Ragù di Papa, ein Rezept, das von der Fotografin des Buches, Vivi d’Angelo, stammt. Oder vielmehr: von ihrem Vater. Es ist ein klassisches Hackfleischragout für Pasta – einfach, bodenständig, aromatisch. Ein Rezept, das man immer wieder kochen kann, weil es genau das ist, was man sich an kühleren Tagen wünscht: Wärme, Geschmack und ein bisschen Kindheitsgefühl.

Die Tomaten-Linsensuppe Polipopaja bringt dagegen einen poetischen Touch ins Spiel. Der Name stammt aus einem Buch des Kinderbuchautors James Krüss – Polipopaja ist darin „die glückliche Insel hinter den Winden“. Und genauso fühlt sich diese Suppe auch an: ein bisschen exotisch, ein bisschen märchenhaft. Arabisch inspiriert, kräftig gewürzt, mit Linsen, Tomaten und vielen Aromen. Stevan Paul empfiehlt das Buch übrigens ausdrücklich – und beweist damit einmal mehr, dass bei ihm Kulinarik und Literatur Hand in Hand gehen dürfen.

Zum Schluss folgt der Djuvec-Eintopf mit Cevapcici-Bällchen – ein Rezept mit Wurzeln in der kroatisch-serbischen Küche, das dem Autor eher zufällig passiert ist. Aus einem klassischen Djuvec-Reis mit zu viel Brühe wurde ein Eintopf – und dieser kam so gut an, dass daraus ein festes Rezept entstand. Mit kleinen Hackfleischbällchen ergänzt, wird daraus ein wohlig-wärmendes Gericht, das sich mit wenig Aufwand umsetzen lässt und echtes Familienklassiker-Potenzial hat.

Auch wenn dieses Kapitel klein ist, zeigt es noch einmal sehr schön, was „Einfach Urlaub“ leisten will: nicht nur leichte Sommergerichte zu bieten, sondern auch kleine kulinarische Anker für die Tage, an denen man sich eher nach Wärme als nach Wassermelone sehnt. Persönlich, unprätentiös, nahbar – und damit ein stiller Favorit im Buch.

„Durstlöscher“
Dieses kleine, erfrischende Kapitel widmet sich den Getränken – und streckt seine Fühler dabei sogar ein bisschen in die Suppenschüssel aus. Vier Rezepte (bzw. fünf, wenn man die Variante mitzählt) laden ein, sich zwischendurch abzukühlen, die Füße hochzulegen und mit einem Glas in der Hand einfach mal durchzuatmen. Die Ideen sind unkompliziert, gut machbar und bringen neuen Schwung in klassische Sommergetränke.

Gleich zu Beginn gibt’s Ingwer-Zitronen-Limonade mit Zitronenverbene – eine schöne Variante der bekannten Schorle, bei der vor allem die Zitronenverbene für das gewisse Etwas sorgt. Ein Getränk mit Frische, Schärfe und Kräuterduft – perfekt für heiße Tage und auch gut vorzubereiten für ein größeres Picknick oder Grillfest.

Der Himbeer-Rooibos-Eistee ist fruchtig, mild und bringt eine feine Teebasis mit, die gerade für alle geeignet ist, die keine Lust auf zu viel Zucker oder Säure haben. Die Kombi aus Beeren und Rooibos ist dabei nicht nur geschmacklich gelungen, sondern auch optisch ein kleiner Sommerstar im Glas.

Unter dem Titel „Mehr Melone geht nicht“ folgen gleich zwei Rezeptvorschläge für alle, die die Wassermelone nicht nur essen, sondern auch trinken wollen: Die Melonen-Agua-Fresca ist leicht, spritzig und ideal für große Karaffen am Tisch. Der Watermelon Smoothie „The Greek“ bringt durch griechischen Sahnejoghurt mehr Cremigkeit und ist fast schon ein Dessert im Glas. Beides: erfrischend, sommerlich, herrlich pink.

Und dann taucht da noch ein letztes Rezept auf, das eher überraschend ist für ein Getränkekapitel – eine kalte Gemüsesuppe Gazpacho-Style. Aber irgendwie passt es doch: Auch sie löscht den Durst, kühlt von innen und lässt sich wunderbar im Glas servieren. Ein bisschen Spanien für die Ferienhausküche – oder für den heimischen Garten, wenn die Hitze in der Stadt steht.

Insgesamt: ein charmantes Mini-Kapitel mit frischen Ideen und kleinen Twists für Klassiker. Alles ist gut machbar, auch mit wenigen Zutaten, und lädt dazu ein, sich zwischendurch ein bisschen Urlaubsgefühl ins Glas zu holen – egal ob man gerade auf dem Balkon sitzt oder in Flip-Flops über den Campingplatz schlendert.

„Süßer Sommer“
Der kulinarische Urlaub endet, wie es sich gehört: mit einem süßen Kapitel. Fünf Rezepte laden hier zum Naschen, Löffeln, Schlürfen und Genießen ein – mal klassisch, mal überraschend, immer sommerlich. Obst spielt die Hauptrolle, wie es sich für die Saison gehört, aber auch Pfannkuchen und Kaffee sind mit dabei. Ein entspannter Abschluss, der noch einmal zeigt, dass Urlaubsküche einfach, spontan – und trotzdem besonders sein kann.

Den Anfang macht der Cold Brew Eiskaffee – ein Rezept, das so einfach wie voraussetzungsreich ist. Der Kaffee wird mit kaltem Wasser aufgesetzt und muss 12 bis 16 Stunden ziehen. Das heißt: Vorausdenken ist hier gefragt. Wer dann auch noch die Sahne frisch schlagen möchte, muss entweder Muskelkraft mitbringen oder darauf hoffen, dass das Ferienhaus mit einem Handrührgerät ausgestattet ist. Alternativ kann man aber auch mit gesüßter Kondensmilch arbeiten – eine Option, die Stevan Paul ganz pragmatisch mitliefert.

Der Aprikosen-Blaubeer-Ofen-Schlupfer ist ein echter Klassiker: altes Gebäck trifft frisches Obst – eine herrliche Resteverwertung und ein köstliches Dessert aus dem Backofen. Das Rezept funktioniert mit Brioche oder Milchbrötchen aus dem Supermarkt, wird mit Eiern und Milch übergossen und mit Früchten getoppt. Perfekt, wenn man noch ein bisschen Obst übrig hat oder das Brot vom Frühstück nicht mehr ganz frisch ist.

Frisch, aromatisch und sehr sommerlich wird es beim Sommermelonensalat. Verschiedene Melonensorten werden hier mit einem Kräuterdressing aus Zitronenverbene, Rosmarin und Honig mariniert und mit Honig gesüßtem Crème fraîche kombiniert – eine raffinierte Mischung, die überraschend gut funktioniert und auch optisch ein echter Hingucker ist.

Die Zitronenpuffer mit Blaubeeren sind ebenfalls aus dem Ofen – und damit eine unkomplizierte Alternative zur klassischen Pfanne. Der Teig ist schnell zusammengerührt, die Zutatenliste überschaubar, das Ergebnis fluffig und zitronig mit fruchtigem Finish.

Und zum Schluss: die Palatschinken-Party – mit frischen Beeren, Quark, Zucker oder einfach der Lieblingskonfitüre aus dem Glas. Ein Rezept wie ein Feriengefühl: unkompliziert, vielseitig und immer willkommen. Und wenn’s mal schnell gehen muss, machen diese Pfannkuchen auch eine prima Hauptmahlzeit – nicht nur für Kinder.

Ganz am Ende des Kapitels – und des Buches – steht noch eine liebevolle Danksagung an die „Urlaubsbekanntschaften“, die mit persönlichen Tipps für Hofläden, Bezugsquellen und Entdeckungen rund um den Entstehungsort des Buches (Schleswig-Holstein) aufwartet. Eine kleine, charmante Geste, die zeigt, wie viel Persönliches in diesem Buch steckt – und wie sehr Stevan Paul seine Leser*innen als Mitreisende versteht.

3. Zielgruppe

„Einfach Urlaub“ macht auf den ersten Blick den Eindruck, ein Allrounder zu sein – gedacht für Camper*innen mit Gaskocher, Familien in der Ferienwohnung, spontane Grillabende auf dem Balkon und überhaupt für alle, die den Sommer kulinarisch feiern wollen. Ein großer, ambitionierter Anspruch – dem das Buch allerdings nicht durchgehend gerecht wird.

Zwar ist der Grundgedanke sehr sympathisch: unkomplizierte Rezepte, die mit wenig Ausstattung funktionieren und Lust auf improvisiertes Kochen machen. Aber bei näherem Hinsehen zeigt sich: Nicht wenige Gerichte setzen doch wieder auf eine gut ausgestattete Küche, besondere Zutaten oder längere Zubereitungszeiten. Für echte Outdoor-Küche, Campingkocher oder Minimal-Küchen im Ferienhaus bleiben am Ende nur eine Handvoll Rezepte wirklich uneingeschränkt tauglich.

Gleichzeitig könnten einige der sehr simplen Ideen für versierte Hobbyköch*innen zu banal wirken, wenn sie das Buch eher als Inspirationsquelle für die eigene Sommerküche zu Hause nutzen möchten.

So bleibt die Zielgruppenfrage am Ende ein wenig diffus: Für wen genau ist dieses Buch eigentlich gedacht? Wer wirklich in den Urlaub fahren und dort kochen will, muss selektieren – und wer das Buch daheim nutzen möchte, könnte sich an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Raffinesse wünschen.

Richtig ist jedoch: Das Buch bietet eine Fülle an Ideen, es ist inspirierend, charmant und mit viel Liebe gemacht. Wer sich von Rezepten gerne anregen lässt, aber ohnehin kreativ variiert, wird mit „Einfach Urlaub“ viele schöne kulinarische Sommermomente erleben können – unabhängig vom Ort. Und für alle, die nicht nach Perfektion, sondern nach Genuss suchen, ist dieses Buch ein unkomplizierter Begleiter mit Herz und Humor.

4. Rezepte und Vielfalt

• Anzahl der Rezepte
„Einfach Urlaub“ umfasst über 60 Rezepte – von Frühstück bis Abendessen, von Drinks bis Dessert, vom schnellen Dip bis zum vollwertigen Ofengericht. Teilweise kommen noch Varianten hinzu, etwa bei Pasta oder Gnocchi, sodass die Auswahl gefühlt sogar noch etwas größer ist. Die Rezeptzahl ist für ein Sommerkochbuch absolut angemessen, ohne überladen zu wirken.

• Vielfalt der Gerichte
Die Bandbreite der Gerichte ist erfreulich groß: Es gibt sowohl kalte als auch warme Speisen, kleine Snacks und vollwertige Mahlzeiten, Grillrezepte, Backofengerichte, Dips, Suppen und Eintöpfe. Besonders positiv fällt der hohe Anteil an vegetarischen Rezepten auf – darunter viele, die sich ohne großen Ersatzaufwand umsetzen lassen. Auch familien- und kindertaugliche Ideen sind reichlich dabei: einfache Nudelgerichte, Gnocchi aus dem Kühlregal, Palatschinken, Melonensalat, Grillsachen mit geringem Aufwand.

Die Gerichte bewegen sich zwischen mediterraner, deutscher, nahöstlicher und osteuropäischer Alltagsküche – mit einem Schwerpunkt auf der unkomplizierten Sommerküche. Dabei fällt auf: Die Rezepte sind zwar nicht alle für Camping oder Ferienwohnungen geeignet (hier sind Ausstattung, Zutaten oder Zeitbedarf manchmal ein Problem), aber im Sinne einer saisonalen Alltagsküche zu Hause deckt das Buch viele Lebenslagen ab. Und: Es dürfte wirklich für jeden etwas dabei sein.

• Originalität und Kreativität
Die größte Stärke liegt in den charmanten Ideen und kleinen Twists, mit denen Stevan Paul bekannte Klassiker variiert – sei es ein Spiegelei auf grünem Risotto, eine Wassermelone mit Sushi-Ingwer oder eine Grillsauce mit Aprikosenmarmelade und Garam Masala. Die Gerichte sind oft einfach, aber selten langweilig.

Nicht alle Rezepte überraschen – manche muten eher schlicht an oder bedienen bewährte Klassiker – aber insgesamt ist die Mischung gut ausbalanciert. Besonders gelungen sind die Textbeigaben, Tipps und erzählerischen Elemente, die den Rezepten eine persönliche Note und eine Portion Humor verleihen. Auch das Spiel mit Varianten (etwa bei Pasta oder Hefeteig) zeigt: Hier denkt jemand mit – und hat Freude am Kochen und Weitergeben.

5. Schwierigkeitsgrad

Auf den ersten Blick wirkt „Einfach Urlaub“ wie ein typisches Einsteigerbuch – mit kurzen Zutatenlisten, klaren Zubereitungsschritten und einem entspannenden Grundton. Und tatsächlich: Viele der Rezepte lassen sich auch mit wenig Kocherfahrung gut umsetzen. Wer schon mal Nudeln gekocht oder Gemüse geschnitten hat, kommt mit der Mehrheit der Gerichte problemlos zurecht.

Allerdings ist das Buch kein reines „One-Pot-wirf-alles-rein“-Kochbuch. Ein bisschen Kocherfahrung – oder zumindest Neugier – sollte man mitbringen. Manche Zubereitungen erfordern ein wenig Timing, andere brauchen bestimmte Küchengeräte wie Mixer, Pürierstab oder Handrührgerät. Das wird im Text meist fair beschrieben – wer etwa Cold Brew mit Sahne plant, erfährt auch, dass man Muskelkraft oder Equipment braucht.

Die Anforderungen an Ausstattung und Technik schwanken stark: Während einige Gerichte locker mit einem Gaskocher und einem Topf auskommen, benötigen andere einen Backofen (oft bei 200 °C für 30 Minuten) oder gleich mehrere Arbeitsschritte mit Grill, Pfanne und Servierbesteck.

Gerade im Hinblick auf die Idee der „Ferienhausküche“ kann das stellenweise herausfordernd werden. Wer das Buch aber als saisonales Inspirationsbuch für zu Hause liest, wird selten an Grenzen stoßen. Insgesamt lässt sich der Schwierigkeitsgrad als niedrig bis mittel einstufen – vorausgesetzt, man bringt ein bisschen Organisationstalent und Lust auf Improvisation mit.

6. Fotografie & Design

• Bildqualität
Die Fotos im Buch stammen von Vivi d’Angelo – handwerklich hervorragend gemacht, technisch makellos, oft sehr atmosphärisch. Unterstützt wurde sie bei der Foodfotografie von Meike Graf, und das merkt man auch: Wenn das Essen im Mittelpunkt steht, sind die Bilder absolut stimmig, detailverliebt und appetitanregend. Viele Aufnahmen sind von oben fotografiert, was dem Thema „Ferienhausküche“ eine schöne Lockerheit verleiht. Getränke stehen im Eisbad am Fuß eines Baumes, der Salat wartet auf dem Liegestuhl – diese Bilder machen Lust aufs Nachkochen.

Aber: Die Foodfotografie geht im Gesamtkonzept leider ein wenig unter. Denn viele Fotos zeigen keine Gerichte, sondern Menschen beim Urlauben. Stevan Paul steht mit Pizza-Luftmatratze am Steg (Coverfoto), Kinder schaukeln, ein Mann rudert auf dem See, Wäsche flattert auf der Leine. Das ist schön gedacht – es soll Urlaubsfeeling erzeugen – doch gerade bei einem Kochbuch wünscht man sich mehr visuelle Präsenz der Rezepte. Hier wird oft eher Stimmung als Substanz transportiert. Das Resultat: emotional gut gemeint, aber kulinarisch manchmal zu vage.

• Layout und Gestaltung
Das Layout stammt von Clara Berlinski und Ana Iankova – und es trägt sichtbar dazu bei, dass das Buch eine sehr eigene, sommerlich-bunte Anmutung bekommt. Die Schrift ist klar, alle Texte sind gut lesbar, und die Rezepte erscheinen auf weißem Grund in schwarzer Schrift – klassisch, aufgeräumt, funktional.

Was allerdings stört: Nicht alle Rezepte trennen Zutatenliste und Zubereitung sauber voneinander. In einigen Fällen sind die Zutaten fett gedruckt in den Fließtext der Anleitung eingebaut. Das erschwert das Nachschlagen und macht es unübersichtlich – besonders, wenn man spontan entscheiden möchte, ob man alle Zutaten im Haus hat. Für ein Buch, das sich als alltagstauglich und unkompliziert positioniert, ist das ein echter Minuspunkt.

• Nutzung der Bilder
Jedes Rezept ist bebildert – was prinzipiell großartig ist. Doch nicht immer steht das Gericht im Zentrum. Manchmal ist es nur klein im Bild zu sehen, in den Händen einer Person oder am Rand einer Urlaubstafel. Der Fokus liegt stark auf Menschen, Szenen, Gegenständen mit Ferienhauscharakter: bunte Tischdecken, Gartensesselbezüge, Stege, Seen, Wiesen. Diese „visuelle Erzählung“ vom Urlaub mit Familie und Freund*innen ist konsequent, aber nicht immer hilfreich beim Kochen.

Die Farbgestaltung ist von dieser Erzählweise ebenfalls stark beeinflusst: jede Doppelseite greift farblich das Foto gegenüber auf. Ist ein Tischtennisschläger auf dem Bild, wird die Seite in Orange-Gelb gehalten. Ist ein Wald zu sehen, dominiert dunkles Grün. Das wirkt abwechslungsreich, aber auch etwas unruhig – und verstärkt den Eindruck, dass dem Buch eine visuelle wie inhaltliche Klammer fehlt. Es bleibt optisch verspielt, aber konzeptuell leicht zerfasert.

Ein kleiner Lichtblick – und eine wirklich liebevolle Geste – ist das Maskottchen des Buches, die Bachstelze „Stelzi“, die als kleine gezeichnete Figur immer wieder auftaucht. Sie sorgt für ein Augenzwinkern und wird Kindern (und auch manchen Erwachsenen) garantiert ein Lächeln entlocken.

7. Sprache & Anleitungen

Stevan Paul schreibt in einem angenehm persönlichen, unaufgeregten Ton, der Lust aufs Kochen macht und genau das vermittelt, was auch das Buch selbst einfangen möchte: entspannte Urlaubsküche, die Spaß macht, ohne Stress. Auch die Anleitungen sind überwiegend klar strukturiert, gut nachvollziehbar und in aller Regel auch für weniger geübte Köch*innen geeignet. Nur gelegentlich wird der Lesefluss durch ein gestalterisches Manko erschwert: In einigen Rezepten sind die Zutaten nicht in einer klassischen Liste abgesetzt, sondern fettgedruckt im Fließtext versteckt – was besonders beim schnellen Nachschlagen oder Einkaufen unpraktisch ist. Hier hätte man sich eine durchgängigere redaktionelle Linie gewünscht.

Was das Buch dafür auszeichnet, sind die vielen kleinen Zusatztipps, die wie beiläufig eingestreut sind – Hinweise zum Austausch einzelner Zutaten, clevere Resteverwertungen, und Ideen für improvisierte Alternativen, wenn im Ferienhaus mal etwas fehlt. Es sind genau diese Hinweise, die dem Buch seine Alltagstauglichkeit und seinen sympathischen Ton verleihen.

Erwähnenswert ist auch das sehr sorgfältige Lektorat von Else Rieger. Bislang ist mir nur ein einziger inhaltlicher Fehler aufgefallen – nämlich bei Peperoni e Patate, wo ausgerechnet die namensgebende Paprika in der Zutatenliste fehlt. Ansonsten ist das Buch sprachlich wie strukturell überdurchschnittlich gut redigiert – was für ein so vielseitiges und reich bebildertes Werk alles andere als selbstverständlich ist. Ein großes Kompliment an dieser Stelle – das trägt maßgeblich dazu bei, dass „Einfach Urlaub“ trotz seiner kleinen Schwächen so angenehm lesbar und nutzbar bleibt.

8. Besonderheiten

„Einfach Urlaub“ lebt von seiner Atmosphäre. Es ist mehr als nur ein Kochbuch – es ist eine Einladung zum sommerlichen Müßiggang, ein Plädoyer für entspannte Mahlzeiten mit Familie und Freund*innen, ein liebevoll kuratierter Reiseführer durch die kleinen Freuden der warmen Jahreszeit.

Was das Buch besonders macht, ist diese Verbindung aus Rezepten, Geschichten, Stimmungen und Alltagstipps. Stevan Paul erzählt nicht nur, wie man kocht – er erzählt, wie man Urlaub lebt. Dabei lässt er viel Persönliches einfließen: Er nimmt uns mit in seine eigene Urlaubsküche, empfiehlt ein Kinderbuch (James Krüss!), teilt Tricks für die Kühltasche oder zeigt, wie man mit Resthitze vom Grill noch Antipasti fürs nächste Picknick zubereiten kann.

Auch visuell hat das Buch eine klare Erzählabsicht: Es möchte Feriengefühl transportieren – mit Bildern, die oft mehr vom Leben zeigen als vom Essen. Das mag man mögen oder nicht – aber es ist ein konsequent durchgezogenes Konzept, das sich bis zur farblich abgestimmten Gestaltung jeder Doppelseite zieht.

Sehr sympathisch ist auch die kleine Figur der Bachstelze Stelzi, die immer wieder auftaucht – mal gezeichnet, mal erwähnt – und als heimliches Maskottchen des Buches mitflattert. Eine charmante Idee, die dem Buch zusätzlich Persönlichkeit verleiht.

Ein echtes kleines Extra – und gleichzeitig eine große Stimmungsgarantie – ist zudem die begleitende Spotify-Playlist, die Stevan Paul zum Buch zusammengestellt hat. Mit einem QR-Code gelangt man direkt zur musikalischen Untermalung der Urlaubsrezepte – und wenn dann die Pasta blubbert, der Aperitif klirrt und Peter Fox oder De Phazz aus dem Lautsprecher klingen, ist das Sommerfeeling komplett.

Und es gibt noch mehr digitale Unterstützung: An mehreren Stellen im Buch sind QR-Codes eingebaut, die zu kurzen Videoclips auf Stevan Pauls Website führen – zum Beispiel zur Hühnerzerlegung oder zu wichtigen Grilltipps für Anfänger*innen. Diese Clips sind kurz, klar, alltagsnah – und ein echter Mehrwert, besonders für alle, die lieber sehen als lesen.

Und dann ist da noch etwas, das nicht ausdrücklich als Besonderheit gekennzeichnet ist, aber spürbar mitschwingt: die Haltung. „Einfach Urlaub“ ist ein undogmatisches Kochbuch. Es will nicht missionieren, nicht belehren – sondern einfach Lust machen auf gutes Essen, gute Gesellschaft und kleine Glücksmomente. Das ist im besten Sinne unperfekt und lebensnah – und das macht dieses Buch, trotz all seiner Widersprüche, besonders.

9. Preis-Leistungs-Verhältnis

Preis: 32 Euro

Damit liegt das Buch im oberen Mittelfeld für moderne, hochwertig produzierte Kochbücher. Angesichts der durchgängig hochwertigen Ausstattung, der stimmungsvollen Fotografie, der persönlichen Texte und der begleitenden Extras wie Spotify-Playlist und QR-Codes zu Erklärvideos ist dieser Preis absolut nachvollziehbar.

Man bekommt ein sehr schön gestaltetes, umfangreiches Buch mit über 60 Rezepten, dazu persönliche Anekdoten, praktische Tipps und multimediale Begleitung. Die Verarbeitung ist hochwertig, der Einband stabil, das Papier angenehm griffig – es fühlt sich wertig an, wie man es vom Brandstätter Verlag gewohnt ist.

Kritisch bleibt anzumerken, dass nicht alle Rezepte dem Allround-Anspruch des Titels gerecht werden – für reine Camping- oder Minimalferienküchen ist das Buch teilweise zu anspruchsvoll, für geübte Hobbyköch*innen zuweilen zu banal. Wer jedoch das Buch nicht als reines Ferienkochbuch, sondern als Inspiration für die sommerliche Alltagsküche zu Hause versteht, bekommt für den Preis viele schöne Ideen, charmante Texte und jede Menge Sommerstimmung.

Unterm Strich: Kein Schnäppchen, aber ein liebevoll gemachtes, inhaltlich durchaus auch starkes Buch, dessen Preis durch Konzept, Gestaltung und Zusatzmaterial gerechtfertigt ist – besonders für alle, die neben dem Kochen auch gerne blättern, lesen und sich inspirieren lassen.

10. Gesamteindruck & Empfehlung

„Einfach Urlaub“ ist ein liebevoll gestaltetes, ideenreiches und atmosphärisch dichtes Kochbuch, das auf gut 190 Seiten nicht nur Rezepte liefert, sondern ein ganzes Lebensgefühl transportieren möchte: den Sommer in seiner besten, entspanntesten Form.

Die Grundidee – unkomplizierte Ferienküche mit Charme und Alltagstauglichkeit – ist sympathisch, der Ton von Stevan Paul wie immer zugänglich, herzlich und sehr persönlich. Man spürt seine große Lust am Kochen, am Teilen, am Feiern der kleinen Dinge. Auch mit diesem Buch beweist er: Aus einfachen Zutaten können wunderbare Gerichte entstehen – ohne viel Chichi, aber mit viel Geschmack.

Und doch bleibt „Einfach Urlaub“ ein Buch, das man nicht allen uneingeschränkt empfehlen kann – zumindest nicht, wenn man es als reines Ferien- oder Campingkochbuch versteht. Denn dafür sind viele Rezepte dann doch zu aufwendig, zu materialintensiv oder auf eine Ausstattung angewiesen, die man unterwegs oft nicht hat. Der Versuch, sowohl Campingküche, Ferienwohnung als auch sommerliches Zuhause unter einen Deckel zu bringen, führt zu einer gewissen Unschärfe: Es wird nicht ganz klar, für wen das Buch eigentlich gedacht ist.

Ein weiteres Manko im Hinblick auf die Idee der Ferienküche: Es fehlen Querverweise oder ein Zutatenregister, das etwa aufzeigt, wie sich angebrochene Gläser mit Oliven, Peperoni oder eingelegtem Gemüse sinnvoll in weiteren Rezepten verwenden lassen. Gerade das wäre im Urlaub, wo man meist mit begrenzten Vorräten arbeitet, sehr hilfreich gewesen.

Wer aber keinen stringenten Ferienhaus-Ratgeber erwartet, sondern ein charmantes Sommerkochbuch mit vielen Ideen, persönlichen Noten, QR-Codes zu Videoanleitungen und einer begleitenden Spotify-Playlist, der bekommt hier ein Buch, das Lust macht auf Kochen, Zusammensein und gute Laune am Herd – ganz egal, wo dieser gerade steht.

Allen, die konkret auf der Suche nach einem praktikableren Kochbuch für Campingküche oder Urlaub mit Gaskocher sind, sei ausdrücklich Stevan Pauls erstes Buch zum Thema empfohlen (s.o.): „Open Air – Das Festival- und Campingkochbuch“ (ebenfalls Brandstätter Verlag, leichtes Paperback, über 100 Rezepte für 12,99 Euro). Dort gelingt es ihm aus meiner Sicht noch konsequenter, die beschränkten Möglichkeiten der mobilen Küche ernst zu nehmen – und mit genau dieser Reduktion kreative, köstliche Gerichte zu entwickeln.

Trotz dieser Kritikpunkte bleibt für mich persönlich: Ich schätze Stevan Paul und seine Küche sehr – seine Rezepte, seine Haltung, seine Art, Essen und Alltag miteinander zu verweben. Auch in „Einfach Urlaub“ zeigt sich wieder, wie viel Freude, Wärme und Kreativität in seiner Kochkunst steckt. Es ist kein perfektes Buch. Aber es ist ein Buch mit Seele. Und das zählt.

11. Bewertung

Gesamtbewertung: 🥄🥄🥄🥄

Bewertung nach Kategorien:
• Inhalt und Konzept: 🥄🥄🥄
• Zielgruppe: 🥄🥄
• Rezepte und Vielfalt: 🥄🥄🥄🥄🥄
• Schwierigkeitsgrad: 🥄 🥄
• Fotografie und Design: 🥄🥄🥄🥄
• Sprache und Anleitungen: 🥄🥄🥄🥄
• Besonderheiten: 🥄🥄🥄🥄🥄
• Preis-Leistungs-Verhältnis: 🥄🥄🥄🥄

12. Nachgekocht

Gurkenkracher-Salat (S. 83)
Wirklich sommerlich frisch und knackig – mit grüner Paprika dazu, Kichererbsen, Reisvermicelli (ich hatte welche aus Bohnen, die ich im Asialaden ohne Blick auf das Kleingedruckte gekauft habe— sie schmeckten aber wirklich gut, also eigentlich sind beide Sorten eher geschmacksneutral… 😉😄) und Haselnüssen und einer Dressing, die das glibberige Gurkeninnere mit Reisessig, Olivenöl, etwas Gemüsebrühe und grünem Tabasco zu einer frischen, mildscharfen und feinsäuerlichen Sauce adelte. Noch etwas frischen Dill und Minze hinzu – topp!
Dazu gab es hier ein Stück gebratenen Fisch – super! 😊
Tomaten-Ricotta-Tarte (S. 115)
Sehr reichhaltige, leckere Füllung aus Tomaten, Ricotta, Schalotten, Knoblauch, Kräuterfrischkäse, Parmesan und Eiern, die auf einen Filoteig-Boden kommt. Pfiff bekommt sie durch das frische Topping aus kurz gegarten Erbsen und Frühlingszwiebel sowie Dill. 
Sehr lecker! Kann man gar nichts mit falsch machen. 😋
Schnelle Ajvar-Pasta mit Crème fraîche (S. 22)
Für das schnelle Essen am Tag der Ankunft im Ferienhaus empfiehlt Stevan Paul dieses einfache und blitzschnelle Essen. Und die Idee, Ajvar als Geschmacksträger zu nutzen, ist wirklich einfach genial – schmeckt ganz hervorragend und löst hier die klassische einfache Tomatensauce, die wir sonst oft an einem solchen Abend gemacht haben, ab.
Für die Sauce werden Zwiebel und Knoblauch in Olivenöl angedüstet, dann kommen Ajvar und Gemüsebrühe dazu und ich bin dem Tipp gefolgt, auch noch Zitronenschale und Chili dazu zu geben. Man könnte sie auch noch weiter aufpeppen, mit Kapern, Oliven und Makrelenfilets oder Röstpaprika aus dem Glas… oder… oder… 😊
Der Clou ist der Klecks Kräuter-Crème fraîche, der als Topping oben aufkommt – hier gab es etwas mehr davon, weil der Parmesan im heimischen Kühlschrank geblieben ist. Wie das so passiert, im Urlaub. 😄
Linsensalat mit Grillkäse und Trauben (S. 35)
Das geht immer – eine schöne und wieder sehr einfache Mahlzeit ist dieser Salat.
Die Weintrauben werden in Essig und Honig mit etwas Salz “mariniert“; die Linsen bekommen eine Vinaigrette aus Olivenöl, Weißweinessig, Gemüsebrühe, Dijon Senf und Honig sowie einer Lauchzwiebel und alles wird auf ein Bett von Spinat arrangiert. Der Grillkäse war hier Ziegen-Brattaler vom Hof Rösebach – ich finde den köstlich und er passte perfekt.
Ein paar Pinienkerne on top und man fühlt sich wie Gott in Frankreich im Urlaub. ☺️
Spaghetti rosso (S. 58)
Oliven, Kapern und Knoblauch, Tomatenmark und Butter und Olivenöl sowie Gemüsebrühe – das ist alles, was es braucht. Und da Fett bekanntlich ein Geschmacksträger ist und die Brühe auch noch Aromen einbringt, schmeckte es wunderbar rund. Ich hatte gesalzene Butter da – wunderbar.
Eigentlich soll bei Pauls Rezept neben Parmesan noch Rucola am Ende obenauf gegeben werden. Den hatte ich nicht, aber Petersilie. Auch gut!
Cibo molto gustoso! 🍝

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