Luzia Ellert – Wilde Beeren

1. Eckdaten

Titel: „Wilde Beeren“

Autor*innen: Fotografie: Luzia Ellert, Rezepte: Gabriele Halper,
Texte: Klaus Dünser

Verlag: Collection Rolf Heyne

Erscheinungsjahr: 2014

2. Inhalt und Konzept

Beschreibung des Konzepts

„Wilde Beeren“ ist kein klassisches Kochbuch. Es ist ein Streifzug durch Landschaften, Jahreszeiten, Kindheitserinnerungen, Naturverbundenheit – und ja, natürlich auch durch die Welt der Beerenküche. Das Buch verbindet in außergewöhnlicher Weise kulinarische Inspiration mit atmosphärischer Fotografie und kleinen, erzählerischen Miniaturen. Es erzählt Geschichten von der Lust aufs Land, von der Rückkehr zur Natur, vom Sammeln, Verwerten und Genießen.

Statt nüchterner Anleitung steht hier der sinnliche Zugang zum Thema im Vordergrund. Die Rezepte sind nicht nur funktional, sie sind Teil einer größeren Erzählung – eingebettet in saisonale, poetische und oft anekdotische Texte. Der Schwerpunkt liegt auf Wildbeeren und ihren kultivierten Verwandten, die in all ihren Erscheinungsformen gefeiert werden: süß, sauer, eingeweckt, fermentiert, destilliert oder schlichtweg pur.

Dabei betont das Buch die Natürlichkeit: keine Kalorientabellen, keine Nährwertanalysen – stattdessen: Lebensfreude, Genuss, ein liebevoller Blick auf das, was rund ums Haus, im Garten, am Waldrand oder auf der Alm gedeiht. Im Zentrum steht die Rückbesinnung auf einfache Dinge – und der Genuss, der daraus entsteht.

Besonderheiten des Buches

Was „Wilde Beeren“ so besonders macht, ist das gelungene Zusammenspiel dreier Handschriften: Luzia Ellert verleiht dem Buch mit ihrer reduzierten, hochästhetischen Bildsprache eine visuelle Eleganz, die Beeren in all ihrer Natürlichkeit feiert – mal roh, mal verarbeitet, mal inszeniert, aber nie überstilisiert. Gabriele Halper steuert eine Vielzahl an Rezepten bei, die zwischen bodenständig und raffiniert changieren, dabei aber immer zugänglich bleiben. Und Klaus Dünser bringt mit seinen kleinen, oft augenzwinkernden Texten eine literarische Ebene ein, die das Buch über das rein Kulinarische hinaushebt.

„Wilde Beeren“ ist Bildband, Lesebuch und Kochbuch zugleich – ein Genussbuch, das sich dem Thema mit allen Sinnen nähert. Die Kapitelüberschriften folgen keiner konventionellen Struktur, sondern erzählen eine Art imaginäres Beerenjahr, angesiedelt irgendwo im alpenländischen Raum: zwischen Garten, Wirtshaus, Kindheitserinnerung und Vorratskammer. Es ist ein österreichisch gefärbter Blick aufs Sammeln, Kochen, Genießen – begleitet von einer großen Liebe zur Natur, zur Saisonalität und zum langsamen Leben.

Verzichtet wird konsequent auf Kalorientabellen oder Ernährungsratschläge – stattdessen stehen Genuss, Sinnlichkeit und die Freude am Einfachen im Vordergrund. Das Buch lädt dazu ein, das Jahr mit Beeren zu erleben: vom ersten Walderdbeerenglück bis zum Eingemachten am Silvesterabend. Es ist ein Plädoyer für mehr Geschmack, weniger Dogma – und ein wunderschönes Statement dafür, dass gute Kochbücher nicht laut sein müssen, um zu wirken.

Struktur des Buches

Das Inhaltsverzeichnis ist erzählerisch und verspielt gestaltet, es trägt poetische Titel statt funktionaler Kapitelbezeichnungen. Es sind die Überschriften der eingeschobenen kurzen literarischen Einwürfe von Klaus Dünser. Die Dramaturgie folgt dem Jahreslauf – vom ersten Erdbeerglück bis zum letzten Glas Eingemachtes am Neujahrstag, hier einige Beispiele für die Titel und die dort zu findenden Rezepte:

Frühling & Frühsommer:

„Erdbeeren! Walderdbeeren!“, „Frühling, wie er am besten schmeckt“, „Als erstes blüht immer“, „Beerenhunger“
Rezepte dazu, z.B. Rindersteak mit feurigen Erdbeeren, Erdbeer-Tiramisu im Glas mit Veilchenzucker, Erdbeergelee mit Waldmeister, Fliederblütensirup, Erdbeer-Mandeltorte mit Holunderblütencreme, Gebratene Hendlbrust auf Rucola-Himbeer-Salat mit Himbeeressig.

Hochsommer:

„Hitzeferien“, „Noch so ein Sommertag“, „Die heurige Stachelbeer-Ernte“, „Plötzlich kommt Wind auf“
Ausgewählte Rezepte: Schafskäse mit gelben Tomaten und Ribiseln, Schwarzbeerdatschi, Heidelbeerchutney, Stachelbeerfrappé, Himbeer-Sekt-Marmelade mit Ananasminze, Cassislikör, Heidelbeerkompott mit Zitronenverbene, Brombeerblättertee.

Herbst:

„Herbstfarben“, „Letzte Ernte“, „Obwohl die Pâtisserie“, „All die süßen Früchtchen“
Einige Rezepte dazu: Geräucherte Entenbrust mit Brombeer-Senf-Sauce, Espressocreme mit Brombeeren, Maronicremenocken auf Heidelbeerkompott mit Zitronenverbene, Preiselbeergugelhupf.

Winter & Vorrat:

„Ab sofort geht’s ja ans Eingemachte“, „Silvester hat bei uns Tradition“, „Am Abend des Neujahrstags“
Die Rezepte u.a.: Wintermüsli mit getrockneten Beeren, Hühnerleberaufstrich mit Preiselbeeren, Wildhasenragout mit getrockneten Heidelbeeren, Scharfer Schweinebraten mit Stachelbeerchutney, 

Am Ende bietet das Buch zwei Register: eines nach Rezepttiteln, eines nach Beerenarten – sehr hilfreich für die praktische Nutzung.

3. Zielgruppe

„Wilde Beeren“ ist ein Kochbuch für Menschen, die beim Kochen nicht nur an das Ergebnis denken, sondern das Blättern, Lesen und Betrachten eines Buches als Teil des Genusses verstehen. Wer seine Kochbücher auch als haptisches und ästhetisches Vergnügen begreift und sich atmosphärisch von Land, Leuten und Jahreszeiten einfangen lassen möchte, wird mit diesem Werk viel Freude haben.

Der Zugang ist ein besonderer – mit kleinen literarischen Einschüben, poetisch betitelten Kapiteln und einer Bildsprache, die mehr erzählen will als nur „So sieht das fertige Gericht aus“. Dieser Stil wirkt heute zeitgemäß entschleunigt – und war vielleicht beim Erscheinen 2014 seiner Zeit sogar ein Stück voraus.

Gleichzeitig ist „Wilde Beeren“ aber kein Buch nur für Kennerinnen. Die Rezepte sind in der Regel sehr einfach gehalten, mit gut erhältlichen Zutaten, klar strukturierten Zutatenlisten und Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die auch Einsteigerinnen problemlos nachvollziehen können. Wer gerade erst beginnt, sich an die Küche mit Beeren heranzutasten, wird sich hier ebenso gut aufgehoben fühlen wie geübtere Köch*innen, die auf der Suche nach stimmigen, nicht alltäglichen Kombinationen sind. Gerade einige der herzhaften Gerichte oder eingestreuten Ideen für Konserviertes bieten auch Fortgeschrittenen noch spannende Impulse.

4. Rezepte und Vielfalt

Anzahl der Rezepte: 86

Vielfalt der Gerichte
Die Bandbreite der Rezepte in „Wilde Beeren“ ist beachtlich – vor allem, wenn man bedenkt, dass sich das Buch einem so spezifischen Thema widmet. Insgesamt finden sich 86 Rezepte im Buch, und es wird wirklich ausgelotet, was sich mit Beeren alles anstellen lässt: von klassisch-süß bis herzhaft, von Frühstück bis Vorratsregal.

Die Reise beginnt mit getrockneten Beeren im Müsli, führt über warme und kalte Salate, in denen etwa Heidelbeeren oder Himbeeren einen fruchtigen Kontrapunkt setzen, weiter zu Schmortöpfen mit Wild oder Geflügel, die durch ein beeriges Chutney oder eine Preiselbeersauce ihre Tiefe gewinnen. Auch Kuchen, Torten, Crumbles und andere Backwaren kommen nicht zu kurz – mal klassisch, mal mit einem kleinen Twist.

Besonders charmant ist der Bereich der eingemachten Köstlichkeiten: Beeren werden zu Kompott, Sirup, Chutney, Ketchup oder Likör verarbeitet, teilweise in Kombination mit Kräutern oder Gewürzen, sodass auch für Vorratsfans viel dabei ist.

Originalität und Kreativität
Zwar merkt man einigen Rezepten ihr Alter von über zehn Jahren ein wenig an – die ganz großen Aromaexplosionen oder mutigen Crossover-Kombinationen, wie sie heute oft gefeiert werden, sucht man hier eher vergeblich.  Dafür aber überzeugt das Buch mit einem soliden, zeitlosen Fundus: viele klassische Zubereitungen, die nicht nur funktionieren, sondern auch immer wieder gut sind – und einige Kombinationen, die man heute kaum noch in aktuellen Kochbüchern findet. Gerade diese Mischung aus Vertrautem und Vergessenem macht einen großen Teil des Charmes aus.

Natürlich gibt es auch ein paar Rezepte, die heute etwas altmodisch oder bieder wirken – etwa Erdbeeren mit Schlag – aber insgesamt ist „Wilde Beeren“ bemerkenswert gut gealtert und bietet nach wie vor viel Inspiration für alle, die Beeren lieben.

5.  Schwierigkeitsgrad

„Wilde Beeren“ ist ein ausgesprochen zugängliches Kochbuch – sowohl für Einsteigerinnen als auch für erfahrene Hobbyköchinnen. Die meisten der 86 Rezepte sind leicht nachzukochen, die Zutatenlisten übersichtlich und die Schritt-für-Schritt-Anleitungen klar strukturiert. Oft genügt ein Blick, um zu wissen, was zu tun ist – komplizierte Techniken oder aufwändige Zubereitungsschritte sucht man hier vergeblich.

Gerade für Anfänger*innen, die erste Erfahrungen mit frischen oder eingelegten Beeren sammeln wollen, ist das Buch ein echter Schatz. Aber auch Fortgeschrittene finden reizvolle Ansätze, etwa in den herzhaften Kombinationen, beim Konservieren oder in der Variation klassischer Desserts.

Der Charme liegt weniger im Anspruch als in der Vielfalt – und in der Einladung, mit einfachen Mitteln etwas besonders Schönes auf den Teller (oder ins Glas) zu bringen.

6. Fotografie und Design

Bildqualität
Die Fotografien in „Wilde Beeren“ sind schlichtweg brillant. Luzia Ellert ist eine Künstlerin mit der Kamera – was sie sieht, wie sie es einfängt, welche Ausschnitte sie wählt, ist von beeindruckender ästhetischer Qualität. Ihre Bilder sind atmosphärisch dicht, handwerklich perfekt komponiert und dennoch nie überinszeniert. Sie strahlen eine Natürlichkeit aus, die nicht arrangiert wirkt, sondern fast beiläufig schön – so als wäre das Licht zufällig genau richtig, die Beere genau dann reif, das Moos genau an dieser Stelle weich. Diese visuelle Zurückhaltung, gepaart mit großem fotografischen Können, macht den Reiz des Buches aus.

Layout
Gestaltet wurde das Buch von Lorenz & Zeller – und auch hier zeigt sich große Sorgfalt. Das Layout wirkt hochwertig und stimmig, schlicht und edel. Die Rezeptseiten sind sehr klar aufgebaut: Überschriften in einem eigenen typografischen Stil, Zutatenlisten und Zubereitung jeweils gut voneinander getrennt, alles in Schwarz-Weiß gehalten und durchweg gut lesbar. Weißraum wird bewusst eingesetzt, ohne dass etwas leer wirkt. Die gesamte Gestaltung unterstützt das ruhige, entschleunigte Gesamtkonzept und verleiht dem Buch eine zeitlose Eleganz.

Nutzung der Bilder
Die Bilder zeigen nicht nur Speisen, sondern auch Zutaten, Naturdetails und stimmungsvolle Landschaften. Manchmal ist einem Rezept ein Bild der jeweiligen Frucht oder eine Naturaufnahme zugeordnet, nicht zwingend das fertige Gericht. Das hat einen klar ästhetischen und künstlerischen Anspruch – hier geht es nicht primär um praktische Orientierung, sondern um Stimmung und Poesie im Bild. Das ist konsequent gedacht und umgesetzt, auch wenn mancher vielleicht erwarten würde, dass zu jedem Rezept ein fertiges Gericht abgebildet ist. Doch „Wilde Beeren“ will genau das nicht sein – und gewinnt dadurch an Charakter.

Besonders auffällig sind die reinen Bildstrecken über mehrere Seiten hinweg: aneinandergereihte Natur- und Food-Fotografien, die ohne erklärenden Text funktionieren und das Buch beinahe zu einem Bildband machen. Auch das Cover verdient eine besondere Erwähnung: Erdbeeren und Blüten auf einem grünen Grund, ungewöhnlich gesetzt, hochästhetisch, ohne künstlich zu wirken – ein visuelles Versprechen, das das Buch auf jeder Seite einlöst.

Fazit: Die Ästhetik, die Bildsprache und das Design sind das, was dieses Kochbuch zu einem kleinen Kunstwerk machen.

7. Sprache und Anleitungen

In „Wilde Beeren“ wird sprachlich auf zwei Ebenen erzählt – und beide sind auf ihre Weise gelungen. Zum einen sind da die literarischen Einschübe von Klaus Dünser: kleine, atmosphärische Notizen, manchmal nur ein Absatz lang, manchmal fast schon essayhaft. Sie handeln von den Jahreszeiten, vom Leben auf dem Land, von Naturbeobachtungen und leisen Gedanken zum Alltag. Diese Texte lassen sich nicht in klassische Kochbuch-Kategorien pressen – sie sind poetisch, persönlich und wirken fast wie eingefangene Tagebuchzeilen. Mal nachdenklich, mal augenzwinkernd, immer aber fein beobachtet. Man könnte sie auch als „kulinarische Prosa-Miniaturen“ bezeichnen, die das Kochbuch zu einem Lesebuch erweitern.

Ganz anders – aber ebenso gelungen – sind die eigentlichen Rezeptanleitungen gehalten: präzise, klar und auf das Wesentliche reduziert. Die Sprache ist unprätentiös und gut verständlich, auf erklärenden Ballast wird verzichtet. Die Gliederung in Zutaten und Zubereitung ist übersichtlich, alles ist leicht nachvollziehbar – sowohl für Anfänger*innen als auch für fortgeschrittene Hobbyköch*innen.

Was ebenfalls positiv auffällt: Die österreichische Prägung zeigt sich charmant und authentisch – etwa in den Begriffen für Beeren („Ribiseln“ statt Johannisbeeren) oder in Rezepttiteln, die an die alpenländische Küche erinnern. Die sprachliche Qualität wird durch ein sorgfältiges Lektorat abgerundet – Fehler sind mir im gesamten Buch keine aufgefallen. Alles liest sich stimmig und professionell. Die Collection Rolf Heyne war bekannt für ihre hochwertigen Buchproduktionen, und auch hier zeigt sich das in jeder Zeile.

Fazit: Ein durch und durch gelungenes Sprachniveau – literarisch, klar und zugleich zugänglich. Eine Kombination, die immer noch Seltenheitswert hat.

8.  Besonderheiten

„Wilde Beeren“ hebt sich in vielerlei Hinsicht vom klassischen Kochbuch ab – und das ganz bewusst. Es ist ein ästhetisches Gesamtkunstwerk, das Kulinarik, Natur, Fotografie und literarische Reflexion miteinander verbindet. Das Zusammenspiel der drei Autor*innen – Luzia Ellert (Fotografie), Gabriele Halper (Rezepte) und Klaus Dünser (Texte) – verleiht dem Buch Tiefe und eine klare künstlerische Handschrift.

Eine Besonderheit ist der starke Bezug zur Natur, der sich nicht nur in den Bildern, sondern auch in der Struktur und im Ton des Buches widerspiegelt. Die Rezepte sind über das Jahr hinweg in kleine erzählerische Kapitel eingebettet, die sich an den Jahreszeiten orientieren – aber eben nicht nüchtern nach „Frühling“, „Sommer“ usw. benannt sind, sondern mit poetischen Titeln wie „Beerenhunger“, „Plötzlich kommt Wind auf“ oder „Ab sofort geht’s ans Eingemachte“.

Das Buch arbeitet auch mit fotografischen Bildstrecken ohne Text, die mehr an Kunstbände als an Kochbücher erinnern. Diese Ästhetik zieht sich bis ins Detail – vom Layout über das Papier bis hin zum stimmig gestalteten Register nach Zutaten und Rezepttiteln.

Auch die österreichische Prägung ist eine Besonderheit: Sie verleiht dem Buch einen regionalen Charakter, der aber nie ausgrenzt. Stattdessen erweitert er den Blick auf eine Küche, die sowohl bodenständig als auch feinfühlig mit den Produkten umgeht.

Nicht zuletzt: Das Buch stammt aus dem inzwischen eingestellten Verlag Collection Rolf Heyne, der lange für besonders hochwertig produzierte Kochbücher stand – was „Wilde Beeren“ heute fast schon zu einem bibliophilen Sammlerstück macht.

9. Preis-Leistungs-Verhältnis

Die gebundene Ausgabe von „Wilde Beeren“ kostete zur Erstveröffentlichung 2014 39,95 € – und auch wenn das für ein Kochbuch kein Schnäppchen war, kann man heute rückblickend sagen: Jeder Cent war gut investiert. Denn dieses Buch bietet weit mehr als nur Rezepte. Es ist hochwertig verarbeitet, mit Leineneinband, matt gestrichenem, festem Papier und einer gestalterischen Sorgfalt, wie man sie heute nur noch selten findet. Die Kombination aus herausragender Fotografie, literarischen Texten und einer ästhetisch bis ins Detail durchkomponierten Gestaltung macht es zu einem echten Kunstobjekt in Buchform.

Heute ist „Wilde Beeren“ nur noch antiquarisch erhältlich – allerdings mit etwas Glück noch in originalverpackten Exemplaren aus der Restauflage. Wer gut recherchiert, kann das Buch inzwischen meist deutlich günstiger erwerben, oft für die Hälfte oder weniger des Originalpreises.

Angesichts des Inhalts, der Ausstattung und des ganz besonderen Charakters ist das Preis-Leistungs-Verhältnis aus heutiger Sicht exzellent – zu den derzeitigen Marktpreisen sowieso. Ein echter Geheimtipp für Liebhaber*innen schön gemachter Kochbücher.

10.  Gesamteindruck & Empfehlung

„Wilde Beeren“ ist kein Kochbuch, das laut um Aufmerksamkeit ruft. Es ist ein stilles, sorgfältig komponiertes Werk, das seine Wirkung Seite für Seite entfaltet – durch seine poetischen Texte, seine herausragende Bildsprache, seine ruhige Gestaltung und die Liebe zu den kleinen Dingen. Es verbindet Kulinarik mit Ästhetik, Naturbetrachtung mit Rezepttradition und ist damit weit mehr als die Summe seiner Teile.

Die 86 Rezepte reichen von unkomplizierten Klassikern bis hin zu feinen Kombinationen, die auch erfahrene Köch*innen noch inspirieren. Alles ist klar strukturiert, nachvollziehbar erklärt und eingebettet in eine sehr eigene, stimmige Welt. Ja, einige Gerichte wirken heute vielleicht etwas schlicht – aber genau das ist Teil der Qualität: zeitlos statt trendgetrieben. Und: gut gealtert.

Gerade weil dieses Buch sich bewusst vom Mainstream absetzt – mit literarischen Einschüben, Bildstrecken und einer Bildsprache, die mehr erzählt als zeigt –, bleibt es so bemerkenswert eigenständig. Wer sich auf diese besondere Mischung einlässt, wird belohnt mit einem Werk, das sich nicht nur durchblättern, sondern erleben lässt.

Für mich ist „Wilde Beeren“ ein LeseLust- & Löffel-Liebling fürs Leben: ein Buch, das bleibt. Und eines, das ich nicht nur zum Kochen, sondern auch zum Innehalten und Genießen immer wieder gern zur Hand nehme.

11. Bewertung

  • Gesamtbewertung: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
  • Bewertung nach Kategorien:
    • Inhalt und Konzept: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
    • Zielgruppe: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
    • Rezepte und Vielfalt: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄

    • Schwierigkeitsgrad: 🥄 🥄
    • Fotografie und Design: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
    • Sprache und Anleitungen: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
    • Besonderheiten: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄
    • Preis-Leistungs-Verhältnis: 🥄🥄🥄🥄🥄🥄

12. Nachgekocht

Gebratene Hendlbrust auf Rucola-Himbeer-Salat mit Himbeeressig (S. 117)
Damit ist eigentlich auch schon alles zum Rezept gesagt… 
Honig, Olivenöl, ein Stück Chilischote, rote Zwiebeln spielen auch noch eine Rolle und das Huhn wird kurz in Olivenöl aufgeschäumter Butter angebraten, bevor es bei 120 Grad noch in den Backofen (hier Airfryer) wandert. 
Ein schön einfacher und schneller Sommersalat. 
Mohnnudeln mit Rotwein-Heidelbeer-Sauce (S. 137)
Sehr gut – die Rotwein-Heidelbeer-Sauce wird mit Nelke und Orangenschale gewürzt und Honig gibt etwas Süße dazu. Die Kartoffel-Schupfnudeln werden in einer Butter-Mohn-Brösel-Mischung, die mit etwas Vanillezucker gesüßt wird, gewälzt. Hier blieb viel von der Mohnmischung übrig. 🤷‍♀️
Zum Schluss kommt noch etwas Puderzucker darüber und dann darf serviert werden. 🤤
Schafskäse mit gelben Tomaten und Ribiseln (S. 127)
Die Kombi (hier war es Ziegen- statt Schafskäse) funktioniert sehr gut. Es kommt frischer Oregano dazu und die Dressing besteht aus Olivenöl und Balsamico bianco mit abgeriebener Orangenschale darin. Mal was anderes als Caprese.
Rindersteak mit feurigen Erdbeeren (S. 31)
Ein Volltreffer. Ganz köstliches Zusammenspiel. Die Filetsteaks werden im Ofen bei 80 Grad vorgegart und kommen danach erst in die Pfanne.
Dazu kommen die Erdbeeren in einen Sud aus Schalotten, die nach dem Anschwitzen mit Zucker karamellisieren dürfen und mit Rotweinessig abgelöscht werden. Nach etwas Einköcheln kommt das Ganze vom Herd, die Erdbeeren werden hineingegeben und rosa Pfefferbeeren. Vor dem Servieren wird das Steak mit den Erdbeeren noch mit frischem Chili bestreut – so gut!!! 😍🍓😋 Tolles Rezept!

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